Skeleton Key: Alex Riders Dritter Fall
war echt, denn was er bisher nur vermutet hatte, war jetzt von Conrad unwiderruflich bestätigt worden.
Conrad lächelte. Oder jedenfalls lächelte ein Mundwinkel. Der andere brachte nur ein leichtes Zucken zustande. »Mit leugnen verschwendest du nur Zeit«, sagte er lässig. »Ich will von dir erfahren, warum ihr hierhergekommen seid.«
»Keine Ahnung, wovon Sie reden«, sagte Alex unsicher, noch immer zutiefst erschüttert. »Si e … Sie haben den Falschen erwischt.«
Wieder lächelte Conrad, doch dieses Mal war es ein bösartiges Grinsen. »Ein bisschen ungewohnt, ein Kind zu verhören, aber ich genieße es richtig. Du bist der Einzige, der noch am Leben ist. Also noch mal von vorn, Alex Rider: Warum seid ihr auf die Skelettinsel gekommen? Was hattet ihr vor?«
»Ich hatte überhaupt nichts vor!« Trotz allem glaubte Alex immer noch, seine Deckung nicht aufgeben zu dürfen, und redete weiterhin mit amerikanischem Akzent. »Mein Dad ist Filmproduzent. Mit der CIA hat er nichts zu tun. Wer sind Sie überhaupt? Und warum haben Sie mich hierhergebracht?«
»Meine Geduld ist bald zu Ende!« Conrad holte tief Luft, als strenge ihn das Sprechen viel zu sehr an. »Sag mir endlich, was ich wissen will!«
»Ich verbringe hier meine Ferien!«, schrie Alex. »Das hab ich doch schon gesagt!«
Conrad betrachtete ihn schweigend. Dann beugte er sich dicht über sein Gesicht. »Bis jetzt hast du mir nur Lügen erzählt«, sagte er leise. »Jetzt, mein Freund, wirst du die Wahrheit sagen.«
Er griff nach einem Metallkasten, auf dem zwei große Schaltknöpfe angebracht ware n – ein roter und ein grüner. Ein dickes Gummikabel hing aus dem Kasten. Conrad drückte auf den grünen Knopf. Sofort spürte Alex einen Ruck. Eine Warnglocke bimmelte. Irgendwo weiter weg heulte ein Elektromotor auf. Ein paar Sekunden später setzte sich das Förderband in Bewegung.
Alex kämpfte mit aller Kraft gegen die Lähmung an, die die Betäubungsspritze verursacht hatte. Er schaffte es, den Kopf so weit zu heben, dass er über seine Fußspitzen hinwegblicken konnte. Was er sah, jagte einen Schock durch seinen ganzen Körper. Schwindelgefühle packten ihn und er glaubte, ohnmächtig zu werden. Das Förderband transportierte ihn auf zwei riesige rotierende Mühlsteine zu, die noch ungefähr sieben Meter entfernt waren. Sie waren übereinander angebracht und berührten sich beinahe. Das Förderband endete genau an dem winzigen Spalt zwischen ihnen.
Alex lag hilflos auf dem Band; es gab nichts, absolut nichts, was er tun konnte. Er wurde mit ungefähr fünf Zentimetern pro Sekunde zu den Mühlsteinen transportiert. Das bedeutete, dass er sie in wenigen Minuten erreichen würde. Dann würde er buchstäblich zerquetscht werde n – von den Füßen aufwärts. Der Tod, den der verkrüppelte Mann für ihn geplant hatte.
»Weißt du, wie Zucker hergestellt wird?«, fragte Conrad genießerisch. »Das hier ist nämlich eine Zuckerrohrmühle. Früher wurde die Maschinerie durch Dampf angetrieben, heute ist alles elektrisch. Das Zuckerrohr wurde von den Colonos , also den Bauern, angeliefert. Es wurde zunächst grob zerkleinert und dann auf das Förderband gelegt und zerquetscht. Danach wurde es gefiltert und die Feuchtigkeit wurde entzogen. Am Schluss blieb eine Art Sirup, den man in riesigen Kesseln erhitzte, bis die Masse kristallisierte.« Conrad schnappte mühsam nach Luft. »Stell dir einfach vor, Alex, du seist ein Zuckerrohr. Du befindest dich am Anfang der Verarbeitung. Du wirst zunächst zerquetscht. Bitte stell dir nur einmal vor, welche Schmerzen du erleiden wirst. Deine Zehen kommen zuerst dran, dann wirst du Zentimeter um Zentimeter zwischen die Mühlsteine geschoben. Nach den Zehen kommen deine Füße, deine Beine, deine Knie. Wie viel von deinem Körper muss zerquetscht werden, bevor dich der Tod erlöst? Denk mal drüber nach! Was auch immer passiert, ich garantiere dir, dass dein Ende alles andere als zuckersüß sein wird!«
Conrad hob den Kasten mit den beiden Schaltknöpfen in die Höhe. »Sag mir, was ich wissen will, und ich drücke auf den roten Knopf. Damit kann ich das Band stoppen.«
»Sie irren sich!«, schrie Alex verzweifelt. »Das können Sie doch nicht machen!«
»Und ob ich das machen kann! Und ich irre mich nie. Ich bitte dic h – vergeude nicht deine Zeit. Du hast sowieso nicht mehr viel übri g …«
Alex hob erneut den Kopf. Die Mühlsteine rückten mit jeder Sekunde unerbittlich näher. Er spürte ihr
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