Skeleton Key: Alex Riders Dritter Fall
ihn zu. Alex tauchte nach unten weg; Luft explodierte aus seinen Lungen. An einer Seite der Höhle lag ein großer Felsbrocken und Alex versuchte, sich so in den Spalt zwischen Felsbrocken und Wand zu zwängen, dass der Brocken zwischen ihm und dem Angreifer lag. Es schien zu funktionieren, denn der Hai drehte dicht vor ihm ab. In diesem Augenblick schoss Alex’ Hand mit dem Messer heraus. Er spürte, wie sein Arm fast mitgerissen wurde, als die scharfe Klinge in die dicke Bauchhaut direkt zwischen den beiden Flossen schnitt. Im Vorbeijagen trat etwas aus der Schnittstelle aus, das wie brauner Rauch aussa h – Blut. Dennoch wusste Alex, dass er das Tier kaum verwundet hatte; das Messer hatte ihm höchstens eine Art Nadelstich versetzt, nichts weiter. Aber dafür hatte er den Hai vermutlich noch mehr gereizt, sodass er jetzt vielleicht noch entschlossener war, sein Opfer zu bekommen.
Noch schlimmer war aber, dass er selbst jetzt stärker blutete. Bei dem Versuch, sich zu retten, hatten ihm die Korallen Arme und Beine zerkratzt. Alex spürte keine Schmerzen, sie würden sich später einstellen. Aber er hatte es wirklich geschafft, äußerst wirkungsvolle Werbung für sich zu betreiben: Hier gibt’s Abendessen, frisch und blutig. Ein Wunder, dass sich zu der Party nicht längst ein Dutzend Kumpel des großen Weißen eingefunden hatten.
Alex musste in die Höhle! Der Hai war jetzt ein wenig weiter ins Meer hinausgeschwommen. Der Höhleneingang war nur ein paar Meter links, fünf oder sechs starke Schwimmstöße, und er wäre drin, dann durch die Stalaktiten und Stalagmiten hindurch direkt zur Leiter. War das zu schaffen?
Alex schwamm mit aller Kraft los. Er paddelte mit den Schwimmflossen, ruderte verzweifelt mit den Armen und fluchte innerlich, als ihm dabei das Messer aus der Hand glitt.
Aber es war ohnehin nutzlos. Noch ein heftiger Schwimmstoß. Der Eingang zur Höhle gähnte über ihm, jetzt war er direkt davor, aber noch nicht dri n …
… und es war zu spät!
Der Hai raste auf ihn zu. Das Wasser rauschte durch die fürchterlich gefletschten Zähne. Alex warf sich mit panisch durchgebogenem Rückgrat zur Seite. Der Hai glitt nur wenige Zentimeter an seinem Körper vorbei und er spürte, wie er vom Wasserdruck des gewaltigen Körpers beiseitegedrängt wurde. Der Hai war über sein Ziel hinausgeschossen, befand sich jetzt in der Höhle, während Alex noch knapp davor war. Das Tier kam zurück, griff wieder an, und dieses Mal würde es sich nicht durch Felsenwände und -brocken ablenken lassen. Dieses Mal hatte es Alex direkt im Blick. Es gab kein Entrinnen mehr.
Und da passierte es. Alex hörte ein metallisches Surren. Direkt vor seinen Augen schossen die Stalagmiten aus dem Boden und die Stalaktiten krachten aus der Decke hera b – mehrere Reihen messerscharfer Zähne, die den Hai nicht nur zweiteilten, sondern buchstäblich in Stücke hackten. Alex sah die furchtbaren Augen, als der kaum noch am Körper hängende Kopf des Tieres hin und her peitschte. Fast konnte er das wilde Schmerzgeheul der Kreatur hören. Der Hai war gefangen in den Zähnen eines Monsters, das noch furchtbarer war als er selbst. Was war passiert? Alex trat im Wasser auf der Stelle, geschockt, erstarrt, verständnislos. Langsam wurde das Wasser klarer. Und Alex begann zu begreifen.
Turner und Troy hatten sich ein zweites Mal geirrt. Sarow wusste, dass es den Teufelskamin gab, und hatte dafür gesorgt, dass niemand durch die Höhle zu der Leiter schwimmen konnte. Die Stalagmiten und Stalaktiten waren nicht echt; sie waren aus Metall, nicht aus Stein, und waren wahrscheinlich auf einer hydraulischen Sprungfeder montiert. Vermutlich hatte der Hai, als er in die Höhle schwamm, einen Infrarot-Lichtstrahl unterbrochen und damit die Falle ausgelöst. Während Alex entgeistert die monumentale Apparatur anstarrte, zogen sich die todbringenden Zähne wieder in den Boden und in die Decke zurück. Wieder war ein Summen zu hören; der zerfetzte Kadaver des Hais wurde in die Höhle gesogen und verschwand in einer Falltür. Die Höhle hatte also einen eigenen Müllschlucker! Ganz allmählich begann Alex zu begreifen, von welchem Kaliber der Mann sein musste, der in der Casa d’Oro wohnte. Denn was immer Sarow plante und wer er auch sein mochte, er überließ offenbar nichts dem Zufall.
Alex begann auch zu verstehen, was mit den CIA-Agenten geschehen war. Bei diesem Gedanken drehte sich sein Magen um. Nur weg von hier! Und nicht nur raus aus dem
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