Skeleton Key: Alex Riders Dritter Fall
Meer mit seinen Haien und tödlichen Fallen, sondern raus aus diesem Land! Wäre er doch zu Hause geblieben!
Noch immer war eine Menge Blut im Wasser. Alex schwamm schnell, denn er hatte Angst, dass das Blut noch mehr Haie anlockte. Trotzdem achtete er sorgfältig darauf, nicht zu schnell aufzutauchen. Wenn ein Taucher zu schnell an die Oberfläche geht, wird der Stickstoff in seinem Blutstrom gefangen und ruft eine sehr schmerzhafte und potenziell tödliche Übelkeit hervor, die »inverses Barotrauma« genannt wird. Das war das Letzte, was Alex jetzt brauchen konnte. Er blieb fünf Minuten lang in drei Meter Tief e – die letzte Sicherheitspaus e –, dann schwamm er hinauf und brach durch die Wasseroberfläche.
Die Welt hatte sich verändert, seit er abgetaucht war.
Die Sonne war hinter dem Horizont verschwunden und Himmel, Meer, Land und selbst die Luft hatten eine dunkelviolette Farbe angenommen. Alex konnte Garcias Boot als dunklen Schatten ausmachen, ungefähr 2 0 Meter entfernt. Er schwamm darauf zu. Plötzlich spürte er die Kälte. Seine Zähne klapperte n – aber damit hatten sie wohl schon in dem Augenblick begonnen, in dem er den Hai zum ersten Mal gesehen hatte.
Alex erreichte das Boot. Garcia saß an Deck; eine Zigarette hing aus seinem Mundwinkel, aber er machte keine Anstalten, Alex aus dem Wasser zu helfen.
»Vielen Dank auch!«, murrte Alex.
Er schlüpfte aus dem BCD, an dem auch die Tauchflasche befestigt war, und hievte beides mühsam über die Bordwand. Dann zog er sich hoch, wobei er vor Schmerzen aufstöhnte. Erst jetzt spürte er die vielen Schnitte und Wunden, die er sich an den scharfen Korallenkanten zugezogen hatte. Völlig erschöpft ließ er sich auf das Deck fallen und blieb minutenlang bewegungslos liegen. Sein Körper zitterte unkontrollier t – vor Kälte, vor Angst, vor schierem Entsetzen. Auch sein Verstand schien erstarrt, weigerte sich, die Erinnerung an die furchtbaren Minuten wieder hervorbrechen zu lassen, in denen er mit knapper Not dem Tod entronnen war. Schließlich rappelte er sich mühsam auf.
Die Wunden brannten wie Feuer, aber er hatte jetzt keine Zeit, sich darum zu kümmern. Er öffnete den Verschluss des Bleigürtels und warf ihn zusammen mit dem Schnorchel und der Tauchmaske auf das Deck. In Turners Tasche fand er ein Strandtuch und rieb sich damit trocken. Dann schleppte er sich müde zu Garcia hinüber.
»Wir müssen verschwinden!«, rief er aufgeregt. »Turner und Troy sind tot. Die Höhle ist eine Falle! Haben Sie verstanden? Bringen Sie mich zum Hotel zurück!«
Garcia sagte immer noch nichts. Erst jetzt bemerkte Alex, dass etwas mit der Zigarette nicht stimmte, die zwischen Garcias Lippen steckte. Sie war erloschen. Alex’ Magen verkrampfte sich. Zögernd streckte er die Hand aus und berührte den Alten an der Schulter. Garcia kippte nach vorn. In seinem Rücken steckte ein Messer.
Im selben Moment spürte Alex etwas Hartes zwischen seinen Schulterblättern. Eine Stimme flüsterte ihm ins Ohr: »Ist es nicht ein bisschen spät, um ganz allein zu tauchen? Ich rate dir: Keine Bewegung!«
Die Stimme schien mit jedem einzelnen Wort Schwierigkeiten zu haben. Alex hörte, wie ein Schnellboot gestartet wurde, das auf der anderen Seite von Garcias Boot im Dunkeln gelauert haben musste. Lichter leuchteten grell auf. Alex blieb unbeweglich stehen. Zwei weitere Männer stiegen in Garcias Boot; beide sprachen Spanisch. Alex sah gerade noch ein dunkles grinsendes Gesich t – wahrscheinlich einer von Sarows Machetero s –, dann wurde ihm ein Sack über den Kopf gestülpt. Etwas berührte ihn am Arm, dann spürte er einen Stich und wusste, dass man ihm eine Spritze gegeben hatte. Fast augenblicklich verließ ihn die Kraft; seine Beine gaben nach und er wäre auf dem Deck zusammengebrochen, wenn ihn nicht unsichtbare Hände gehalten hätten.
Man hob ihn hoch und trug ihn zur Bordwand. Benommen fragte sich Alex, ob es überhaupt noch eine Rolle spielte, dass er dem Hai entkommen war. Die Männer, die ihn von Garcias Boot trugen, behandelten ihn schon jetzt wie eine Leiche.
Die Zuckerrohrmühle
A lex konnte sich nicht bewegen.
Er lag mit dem Rücken auf einer harten Unterlage. Wenn er die Schultern zu bewegen versuchte, spürte er, dass sein T-Shirt an der Unterlage zu kleben schien; es war, als sei er von Kopf bis Fuß darauf festgeleimt worden. Sie mussten ihm etwas injiziert haben, das seine Arme und Beine völlig bewegungsunfähig machte. Sein Kopf
Weitere Kostenlose Bücher