Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
töten kannst. Darüber bin ich sehr froh.«
Sie war so nah an der Wahrheit und schätzte ihn dennoch falsch ein. Wenn sie wüsste, was er vorhatte, wäre sie schockiert. Dann würde sie ihm nicht einmal mehr die Hand geben. »Das weiß ich zu schätzen.«
Am Ende würde ihr Mitgefühl ihr zum Verhängnis werden.
15
»Und wann wirst du mich umbringen?«, fragte Mia, als er sich eine Gabel voll Nudeln in den Mund schob.
Es war Sonntagabend, und er hatte überraschend bei ihr vor der Tür gestanden. Am Samstagmorgen in dem Café war er vom Tisch aufgestanden, hatte gesagt, er werde sich melden, und war gegangen. Dennoch hatte sie nicht damit gerechnet, ihn so bald wiederzusehen. Oh Mann, es gab so vieles, worüber sie sich klar werden musste. Mit ihm zusammen zu sein war komplizierter als gedacht.
Trotzdem hatte sie ihn hereingelassen.
Man musste ihm zugutehalten, dass er sich bei der Frage nicht verschluckte. Er kaute in Ruhe zu Ende, ehe er antwortete. »Wie kommst du darauf?«
»Weiß ich denn nicht zu viel?«
»Und wem solltest du es erzählen?«
»Ich könnte Micor stecken, dass du nicht der bist, für den du dich ausgibst.« Ein paar Sekunden lang betrachtete sie nur sein Gesicht und ordnete seine Reaktion ein. »Aber das war dir längst klar.«
»Das ist nichts Neues. Du hättest mich vom ersten Tag an verraten können, trotzdem bist du noch am Leben, nicht wahr?«
»Aber ich weiß jetzt, was du vorhast. Was macht dich so sicher, dass ich dich nicht für Geld verrate? Mit Gewissheit ist eine Belohnung auf dich ausgesetzt.«
»Viel wahrscheinlicher ist, dass die dich beseitigen, weil du zu viel weißt.«
Mia dachte darüber nach, während sie in ihrem Teller Spaghetti herumstocherte.
»Außerdem wirst du mich nicht verraten, weil du loyal bist und an Gerechtigkeit glaubst. Was Micor da treibt, findest du genauso unerträglich wie ich.«
»Soll das heißen, du vertraust mir?«
Er stutzte.
»Soweit ich noch fähig bin, jemandem zu vertrauen«, antwortete er schließlich.
»Also nein.«
Er aß auf und trug dann seinen Teller zur Spüle. »So habe ich das nicht gemeint. Eigentlich bin ich gar nicht hergekommen, um darüber zu reden, Mia.«
»Nein?« Ihr Tonfall machte klar, dass sie wissen wollte, warum dann.
»Es ist sehr lange her, dass mich jemand wirklich sehen konnte«, sagte er ruhig. »Und jetzt … weißt du auch noch über Lexie Bescheid. Das macht dich für mich außergewöhnlich.«
Diese Sanftheit war untypisch für ihn, und sie gab sich alle Mühe, sich innerlich dagegen zu wappnen. »Du meinst, du bist hergekommen, weil du nicht anders konntest.«
Nicht etwa, um etwas zu planen. Nicht um ihre nächsten Schritte zu besprechen. Nicht um sein Versprechen einzulösen, dass er ihr helfen würde, den Betrüger zu entlarven. Alles hätte sie durchgestanden, nur das nicht.
Nicht gerade dein typischer Sonntagabend.
»Ja«, bestätigte er leise. »Ich sollte eigentlich nach Beweisen suchen, aber mir ging nicht aus dem Kopf, wie du Freitagabend die Tür aufgemacht und im Licht vor mir gestanden hast, als es für mich nur Dunkelheit und Regen zu geben schien. Ich wollte dieses Gefühl noch einmal erleben.«
Ein Zuhause zu haben. So hatte er es zwar nicht ausgedrückt, doch sie kannte die Sehnsucht nach einem Ort, an dem man immer willkommen war. Mia hätte ihm gern alles versprochen, wenn es bewirkte, dass dieser verdammte Ausdruck in seinen Augen verschwand. Aber das konnte sie nicht, darum tat sie das Nächstbeste und umarmte ihn.
Trotz der Intimität, die es bereits zwischen ihnen gegeben hatte, verspannte er sich. Doch sie tat, als bemerkte sie es nicht. Die Wange an seine Brust gedrückt, hörte sie auf das Pochen seines Herzens und zählte die Schläge. Es wurden fast dreißig, bis er die Arme um sie legte. Nachdem er sich gerade noch so distanziert gegeben hatte, erstaunte sie seine Wärme. Manchmal konnte man leicht vergessen, dass er ein Mann aus Fleisch und Blut war und kein gespenstischer Rächer. Halb vermutete sie, er hätte es selbst vergessen. Sie wünschte nur, sie würde sich nicht so danach sehnen, an den Mann hinter diesem Schutzwall heranzukommen. Ihr Selbsterhaltungstrieb sagte ihr, dass es töricht wäre, es auch nur zu versuchen.
Aber wenn sie die Gegebenheiten immer einfach so hinnehmen würde, anstatt für das zu kämpfen, was sie wollte, wäre sie nicht hier, sondern würde als Angestellte in irgendeiner Kleinstadt in Minnesota arbeiten. Als er mit seinen Hände
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