Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
in Raum vier, wo sie seinen Blutdruck maß und ihn nach seinem Körpergewicht fragte, wobei sie in einem fort auf ihn einplauderte.
Søren indes blieb relativ einsilbig, was sie jedoch nicht sonderlich zu stören schien. Als sie schließlich nach der Spritze zum Blutabnehmen griff, erstarrte er. Natürlich entging dies auch der Arzthelferin nicht.
»Jetzt erzählen Sie mir nicht, Sie haben Angst«, neckte sie ihn.
Er zog eine Augenbraue hoch. »Kennen Sie jemanden, der keine hat?«
Sie lachte. »Eigentlich nicht. Bitte halten Sie still. Es dauert nur eine Sekunde.«
»Wenn Sie meinen.«
Geübt stach sie in die Vene und zog die Spritze auf. Da das schon an Blut reichte, gab sie ihm einen Mulltupfer zum Abdrücken, entfernte die Kanüle wieder und beschriftete das Röhrchen anschließend mit einer Nummer. Das Blut würde nun ins Labor geschickt werden, um das Cholesterin und andere Werte zu bestimmen, vielleicht gäbe es sogar einen Drogenscan, auch wenn es dafür gereicht hätte, in einen Becher zu pinkeln.
»So, damit sind wir fertig. Dr. Moss wird gleich das Übrige mit Ihnen besprechen und Ihnen eine Bescheinigung für Ihren Arbeitgeber mitgeben. Soweit sieht alles gut aus.« Ihr frecher Blick sagte noch mehr, aber er biss nicht an.
Bevor sie mit der Blutprobe verschwinden konnte, hielt er sie auf. »Haben Sie das gehört?«, fragte er und lauschte mit bestürztem Gesichtsausdruck.
Seine Gabe tat ihre Wirkung.
»Mist! Bin gleich wieder da«, sagte die Arzthelferin, die nun mit einem ernsten Notfall rechnete, und eilte hinaus.
Dabei vergaß sie die Spritze mit seinem Blut, die auf der Arbeitsfläche lag. Sofort sprang Søren auf, befüllte ein neues Röhrchen mit dem Spenderblut und beschriftete es sorgfältig. Sein eigenes steckte er ein. Als schließlich der Arzt in den Behandlungsraum kam, saß Søren auf der Untersuchungsliege und betrachtete das Poster mit dem menschlichen Blutkreislauf.
Dr. Moss stand kurz vor der Pensionierung und war nicht mehr der Allerschnellste. Leicht lächelnd schlenderte er auf Søren zu, von der Patientenkarte keine Spur. »Beeilen wir uns, damit Sie schnellstmöglich wieder draußen sind. Was halten Sie davon?«
»Klingt gut.«
Der Arzt horchte ihn ab, prüfte die Reflexe und spähte in diverse Körperöffnungen. »Sie erfreuen sich ausgezeichneter Gesundheit, junger Mann. Soll ich Ihnen irgendetwas bescheinigen?«
Søren reichte ihm das Formular, und Dr. Moss setzte seinen Namen darunter. »Die Sprechstundenhilfe kann den Rest ausfüllen. Bis zum nächsten Mal!«
Hoffentlich nicht …
Søren stand auf und verließ das Untersuchungszimmer. Auf dem Gang traf er auf die Arzthelferin in dem rosa Kittel und eine recht hilflos wirkende Mutter mit einem kleinen Mädchen, das so heftig weinte, dass es eine rote Nase und fleckige Wangen bekommen hatte. Er blieb stehen und musste an Lexie denken.
»Spritze?«, fragte er. Die Schwester nickte stumm. »Hat sie denn schon einen Lolli bekommen?«
Mit feuchten Augen sah die Kleine zu ihm auf, und das Schluchzen verwandelte sich in ein Schniefen, sodass sie wieder sprechen konnte. »Gibt es Kirsch?«
»Ganz bestimmt«, antwortete die Arzthelferin in Pink. »Ich hole dir einen von den roten Lollis. Aber du musst aufhören zu weinen, sonst verschluckst du dich noch.«
Die Mutter lächelte ihn dankbar an. »Sie können gut mit Kindern umgehen.« Sie ließ ihren Blick zu seiner linken Hand huschen. »Haben Sie selbst welche?«
»Nein.«
Eigentlich nicht. Nicht mehr …
Søren ging zur Anmeldung und gab das Formular ab. Das Ausfüllen dauerte nicht lange, und nachdem er die Zuzahlung geleistet hatte, konnte er die stickige, warme Arztpraxis endlich verlassen. Er schaute auf die Uhr, befand aber, es habe keinen Sinn mehr, zu Micor zurückzufahren.
Der Wind frischte auf und wies auf Regen hin. Søren schlug den Mantelkragen hoch und sprintete zum Wagen.
17
Ungläubig starrte Rowan auf die Werte. Einer der Laboranten musste die Proben kontaminiert haben. Manchmal bekam er den Eindruck, bei den Affen kompetentere Hilfe zu finden.
Und da er es vor allem durch seine Achtsamkeit und Sorgfalt so weit gebracht hatte, führte er die Tests noch einmal selbst durch. Das Ergebnis versetzte ihm einen Schock. Da ihm kein Fehler unterlaufen war, stimmte das Blut eindeutig überein.
Sie waren auf regelmäßige Lieferungen von AB-negativ aus der Blutbank angewiesen, aber wie es schien, hatten sie den Spender im eigenen Haus sitzen. Was für
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