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Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat

Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat

Titel: Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Gray
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»Was kann ich für Sie tun, Mrs Feldman?«
    »Sie können den nichtsnutzigen Schwestern sagen, dass sie aufhören sollen, mich zu beklauen!«, antwortete die ältere Dame barsch. »Und ich will etwas Anständiges zu essen bekommen. Und wieso dauert es so lange, bis mir jemand zur Toilette hilft?«
    Ja, die Schwester hatte recht. Der alte Drachen brauchte keinen Arzt, sondern Gesellschaft. Er setzte sich auf die Kante des Besucherstuhls und versuchte, die plötzlich aufkommenden Erinnerungen an die langen Stunden, in denen er an Lexies Bett gewacht hatte, und die Einsicht, dass sie nicht mehr erwachen würde, zu verdrängen.
    »Die Klinik ist unterbesetzt«, erklärte er freundlich. »Ich habe längst Feierabend und komme freiwillig hierher, um nach Ihnen zu sehen. Es freut mich, sagen zu können, dass Sie ausgezeichnet aussehen und ihre gebrochene Hüfte gut zu verheilen scheint.«
    Und tatsächlich bekam die alte Dame vor Freude ganz rote Wangen, ehe sie wieder in ihre mürrische Stimmung verfiel. »Reden Sie keinen Stuss«, wehrte sie gereizt ab.
    Søren verbrachte noch weitere fünf Minuten mit Süßholzraspeln, bevor er der Patientin abschließend noch einen Tipp gab: »Ich wette, die Schwestern kommen viel schneller zu Ihnen, wenn Sie sie nicht so oft rufen.«
    Die alte Frau seufzte. »Würden Sie mir bitte ein Glas Wasser holen, ehe Sie gehen?«
    »Aber natürlich.«
    Nachdem er die Bitte der Schwester erfüllt hatte, ging er wieder zur Blutbank, schlich in den Vorratsraum und durchsuchte ihn. Gut, dass er noch die Spender-Nummer auf dem Fläschchen, das er vor drei Monaten hatte mitgehen lassen, wusste. Zumal er damals nicht davon ausgegangen war, so lange bei Micor zu bleiben. Andererseits hatte es auch mit der Rache an Serrano viel länger gedauert als gedacht. Wenn er es musste, konnte er also geduldig sein.
    Endlich fand er die Beutel; es waren nicht viele. Schuldbewusst beschloss er, später noch Blut spenden zu gehen. Dann ließ er eine passende Spende in der Kitteltasche verschwinden und schlüpfte wieder nach draußen. Sein Talent, andere zu täuschen, befähigte ihn dazu, fast überall unbemerkt kommen und gehen zu können, solange er nur passend gekleidet war. Er brauchte nicht einmal besonders achtsam zu sein; es schien wie von selbst zu funktionieren. Was andererseits wiederum bedeutete, dass er das Ganze nicht steuern konnte, selbst wenn er es im Laufe der Jahre weiß Gott versucht hatte.
    Und je mehr Personen er beeinflusste, desto mehr Energie kostete es ihn. Einmal hatte er den Fehler gemacht, ein Footballspiel zu besuchen, und war am Ende bewusstlos zusammengebrochen. Die Teilnahme an Sportveranstaltungen kam für ihn also nicht infrage. Und auch ins Kino konnte er höchstens am Vormittag gehen, wenn es kaum Zuschauer gab. Aber er hatte sich an diese Einschränkungen längst gewöhnt.
    Hastig verließ er das Krankenhaus und lief zu seinem Wagen. Ein Blick auf die Uhr des Armaturenbretts verriet ihm, dass er bis zu seiner Untersuchung noch fünfzehn Minuten Zeit hatte. Er lächelte. Alles verlief nach Plan.
    Zudem schickte man ihn wieder zu demselben Arzt, weshalb er sich in der Praxis auskannte. Es würde folglich nicht schwierig sein, die Blutprobe auszutauschen. Er fuhr an dem roten Ziegelbau vorbei und hielt auf einem Parkplatz an der Rückseite des Hauses. Hier zog er den weißen Kittel aus, schob den Blutbeutel in eine der vorderen Hosentaschen und lief mit langen Schritten zur Praxis. Ihm blieben noch exakt fünf Minuten.
    Im Wartezimmer herrschte eine typische Atmosphäre. Gelangweilt dreinblickende Patienten saßen auf billigen Plastikstühlen und blätterten in alten Zeitschriften. Aus Gewohnheit ließ er seinen Blick über die Gesichter schweifen, konnte jedoch nichts Alarmierendes feststellen. Einige der Patienten sahen wirklich krank aus, andere waren wie er wahrscheinlich auch nur zum Durchchecken dort.
    Die Sprechstundenhilfe strahlte, als er sich anmeldete. »Guten Tag. Haben Sie einen Termin?«
    »Natürlich. Um viertel vor drei.«
    »Wir haben Sie bereits in unserer Kartei. Ansonsten wird es wohl noch ein bisschen dauern, bis Sie drankommen.«
    Was für eine Untertreibung. Vor vier Uhr würde er die Praxis sicher nicht wieder verlassen. Doch dafür konnte die Sprechstundenhilfe nichts. Und so lächelte er sie freundlich an und nahm im Wartezimmer Platz.
    Tatsächlich musste er eine Dreiviertelstunde warten, ehe er aufgerufen wurde. Eine Arzthelferin im rosa Kittel führte ihn

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