Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
und sie begriff erst jetzt, dass er sich während ihrer Unterhaltung gleichzeitig auf die Kameras konzentrieren musste. Erstaunlich, wie er überhaupt dabei sprechen konnte.
»Ach Gott, ich bin so dumm. Komm mit ins Badezimmer.«
Taye verstand sofort, was sie vorhatte, und folgte ihr. Im Bad waren sie sicher. Dort gab es weder eine Kamera noch Wanzen, was Gillie regelmäßig überprüfte. Da es für sie beide zu eng war, setzte sie sich in die Dusche, während er auf dem Toilettendeckel Platz nahm.
»Danke«, sagte er. »Jetzt kann ich mich voll auf dich konzentrieren.«
Gillie lehnte sich an die Wand. Sein Satz, wie auch immer er ihn gemeint haben mochte, löste ein Kribbeln in ihrem Bauch aus. Sie fühlte sich sexuell zu ihm hingezogen, was sie nicht weiter verwunderlich fand, immerhin war er der einzig akzeptable Mann in ihrem sozialen Umfeld. Doch sie musste diese Gefühle unterdrücken, egal, wie faszinierend und neu sie auch zu sein schienen.
»Gut. Also beim vorigen Mal haben wir den Zeitplan aufgestellt. Du hast mit den Kameras die Grundlage dafür geschaffen. Wie lange noch, bis wir so weit sind?«
»Mindestens eine Woche«, antwortete er. »Möglicherweise werden es auch zwei. Ich muss noch lernen, es besser zu kontrollieren. Ich möchte dich nicht verletzen, wenn ich die Geräte durchschmoren lasse, und im Augenblick bin ich noch nicht gut genug.«
»Also übst du weiter. Und was soll ich so lange tun?«
Er verzog den Mund. »Du musst Rowan ablenken. Es ist mir echt unangenehm, dass ich das von dir verlangen muss, aber –«
»Das macht nichts. Immerhin spiele ich ihm schon seit Jahren etwas vor. Da kommt es auf ein oder zwei Wochen auch nicht mehr an. Ich hoffe nur, ich kann ihm vor seinem Tod noch einmal zeigen, wie sehr er sich in mir getäuscht hat.« Gillie lächelte grimmig.
»Unglaublich, dass ausgerechnet ich das sage, aber wenn wir vor die Wahl gestellt werden, ob wir ihn umbringen oder aus dem Loch hier rauskommen können, dann sollten wir uns für Letzteres entscheiden.«
»Ich verstehe. Die Freiheit ist wichtiger als die Rache. Du kannst dich auf mich verlassen.«
»Weiß ich doch. Du hast das Herz einer Löwin, Gillie Flynn.«
Sie stritt es nicht ab, schließlich war sie durch die Hölle gegangen und nicht daran zerbrochen wie manch anderer. Die harten Umstände hatten ihre Entschlossenheit, nicht in diesem Versuchslabor zu enden, sogar noch gefestigt. Draußen wartete die Welt auf sie, und dort würde sie wunderbare Dinge tun können.
»Danke. Du gibst mir etwas, das ich sehr gebraucht habe.«
»Was?« Es hätte lächerlich aussehen können, wie er da auf ihrer Toilette saß, stattdessen wirkte er jedoch wie ein König auf einem Thron. Ihn umgab eine Aura der Macht, als hätte er durch die Grausamkeit eines Besessenen alles gewöhnlich Menschliche hinter sich gelassen.
»Vertrauen. Ich weiß nicht, ob ich es allein je in die Freiheit schaffen würde.«
Jedenfalls nicht, ohne sich Rowan vollkommen hingeben zu müssen. Übelkeit stieg in ihr auf. Mit zittrigen Fingern fasste sie sich an die Stirn und nahm gar nicht wahr, dass er sich ihr näherte. Erst als er ihr die Haare aus dem Gesicht strich, bemerkte sie ihn, rührte sich jedoch nicht.
Besorgt hockte er sich vor sie auf den gefliesten Boden. Man sah ihm nicht an, dass er nur mithilfe seines Blicks einen elektrischen Kurzschluss erzeugen konnte. Sein Feingefühl war einfach umwerfend.
»Was ist los? Tut mir leid, ich weiß nicht, wie man mit Menschen umgeht. Habe ich irgendetwas verkehrt gemacht?«
»Nein«, flüsterte sie. »Du machst alles richtig. Du bist der einzig Richtige.«
Und dann küsste sie ihn.
18
Nachdem sie sich ein paarmal gemailt hatten, beschlossen Mia und Kelly, sich einen schönen Abend zu machen. Kelly meinte zwar, es gebe nicht viele Veranstaltungen mit Lokalkolorit, nicht einmal samstagabends, aber es sei wichtig, dass sie beide mal aus ihrem Alltagstrott herauskämen. Außerdem täte es Mia bestimmt gut, bei einer Freundin zu übernachten, was leicht zu bewerkstelligen und vor allem lustig war. Vielleicht würde sie das sogar von diesem verwirrenden Mann ablenken, von dem sie sich gegen ihren Willen angezogen fühlte und den sie einfach nicht aus ihrem Kopf bekam. Zumindest vorübergehend. Es wäre natürlich besser, sie könnte ihn endlich ganz aus ihren Gedanken streichen, aber damit war wohl nicht zu rechnen.
Die Verabredung mit Kelly würde Mia dabei helfen, nicht darüber nachzugrübeln,
Weitere Kostenlose Bücher