Skinchanger: Wildes Blut - Winter, P: Skinchanger: Wildes Blut
letzten Fäden aus Devins Wunden. Sie zischte, denn das Garn, das die letzten drei Tage den Schnitt zusammengehalten hatte, war für solche Dinge nicht geeignet. Als das Fleisch verheilte, verwuchs das Stoffgarn mit ihrer Haut.
„Eigentlich ist das ziemlich cool, aber … Autsch, verdammt! Pass doch auf.“
„Halt lieber still.“
„Wer ist der Mann dahinten?“
Nathan sah nicht hin, wusste er doch genau, wen sie meinte.
„Der mit den grauen, langen Haaren.“
Er hob nicht einmal seinen Kopf und zuckte mit den breiten Schultern.
„Ich traue ihm nicht. Das solltest du auch nicht.“
„Was meinst du?“
Der Grauhaarige blieb vor der offenen Haustür stehen und lächelte. Er war zu weit weg, um einen direkten Geruch von ihm wahrzunehmen.
„Trau ihm einfach nicht.“
Nathan legte sein Messer und die Pinzette beiseite, wusch sich die Hände und verband ihre Wunde. Seine Worte gaben zu erkennen, dass er nicht bereit war, über den Fremden zu sprechen. Er wirkte angespannt, schien unterdrückten Zorn in sich zu tragen, den sie vorher an ihm nicht bemerkt hatte.
„Wer ist dieser Typ, und was will er hier?“
Wäre er einer von Thornes Männern, hätte Jackson ihn niemals frei auf dem Gelände umherwandern lassen. Devin stand auf. Diese neuen Heilkräfte waren einfach überwältigend. Eigentlich wäre sie noch einige Tage umhergehumpelt, aber die Wölfin in ihr schien Kräfte freizusetzen,die einiges beschleunigte. Um die Mundwinkel des Natives zuckte es belustigt.
„Halte dich bitte nicht für unsterblich, okay?“
„Aber fast.“
Sie lachte und trat durch die Tür. Die Sonne blendete und brannte erbarmungslos vom Himmel. Devin blinzelte und zog ihre Lider enger, um den Mann deutlicher zu betrachten.
„Er sieht dir ein bisschen …“
Als sie sich umdrehte, war Nathan verschwunden. Er konnte sich so leise bewegen, dass man ihn nicht hörte, selbst mit diesem Superwolfsgehör, das Devin immer noch beeindruckend fand. Sie begab sich auf die Suche nach Jackson. Sie fand ihn hinter dem Haus beim Holzhacken. Reece trat aus dem Schatten der Veranda und schüttelte den Kopf.
„Ich würde ihn nicht stören. Er denkt nach.“
Jacksons nackter, durchtrainierter Körper glänzte vom Schweiß der Anstrengung.
„Hey, wer ist der Grauhaarige?“
„Payton Black! Er kam vor drei Tagen.“
Sie hob die Augenbrauen und erinnerte sich an Kaylas Erzählungen. Der weiße Wolf mit den schwarzen Augen.
„
Der
Payton Black?“
Reece nickte und sah hinüber zu seinem Bruder.
„Thorne und seine Männer haben Detroit verlassen und vermuten uns auf dem Land. Payton hat uns gefunden.“
„Verdammt, das heißt …“
Er bestätigte ihren Gedanken, bevor sie den Satz beendete. Irgendwo in der Ferne heulte ein Wolf.
„Ist das etwa Thorne?“
Suchend drehte sie sich um, lauschte noch angestrengter. Reece schnaufte kopfschüttelnd.
„Glaubst du, er kündigt seinen Besuch an? Die Wölfe hier in der Gegend wittern unsere Gegenwart bereits seit unserer Ankunft.“
„Und er wollte nur mal Hallo sagen?“
„Nein, er sagte, das ist sein Revier.“
Ein anderer Wolf antwortete ihm.
„Und der hat es bestätigt.“
„Du verarscht mich, oder?“
Reece seufzte aufgesetzt schwerfällig.
„Du musst noch viel über Wölfe lernen, Lupa.“
Grinsend schwang er sich über das verwitterte Geländer und landete neben ihr.
„Was macht dein Bein?“
„Es steht.“
„Gut!“
„Gehen wir runter zum See.“
„Warum?“
Reece ging ein paar Schritte voraus, und Devin folgte ihm, ohne eine Antwort zu erhalten.
„Woran erkennst du einen dominanten, ranghohen Wolf?“
„An seinem Geruch?“
„Das auch. Ich meinte seine Körperhaltung.“
„Er fletscht die Zähne und will mich umbringen?“
„Devin, hattest du in deiner Kindheit nie einen Hund?“
Sie schüttelte den Kopf und Reece blieb stehen.
„Okay, das heißt, das kleine Einmaleins für angehende Lupas zuerst. Der Kopf ist empor gereckt, die Rute aufgestellt, und er zeigt eine stolze Haltung. Je tiefer die Rute hängt, desto niedriger ist der Rang. Wenn ein Wolf die Ohren anlegt und seinen Körper zusammendrängt, was bedeutet das?“
Schulterzuckend sah sie zu Boden.
„Ich kille dich gleich hier und jetzt?“
Sie unterdrückte ein Auflachen und bekam einen Stoß, der sie ins Stolpern brachte. Reece‘ drohender Zeigefinger schwebte vor ihrer Nase. Seine blitzschnelle Reaktion hatte sie kaum mitbekommen und war erstaunt, wie elegant und
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