Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
übernehmen. Und sie werden die Rogue-Jägerin töten, die Jagd auf ihresgleichen macht, denn sie fürchten sie.« Sie lächelte leicht, den Kopf immer noch stark geneigt, als sei ihr Genick gebrochen. »Auf mich wirken Sie nicht sehr ängstlich. Ich hoffe, Sie verdienen mein Vertrauen, und ich überlasse meine Waffe der Richtigen.«
»Das hoffe ich auch.«
»Das Wirken des Himmels wird von Ordnung und Chaos bestimmt«, sagte sie, als würde sie nach einem Sinn suchen, nach Worten, die das Unerklärliche erklären könnten, »Von Licht und Dunkelheit, Energie und Materie, Leere und Fülle. Dies ist eine Zeit des Wandels, wenn viele Strömungen zusammenfließen.« Sie erhob ihren Kopf wieder. »Wenn wir wieder zu den alten Sitten zurückkehren, wenn die alte Dunkelheit gegen das Neue um die Herrschaft kämpft, gegen das Licht der Welt.« Sie berührte ihre Lippen mit der Zunge und gab einen trockenen, raschelnden Laut von sich, unmenschlich und kalt, wie Schlangen, die sich aneinander reiben.
Sie riss sich sichtlich zusammen. »Es ist weder meine Aufgabe, noch liegt es in meiner Macht, mich einzumischen, wenn der Meister der Stadt herausgefordert wird, doch die Menschen sind in Gefahr, falls das Bündnis der St. Martins, Mearkanis und Rousseaus über Pellissier siegt. Ohne einen Erben wird er eine solche Herausforderung nur schwer überstehen können.« Sie sah mich an. »Pellissier ist wie ein Fels am Zusammenfluss vieler Ströme, von allen Seiten wird er bestürmt und bedrängt.«
Auf einmal war die alte Vampirin erstaunlich entgegenkommend, die doch bisher alles andere als hilfsbereit gewesen war. Vielleicht lag es an dieser unheimlichen Vision, die sie während der geistigen Vereinigung der beiden Vampire gehabt hatte. Zumindest war mein Misstrauen geweckt, aber ich hatte niemanden, an den ich mich sonst hätte wenden können. »Ich könnte ihn warnen, ohne Ihren Namen zu erwähnen«, sagte ich.
Sabina neigte den Kopf. Mir wurde plötzlich bewusst, dass sie mich genau da hatte haben wollen. Bevor ich reagieren konnte, sagte sie: »Es wird keine Blutrituale mehr in dem Wald nebenan geben. Dafür habe ich gesorgt. Die drei Damours dürfen diesen geweihten Boden nicht mehr betreten. Doch wenn es noch einen anderen Ort gibt, an dem sie ihre Rituale abhalten, werden sie dorthin gehen, gehen müssen , denn sie brauchen das Licht des Mondes.«
Unwillkürlich verzogen sich meine Lippen zu einem Lächeln. Nun wusste ich, wo ich die Kinder und Bliss fand. Ich wusste es!
Sabinas Lächeln vertiefte sich, und auf einmal sah ihr Gesicht sehr menschlich aus und seltsamerweise sogar fröhlich. »Gehen Sie jetzt. Sie haben viel zu tun und nur wenig Zeit.«
Es war, als drängte mich eine große Hand vorwärts, in Richtung der vom Licht des Vollmonds beschienenen Nacht. Als ich den Ort verließ, den ich entweiht hatte, durch die Tür, die ich ruiniert hatte, erloschen alle Kerzen auf einen Schlag, und die Kapelle wurde dunkel. Als ich hinaustrat, hörte ich, wie sich der Steindeckel des Sarges schloss und die Kufen des Stuhles auf dem Holzboden zu schaukeln begannen. Draußen, im Mondlicht, lagen die Schatten schwarz auf dem Gras und schraffierten die weißen Wege wie offene Wunden in der Haut der Unterwelt, aus denen das Blut in den Boden sickert. Rick wartete am Fuß der Treppe, und als ich unten ankam, packte er meine Arme und zwang mich, stehen zu bleiben. »Geht es dir gut?«
»Ja, ich glaube schon.«
Minutenlang musterte er mein Gesicht, seine dunklen Franzosenaugen hielten mich fester als seine Hände. Schließlich nickte er. »Okay. Das war ganz schön abgedreht.«
»Hast du alles gehört?«
»Ja. Und was jetzt, Meistervampirjägerin?«
»Ich muss mit ein paar Typen reden, die ich kenne«, sagte ich und dachte dabei an Derek Lee. Langsam begann ich zu begreifen, wie alles zusammenhing. Ich warf ihm einen Blick zu. »Dann muss ich in den New Orleans City Park. Und ich muss mit Leo sprechen.«
Er nickte mit ernster Miene. »Ein Besuch bei Leo hört sich lustig an. Ich bringe Bier mit.«
Ich brach in Gelächter aus, was wohl genau seine Absicht gewesen war, und ein Teil der Dunkelheit, die Sabina über meine Seele gebracht hatte, löste sich auf. Er streckte die Hand aus und zeichnete meine Mundwinkel mit dem Finger nach, ein sanftes Streicheln, das mich erzittern ließ. Ich wich zurück, und er ließ die Hand sinken. »Ernsthaft, Rick. Ich muss mit Leo reden und ihm von dem geplanten Putschversuch und dem Mord
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