Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
seitdem nicht wieder gekittet werden konnte.«
Bethany war eine Sklavin gewesen. Kein Wunder, dass das Thema heikel war. Ich hatte das Gefühl, dass noch mehr dahintersteckte, doch Bruiser richtete sich auf und öffnete die Autotür, um einen Umschlag und eine Schachtel herauszunehmen und sie mir zu überreichen. »Der Scheck ist für die Köpfe, die du dem Vampirrat geliefert hast. Und das andere ist ein Geschenk von Leo an dich, aber er wollte es nicht einpacken lassen. Und um es vorweg zu nehmen – ich habe keine Ahnung, warum du es bekommen sollst.«
Ich schob den Umschlag in die Satteltasche, nahm die Schachtel entgegen und öffnete den Deckel. Unter mehreren Schichten Füllmaterial lagen Knochen und Zähne. Die kleinen Knochen sahen aus, als stammten sie von einer Tatze, die größeren wie Vorderbeinknochen. Die Zähne steckten in einem Unterkiefer, die Eckzähne waren beeindruckend lang, von einem war die Spitze abgebrochen. Ich meinte zu erkennen, dass sie alle von einer Säbelzahnkatze stammten. Ein kalter Schauer überlief mich. Leo hatte mir die Fetische seines »Sohnes« geschenkt, die Dinge, die Immanuel benutzt hatte, um sich in einen Säbelzahntiger zu wandeln und zu töten. Die Dinge, die ihn möglicherweise in den Wahnsinn getrieben hatten. Mein erster Impuls war es, sie nicht anzunehmen.
Ich hörte Muschelschalen knirschen und blickte auf. Bruiser schob seine lange, schlanke Gestalt hinter das Lenkrad, schloss ohne ein weiteres Wort die Tür und ließ den Motor an, um zu wenden. Offenbar sollte das das Signal zum Aufbruch sein. Ich schnallte die Schachtel auf den Gepäckträger und startete Mischa. Die Frage, ob Hexenblut junge Rogues vom Wahnsinn befreien konnte, würde ich ihm wohl später stellen müssen. Jetzt verließ ich hinter dem Blutdiener des Meisters der Stadt den Friedhof und bemerkte kaum, wie die Straße unter den Reifen der Maschine dahinflog.
Warum hatte Leo mir die Knochen gegeben? Was war der Zweck der Stätten in den Wäldern, wenn Vamps doch fast überall unter die Erde gebracht werden konnten, außer dort, wo es Kreuze gab? Zu der Ursprungsfrage, wer die jungen Rogues erschuf, waren ein Dutzend neue gekommen. Viele davon waren noch unbeantwortet, aber eines hatte ich immerhin bewiesen: Vamps und Hexen arbeiteten zusammen, um neue Rogues zu erwecken, vermutlich handelte es sich um eine kleine Gruppe Abtrünniger. Und wenn die jungen Bäume im Wald ein Hinweis waren, trieben sie schon seit Jahrzehnten ihr Unwesen.
13
Zeit für den Mittagsschlaf, Tante Jane
Als ich, nachdem ich den Scheck auf Derek Lees Konto eingezahlt hatte, zu Hause ankam, fand ich einen Zettel von Molly vor, mit der Nachricht, dass sie und die Kinder drüben bei Katie zum Wäschewaschen waren. Sie und die kleine Hexe Bliss besuchten sich oft gegenseitig, der Beginn einer Freundschaft, die, so hoffte ich, Bliss helfen würde, ihre Kräfte zu akzeptieren. Nicht viele Mütter würden ihre Tochter in die Nähe eines Bordells lassen, aber Molly war eben nicht wie die meisten Mütter. Offen, tolerant und ohne Vorurteile, so war Molly. Angie durfte sogar mit einem weiblichen Skinwalker befreundet sein.
Da ich mich allein wusste, stopfte ich die Schachtel mit den Knochen und Zähnen des Säbelzahntigers unter einen Stein im Garten. Es war dumm, aber ich wollte sie nicht im Haus haben. Sie waren mir einfach unheimlich. Verwenden konnte ich sie nicht, das genetische Material war das eines Männchens, in ein männliches Tier konnte ich mich nicht wandeln. Aber was stellte man mit einem Geschenk des Meisters der Stadt an? Ich konnte es schlecht einfach in den Müll werfen.
Das Kleid, das auf der Vampparty so übel in Mitleidenschaft gezogen worden war, hing klatschnass im Badezimmer. Ich hatte angenommen, es sei nicht mehr zu retten, aber Molly hatte das ganze Blut herausbekommen. Hier und da mussten vielleicht Nadel und Faden zum Einsatz kommen, aber dafür, dass es einmal ein blutgetränkter Lumpen gewesen war, sah es toll aus.
Auf dem Bett entdeckte ich einen Karton und seufzte. Noch mehr Überraschungen? Ich durchtrennte das Packband mit einem Messer. Niemand war zu Hause, der meinen Jubelschrei hätte hören können.
Nachdem meine Lieblingslederjacke dem Leberfresser, der sich als Immanuel ausgegeben hatte, zum Opfer gefallen war, hatte ich mir eine neue bestellt. Nun war sie endlich da, eine Maßanfertigung eines Lederladens in der Stadt, bei deren Design ich von der Auswahl des Leders an hatte mitreden
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