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Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Titel: Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Rubin
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kurzen Moment in andächtiger Ehrfurcht erstarrte, bevor er heran trat und einen Blick auf die aufgeschlagene Seite warf. Enttäuscht erkannte der Knabe eine ihm unbekannte Sprache. Doch als er das Schriftstück berührte, um darin zu blättern, bewegten sich die Buchstaben jäh, kippten um und fielen wirr durcheinander, bis sie sich schließlich wieder zu Worten zusammenfügten, die Gwendol geläufig schienen.
    Verblüfft beobachtete er diesen Wandel und vertiefte sich sogleich in eine Formel, die ihre heilende Wirkung auf eitrige Wunden entfalten sollte. Er stöberte weiter und wünschte sich, dass ihm mehr Zeit zur Verfügung stünde, um diese reiche Vielfalt magischer Beschwörungen näher studieren zu können. Weit hinten, auf einer der letzten Seiten, stieß er auf eine kunstvoll verschnörkelte Überschrift. Gwendol lächelte. Ein letztes Mal sah er sich um, bevor er die Seite herausriss, zusammenfaltete und rasch in seinen Hosenbund steckte. Mit angehaltenem Atem schickte er sich an, noch weiter in der magischen Enzyklopädie zu stöbern, als unvermittelt eine tiefe Stimme an sein Ohr dröhnte: „Was tust du hier?“
    Mit einem lauten Knall schlug Gwendol das Buch zu und wünschte sich augenblicklich in die Tiefen des Waldes zurück. Doch es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich langsam umzudrehen. Drohend hatte Hazaar seinen Zeigefinger erhoben.
    „Wage es nicht noch einmal, dieses Buch zu berühren!“, herrschte er ihn an. Schweigend blickte Gwendol zu Boden, als befände sich dort etwas besonders Interessantes. Hazaar warf einen kurzen Blick auf das Buch, doch es schien unversehrt zu sein.
    „Was erlaubst du dir, Jüngling!“, grollte der Magier und schüttelte verständnislos sein Haupt, während Gwendol vor ihm auf die Knie sank und leise zu weinen begann. Der Junge wusste nicht, welche Strafe ihn erwartete, doch er ahnte Schlimmes.
    „Ich bitte um Vergebung!“, wimmerte er kläglich. „Ich mache es auch nicht wieder, versprochen!“
    „Das möchte ich dir auch geraten haben!“, polterte Hazaar erneut, woraufhin Gwendol herzzerreißende Schluchzer ausstieß.
    „Steh’ auf und folge mir!“, befahl der Magier ungerührt und wandte sich um, während er hinzufügte: „Und verhalte dich endlich ruhig! Dir wird nichts geschehen.“
    Nur noch sehr leise klagend erhob sich Gwendol und schlich eingeschüchtert hinter Hazaar her, in den anderen Teil des Raumes, wo Ramin bereits suchend nach ihm Ausschau hielt.
    „Wo bist du gewesen?“, zischte Ramin, als hätte er nicht gesehen, dass der Knabe hinter dem Vorhang hervorgekommen war. Ramin zweifelte daran, dass Hazaar sich bereit erklärte, Gwendol auszubilden, wenn er sich weiterhin solche Eskapaden erlaubte, doch schließlich musste er selbst wissen, wie weit er gehen konnte.
    Gwendol trödelte auf dem Weg zu Ramin und blieb erst einmal stehen, um sich voller Begeisterung umzusehen. Dass er dabei Hazaar im Wege stand, registrierte er erst, als ihn der Zauberer ungehalten zur Seite schob, um an ihn vorbei treten zu können.
    „Nehmt Platz!“, forderte Hazaar die Besucher auf, ohne diese dabei anzublicken. Ramin setzte sich wie befohlen auf seine Hinterläufe und begriff momentan nicht, warum Gwendol zögerte. Doch dann fiel ihm ein, dass der Knabe womöglich nach einem der Sitzgestelle suchte, die er bereits in dem Wartezimmer gesehen hatte. Schließlich beschloss Gwendol, sich auf einem kleinen braunen Teppich niederzulassen.
    Doch bevor er zu Boden sank, wandte sich Hazaar rasch um und vollführte eine kreisende Handbewegung. Verblüfft spürte Gwendol unter sich plötzlich das harte Holz eines kleinen Schemels. Der Zauberer entnahm dem Wandregal eine Kanne aus sprödem Ton, die er nun auf den Schreibtisch stellte, während er mit seiner anderen Hand eine Schublade öffnete.
    Daraus beförderte er eine flache Schale sowie einen silbernen Becher hervor. Aus der Karaffe goss der Magier konzentriert ein dickflüssiges Elixier in das Trinkgefäß, das an zähen Haferbrei erinnerte. Gespannt roch Gwendol daran und hoffte, dass der Magier nicht erwartete, seine Besucher tränken davon, denn die Flüssigkeit verströmte den Geruch gekochter Schafsdärme. Der Magier setzte sich auf seinen Thron und murmelte leise: „Schließe deine Augen, Drache!“
    Ramin ließ seine Lider sinken und wartete auf weitere Anordnungen.
    „Richte all deine Gedanken auf Skiria!“
    Das fiel ihm nicht schwer, denn er dachte ohnehin die meiste Zeit an seine liebe

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