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Sklaven der Begierde

Sklaven der Begierde

Titel: Sklaven der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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merkwürdig?“, fragte sie.
    Er antwortete nicht, drehte sich um und ging noch einmal den Korridor auf und ab. Vor jeder Box blieb er stehen.
    „Wes, was geht hier vor?“
    Er schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Komm, lass uns zu den Stuten gehen.“
    In einer Hand trug er das verrottete Brett, mit der anderen zog er sie aus dem Hengststall.
    „Talel hat uns doch gebeten, bei den Hengsten zu bleiben.“
    „Ich weiß. Genau deshalb bleiben wir ja nicht hier. Die Hengste sind das großes Geld. Sie sind die Stars. In diesem Stall stehen nur Gewinner. Ich will sehen, wie die anderen leben.
    Wesley schien äußerst angespannt, als sie die Hengste hinter sich ließen und auf einen weißen Stall mit grünen Rändern zugingen. Er sah genauso elegant und gepflegt aus wie der andere, aber als Wesley die Tür erreichte, sah er ein großes Silberschloss am Griff hängen. Er fluchte.
    „Verdammt, der Stall ist abgeschlossen.“ Er starrte so intensiv auf die Tür, als hoffe er, das Schloss durch reine Willenskraft sprengen zu können.
    „Warum sollten sie die Stuten einschließen, aber nicht die Hengste, die all die Preise gewinnen?“ Nora runzelte die Stirn.
    „Genau das frage ich mich auch.“
    „Dann solltest du wohl besser eine Antwort finden.“
    Sie schob sich an ihm vorbei, öffnete ihre Tasche und zog ihr Lockpicking-Set heraus. „Gib mir Deckung.“
    „Nora, was machst du da?“
    „Jetzt flipp nicht aus. Ich knacke bloß das Schloss. Dauert nur ein paar Sekunden.“
    „Woher weißt du, wie man Schlösser knackt? Und wieso hast du ein Lockpicking-Set in deiner Handtasche?“
    „Wesley, mein Junge, ich bin mit fünfzehn Jahren zum ersten Mal verhaftet worden. Seither noch elf weitere Male. Wenn du so oft eingesperrt wirst, lernst du, dich für alle Eventualitäten zu wappnen.“
    „Nora …“
    Sie drückte das Schloss auf, und es fiel vom Türgriff. Sie schlüpften in den Stall und machten die Tür hinter sich zu.
    „Na gut.“ Sie legte den Kopf in den Nacken und sah Wesley an. „Søren steht auf Fesselspiele. Wer hätte das gedacht, was?“
    „Ich bin fassungslos.“
    Nora verdrehte die Augen. „Ich habe gelernt, wie man Schlösser knackt, um ihn zu ärgern. Ich wollte, dass er weiß, dass ich aus allem, in das er mich hineinzwingt, auch wieder herauskommen könnte. Auch wenn ich es nie wirklich versucht habe.“
    „Aber warum? Ich dachte, du liebst ihn.“
    „Ich liebe ihn auch. Aber Liebe und Fluchtpläne schließen einander nicht unbedingt aus. Im Gegenteil, ich kann nur beides wärmstens empfehlen.“ Sie fand einen Schalter und drehte das Licht an. „Das ist ja seltsam.“
    „Das kannst du getrost zweimal sagen.“
    Schweigend musterten sie den Stall. Er war leer. Völlig leer. Keine Pferde. Kein Equipment. Kein Personal. Keine Jockeys. Gar nichts. Nur altes Stroh auf dem Boden, das in der schwülen Dunkelheit vor sich hin gammelte.
    „Sieht so aus, ob das hier seit Langem leer steht.“ Er steckte seinen Kopf in jede Box.
    „Fühlt sich auch so an. Wie merkwürdig, ausgerechnet den leeren Stall mit einem Vorhängeschloss zu sichern und nicht den mit all den teuren Pferden.“
    „Lass uns auch noch schnell in die anderen Ställe gucken.“
    „Meine Picks stehen dir zur Verfügung.“
    Auch der dritte Stall war verschlossen. Und leer. Der vierte und fünfte ebenfalls. Keine Pferde. Gar nichts.
    „Was zum Teufel geht hier vor?“ Wesley stand im letzten Stall und starrte in die gähnende Leere.
    „Sag du es mir. Du bist der Pferdeexperte.“
    „Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Es sei denn, Talel hat all seine Pferde auf ein anderes Gestüt gebracht, aber … das ergibt keinen Sinn. Auf einem Gestüt dieser Größe sollte Hunderte von Pferden sein, Jährlinge, Hengste, Zuchtstuten. Selbst wenn er seine eigenen Tiere woandershin gebracht haben sollte, müssten wenigstens ein paar Gaststuten hier stehen. Wir haben Hunderte Pferde auf dem Gestüt untergebracht, die nicht uns gehören.“
    „Dann sollte ich ihn wohl mal fragen. Er erzählt mir alles.“
    „Nein, frag ihn nicht. Noch nicht. Ich möchte ihm erst selbst ein paar Fragen stellen.“
    „Zum Beispiel?“
    Er hob das Brett, über das Nora im Hengststall gestolpert war. „Frische Farbe auf vermodertem Holz? Meine erste Frage wäre: Warum kann ein Milliardär es sich nicht leisten, seine kaputten Boxentüren zu reparieren?“
    Nora schaute erst auf das Stück Holz und dann zu Wesley. Er sah so etwas wie plötzliches Verstehen

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