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Sklaven der Begierde

Sklaven der Begierde

Titel: Sklaven der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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Aber für Elizabeth warf er sich in Hemd und Kollar. Jedes Mal. Diese Kleidung war schlicht und ergreifend ein Teil seines Schutzpanzers.
    „Vielleicht ist sie ja Masochistin“, schlug Kingsley lächelnd vor. „Das würde doch passen. Immerhin ist ihr Bruder ein Sadist.“
    „Kann schon sein. Oder sie will sich etwas beweisen: dass unser Vater nicht gewonnen hat.“
    „Oder …“
    Søren funkelte ihn kühl an. „Oder was?“
    In einer langen Winternacht vor dreißig Jahren hatte er vor Kingsley erst seinen Körper entblößt und ihm dann tatsächlich ein kleines Stück seiner Seele offenbart. Er hatte von seiner Schwester Elizabeth gesprochen und von dem, was sie ihm eines Nachts angetan hatte. Sie war damals erst zwölf Jahre alt gewesen, und er war elf. Søren hatte Kingsley auch erzählt, was sie in der nächsten Nacht miteinander getan hatten … und in der übernächsten und in jeder weiteren Nacht, so lange bis ihr Vater sie in flagranti erwischte.
    „… oder vielleicht schwelgt sie einfach gern in Erinnerungen.“
    Søren gab keine Antwort, aber der Blick, den er Kingsley zuwarf, war noch einige Grade kälter als der vorherige.
    „Eifersucht als Motiv wäre durchaus denkbar, da beißt die Maus keinen Faden ab“, fuhr Kingsley ungerührt vor. Er nahm die Füße vom Sitz, beugte sich vor und starrte sein Gegenüber nun seinerseits ärgerlich an.
    „Eifersucht? Das ist doch wohl nicht dein Ernst!“
    „Tu doch nicht so, als sei dir dieser Gedanke nie gekommen. Als ich neulich diese Reporterin zu Elizabeth geschickt habe, damit sie dort ihre Fragen über dich stellen kann, hat deine Schwester doch gesungen wie ein Kanarienvogel. Eine ihr völlig unbekannte Frau schnüffelt in der Vergangenheit ihres Bruders herum, und Elizabeth hat nichts Besseres zu tun, als ihr alles über euch und eure Beziehung zu erzählen. Jedes noch so kleine Detail hat sie ausgepackt.“
    „Sie hat nur versucht, mich zu schützen.“
    „Oder sie wollte angeben!“
    „Kingsley, ich bete für dich.“
    Kingsley grinste. „Da musst du dich wohl ein bisschen mehr anstrengen als bisher.“
    „Elizabeth hat dir dieses Foto garantiert nicht geschickt. Sie findet abscheulich, was zwischen uns passiert ist, als wir Kinder waren. Sie findet es sogar noch abscheulicher als ich.“
    „Abscheulich? Wirklich? Du weißt doch ganz genau, dass ihr Spaß hattet. Wie hast du das doch gleich genannt, was ihr diesen einen Sommer lang miteinander getrieben habt? Wie Adam und Eva?“
    Sørens Antwort ließ ein paar schreckliche Sekunden auf sich warten. „Ich sagte damals, wir waren wie Adam und Eva … in der Hölle.“
    Der Chauffeur öffnete die Wagentür, und Søren stieg ohne ein weiteres Wort aus. Schweigend gingen sie auf den Hauseingang zu.
    Bevor Kingsley klopfen oder klingeln konnte, öffnete sich die Tür. Unter der gewölbten Decke der Empfangshalle stand Elizabeth und blickte ihnen entgegen. Bei ihrer letzten Begegnung hatte sie zehn Jahre jünger ausgesehen, als sie war, dachte Kingsley. Kastanienbraunes Haar, veilchenblaue Augen – eine klassische Neuengland-Schönheit. Doch heute wirkte sie verängstigt, ja geradezu panisch, und verhärmt.
    „Gott sei Dank“, flüsterte sie, lief auf ihren Bruder zu und warf ihm die Arme um den Hals. Kingsley hielt einen Moment nervös die Luft an, aber sein Unbehagen erwies sich als unnötig. Søren erwiderte die Umarmung seiner Schwester mit rein brüderlicher Zuneigung. „Hat Andrew dich angerufen?“
    Søren trat einen Schritt zurück. „Nein. Uns hat keiner angerufen. Was ist los?“
    Sie fuhr sich mit der Hand durch die Lockenmähne. „Ich habe schon überlegt, ob ich die Polizei verständigen soll“, sagte sie zu Kingsleys größter Verblüffung. Elizabeth hatte zur Polizei ungefähr ein so entspanntes Verhältnis wie er zu neugierigen Journalisten. Okay, zugegeben, vor nicht allzu langer Zeit hatte er eine neugierige Journalistin auf dem Rücksitz seines Rolls in den siebten Himmel gefickt. Aber da war es ums Geschäft gegangen, nicht ums Vergnügen. Na ja, jedenfalls nicht nur ums Vergnügen.
    Elizabeth blickte gehetzt von einem Mann zum anderen.
    „Erzähl mir, was passiert ist.“ Søren sprach mit seiner beruhigenden Priesterstimme, aber Kingsley konnte einen Hauch von Angst heraushören.
    Angst? Søren? Dass er das noch mal erleben durfte …
    „Ich zeige es dir. Komm mit.“ Erst jetzt schien sie Kingsleys Anwesenheit richtig wahrzunehmen. „Du auch, Kingsley. Ich weiß

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