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Sklaven der Begierde

Sklaven der Begierde

Titel: Sklaven der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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spielen“, ertönte eine unverkennbare Stimme.
    Plötzlich schienen alle den Atem anzuhalten. Kingsley ließ den Ball fallen.
    Zwanzig Köpfe wandten sich Stearns zu.
    „Du kannst Fußball spielen?“ Kingsley hob das schwarz-weiß gefleckte Leder auf. Stearns Worte hatten die Zuschauer derart aus der Fassung gebracht, dass keiner der Jungen Kingsley damit aufzog, dass er den Ball nach zehnminütigem Dauerjonglieren doch verloren hatte.
    „Ich bin in England zur Schule gegangen.“ Stearns zog das Jackett aus und fing an, die Ärmel seines Hemdes hochzurollen. Mit jeder Drehung kam ein weiteres Stück seiner nackten Unterarme zum Vorschein.
    Kingsley konnte den Blick nicht abwenden.
    „Aber … du spielst doch Klavier.“ Er hatte keine Ahnung, was er damit sagen wollte. Doch irgendwie hatte er wohl angenommen, dass ein Musiker nicht gleichzeitig ein Sportler sein konnte.
    Stearns antwortete nicht. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und wartete. Auch aus den Reihen des Publikums war kein Ton zu hören. Kingsley spürte die erwartungsvolle Spannung, die in der Luft lag. Er wusste nicht, was er jetzt tun oder sagen sollte. Stearns hob eine Braue, und in seinen stahlgrauen Augen sah Kingsley etwas, das er nie zuvor bei ihm gesehen hatte – Belustigung. Stearns wusste nicht nur ganz genau, wie unbehaglich Kingsley sich jetzt fühlte – es amüsierte ihn auch. Und das brachte Kingsley auf die Palme. Nein, mehr als das, es brachte ihn zur Weißglut. Was bildete dieser Kerl sich eigentlich ein? Warum machte es ihm so viel Spaß, andere Leute leiden zu lassen? War er etwa ein Sadist?
    Stearns hob seine blonde Braue noch einen Millimeter höher. Um seine perfekt geschwungenen Lippen zuckte ein Lächeln.
    „Schule in England, oui?“ , fragte Kingsley.
    „Oui.“ Die Braue kletterte noch ein Stück höher. Das Lächeln breitete sich jetzt über den ganzen Mund aus.
    „Das erklärt wenigstens deinen aufgesetzten Akzent.“
    Die Gruppe der Zuschauer schnappte kollektiv nach Luft. Kingsley wurde klar, dass er vermutlich der erste Schüler war, der Stearns Kontra gab. Was natürlich auch daran liegen konnte, dass Stearns mit niemandem sonst zu reden schien.
    „Du hast es gerade nötig“, gab Stearns mit übertrieben französischem Akzent zurück. Es klang genauso, wie Kingsley normalerweise redete. Er konnte zwar Englisch ohne französische Färbung sprechen, aber das war ihm meist zu anstrengend. Außerdem mochten die Leute seine Aussprache, vor allem die Mädchen waren immer ganz hin und weg. Nur Stearns schien leider völlig immun dagegen zu sein.
    „Très bien“ , sagte er. „Kannst du mit dem Ball so gut umgehen wie mit Worten?“
    „Das werden wir gleich herausfinden. Los geht’s.“
    „Wir haben kein Spielfeld.“
    „Dann leg eins fest.“
    Kingsley sah sich um. Eigentlich brauchten sie gar kein Spielfeld, sie hatten ja auch keine Mannschaft. Für zwei Spieler reichte es, ein Tor zu haben.
    „Die Bäume …“, er zeigte mit dem Kopf auf die beiden Stämme am Ende des Rasens, „das ist unser Tor. Ich versuche zu treffen. Und du versuchst mich zu stoppen.“
    „Du hast behauptet, dass du gegen eine ganze Mannschaft getroffen hast. Dann wirst du ja wohl gegen mich allein treffen können.“
    „Bien sûr.“ Klar konnte er das. Angriff war seine Spezialität.
    „Dann lass den Ball fallen.“ Stearns trat einen Schritt vor. Das versammelte Publikum trat einen Schritt zurück.
    Kingsley konnte nicht fassen, was da gerade passierte. Die gesamte Schule verfolgte das Geschehen in ehrfürchtigem Schweigen.
    Er ließ den Ball fallen.
    Zunächst fürchtete er, hereingelegt worden zu sein. Stearns bewegte sich nicht, er starrte ihn nur an. Kingsley hob den linken Fuß, um gegen den Ball zu treten.
    Stearns war schneller.
    Der Ball flog über den Rasen, und Kingsley rannte ihm nach, instinktiv und so wie er es hundertmal trainiert hatte. Stearns blieb an seiner Seite. Kingsley hatte gedacht, dass das hier ein Kinderspiel werden würde. Kein Pianist, egal wie groß oder Angst einflößend er war, sollte ihm auf dem Fußballplatz gefährlich werden können. Aber Stearns hatte die längeren Beine, er verfügte über die nötige Konzentration und war unglaublich athletisch. Und so liefen sie über den Platz, Schulter an Schulter. Immer wenn Kingsley glaubte, den Ball unter Kontrolle zu haben, streckte Stearns den Fuß aus und jagte ihm das Leder wieder ab.
    Kingsley hatte noch nie mit jemandem gespielt, der so

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