Sklaven der Flamme
vergiftet, versteht ihr denn nicht?« Sie klappte energisch den Deckel zu. »Es muß am Fisch liegen. Alle Leute, die Fisch aßen, wurden mit Krämpfen ins Lazarett gebracht. Viele starben. Die Frau von gegenüber und ich, wir haben die Lösung entdeckt. Wir kauften nämlich heute morgen von der gleichen Frau unseren Fisch. Etwas anderes kann es nicht sein.«
»Aber ich habe doch solchen Hunger«, sagte Tel.
»Könnten wir vielleicht etwas Käse und Obst essen?« fragte Rara.
»Ich glaube schon«, meinte die Kellnerin.
»Wer wurde ins Lazarett gebracht?« wollte Tel wissen und sah sich wieder im Kühlschrank um.
»Ach so – du warst ja den ganzen Tag krank.« Die Kellnerin erzählte ihm, was sich ereignet hatte.
Zur gleichen Zeit entdeckte der Beobachter eines Aufklärers ein Schiff mit Kasernen-Fertigteilen etwa sechzig Meilen vom eigentlichen Hafen entfernt. Ihm fiel ein, daß er am Morgen eine Korrektur durchgegeben hatte. Bei der Angabe der Schiffsroute war einem Angestellten ein Tippfehler unterlaufen, und er hatte persönlich die neue Weisung an den Nachrichensektor 27B weitergeleitet. Ja – das mußte das Schiff sein. Es befand sich in der Nähe des Ufers, ein Stück entfernt von den Bauernhöfen und Fischerdörfern. An dieser Stelle reichte der Dschungel bis ans Wasser. Ein winziger Hafen, hin und wieder zur Verschiffung von Emigrantenfamilien benutzt, stellte das einzige Stückchen Zivilisation zwischen der tief grünen, gekräuselten See und den aufragenden Baumwipfeln dar. Der Beobachter bemerkte auch ein kleines Tetron-Trampschiff, das an jenem verlassenen Hafen landen wollte. Aber der Frachter … Er setzte sich mit dem Piloten in Verbindung und bat ihn, per Funk den Kapitän auf seinen Irrtum aufmerksam zu machen.
Der Pilot schüttelte müde den Kopf.
Der Kopilot lehnte in seinem Sitz, den Mund weit offen, die Augen geschlossen. »Ich fühle mich nicht besonders …«, begann der Pilot und zerknüllte geistesabwesend ein Stück Aluminiumfolie, das der Kopilot auf dem Instrumentenbord vergessen hatte. Etwa zwei Stunden zuvor hatten sie ein Fischbrot miteinander geteilt.
Plötzlich kippte der Pilot nach vorn und riß dabei den Steuerknüppel ein Stück nach links. Er griff sich an den Magen. Die Maschine flog plötzlich eine Kurve und rutschte über die rechte Tragfläche ab. Der Beobachter wurde von seinem Sitz geschleudert. Das Mikrofon fiel ihm aus der Hand.
Der Kopilot erwachte, rülpste und wollte nach dem Steuerknüppel greifen. Da das Ding jedoch nicht an seinem gewohnten Platz war, verfehlte er es. Kurze Zeit später wurde die Maschine auf die Hafenanlage geschleudert, zehn Meter entfernt von dem anlegenden Tetron-Trampschiff.
8.
Die Luft war ein Dröhnen. Let schrie auf und lief nach vorn. Dann ein Schatten. Seine Füße rutschten über das Deck, als die Reling nach unten kippte. Dann Donner. Dann Geschrei. Etwas zerbrach in zwei Teile.
Jon und Arkor holten ihn aus dem Getümmel. Sie mußten mit dem bewußtlosen Prinzen über Bord springen. Sie schwammen ein Stück, kletterten an Land, trugen ihn. Als sie ihn auf die trockenen Blätter einer Waldlichtung legten, hörten sie Sirenen im Hafen aufheulen.
»Wir lassen ihn hier liegen«, sagte Arkor.
»Hier? Wissen Sie das sicher?« fragte Jon.
»Sie werden ihn holen. Wir können ruhig gehen. Und nun erzählen Sie mir Ihren Plan.«
»Mein Plan …«, sagte Jon. Sie marschierten unter Bäumen dahin.
Trockene Blätter kitzelten die eine Wange. Eine kühle Brise strich über die andere. Etwas stupste ihn in die Seite. Er streckte sich, blinzelte und rollte sich wieder bequem zusammen. Er schlief in dem kleinen Park hinter dem Palast. Bald gab es Abendessen. Die Blätter rochen frischer als sonst.
Wieder stupste ihn etwas in die Seite.
Er öffnete die Augen und unterdrückte mühsam einen Schrei. Denn er befand sich nicht im Park, und er würde kein Abendessen bekommen. Vor ihm stand ein Riese.
Der Riese stupste den Jungen noch einmal mit dem Fuß an.
Plötzlich sprang der Junge auf und wollte weglaufen. Er tat ein paar Schritte und blieb verängstigt stehen. Eine Brise raschelte in den Blättern. Der Riese sagte etwas und schwieg dann. Nach einer Weile sprach er wieder.
Ein Wort erkannte der Junge wieder: »… Quorl …«
Als der Riese zum drittenmal sprach, deutete er nur auf sich und sagte: »Quorl.«
Dann deutete er auf den Jungen und lächelte fragend.
Der Junge schwieg.
Wieder schlug sich der Riese mit
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