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Sklavin des Wolfes (German Edition)

Sklavin des Wolfes (German Edition)

Titel: Sklavin des Wolfes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Laurent
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Position der einen gerade noch das Flackern der nächsten zu sehen war. Beim vierten Licht musste Mia ein wenig länger suchen. In Vorwärtsrichtung des Weges war kein Lichtschein zu sehen. Erst als sie sich auch seitlich umschaute, merkte sie, dass das Licht abseits des Weges auf einem Trampelpfad quer durchs Gehölz stand.
    Na prima. Er wollte wohl, dass sie sich verläuft oder sich den Fuß verknackst. Sie zögerte. Wollte er sie in die Irre führen? Dann hielt sie mit einer Hand ein paar Zweige zur Seite und tappste ein wenig unsicher in Richtung des Lichts. Eine Taschenlampe wäre praktisch gewesen. Aber wie hätte sie darauf kommen sollen, wenn er ihr das nicht mitteilte? Wenigstens war Vollmond und durch die dichten Baumkronen des Mischwaldes drang noch ein wenig vom Mondschein zu ihr nach unten durch.
    Auf einmal fiel Mia ein, dass an der ganzen Geschichte etwas nicht stimmte: Rotkäppchen war immer am Tag unterwegs gewesen. Hatte er das bedacht? Oder war ihm gar nicht an der Authentizität der Geschichte gelegen?
    Die Lichter standen nun in etwas kürzerem Abstand. Zwar erhellten sie den Boden nur unzureichend, trotzdem war Mia froh, dass sie überhaupt existierten. Sie stolperte nicht gerne im Dunkeln herum.
    Plötzlich war ein lautes Rascheln zu hören. Sie hielt den Atem an und blieb stehen. Was für eine blöde Idee, sie in den Wald zu locken. Wolf war darin möglicherweise die harmloseste aller Kreaturen. Wer wusste schon, was für Perverslinge sich nächtens hier herumtrieben. Mia war nicht scharf darauf, mit irgendeinem Spinner konfrontiert zu werden, bevor Wolf und sie sich gefunden hatten. Sie verstand gar nicht, warum sie sich die ganze Woche den Kopf über ihn zerbrochen hatten. Gefahren lauerten hier gewiss woanders. Sie dachte an Wildschweine und anderes Getier.
    Trockene Äste knacksten. Nochmals Rascheln. Darauf folgte ein tiefes drohendes Knurren wie von einem Hund – oder einem Wolf. Blödsinn. In diesem Wald gab es keine Wölfe. Mia fühlte, wie sich die Härchen auf ihren Unterarmen aufrichteten und ihr kalter Schweiß ausbrach. Ihre Finger krallten sich fester um den Griff des Korbes.
    »Wolf, lass das. Wo bist du? Du machst mir Angst!«
    Sie hatte bewusst nicht zu laut gesprochen, um niemanden anzulocken. Aber sie hoffte auf eine Antwort, die sie beruhigen würde. Nichts. Schweigen. Stille. In der Ferne der leise Ruf eines Käuzchens.
    Sie entdeckte das nächste Licht und ging weiter, strauchelte über ein paar Wurzeln und fluchte leise. Erneut war ein Knurren zu hören. Weiter entfernt, aber laut genug, um ihr einen Schauer über den Rücken zu jagen. Mia fand das gar nicht witzig. Das Knurren klang verdammt echt.
    »Hör auf damit. Wo bist du?«
    Wenn es aber gar nicht Wolf war, der sich einen Scherz mit ihr erlaubte? Der täuschend echt einen Wolf nachahmte, um seinem Namen gerecht zu werden? Was, wenn ihre Sinne und ihre aufflammende Panik ihr einen Streich spielten und es doch ein echtes Tier war, vielleicht ein herumstreunender oder tollwütiger Hund?
    Auf einmal ging das Licht aus, auf das sie zugelaufen war. Mia blieb stehen. Suchend drehte sie sich um, doch auch das Licht hinter ihr war ausgegangen. Das konnte doch nicht sein! Es war windstill. Hatten die Kerzen schon so lange gebrannt, dass sie von alleine verglühten? Nein, sie hatte beim Vorbeigehen gesehen, dass der Docht ganz ruhig stand, nicht flackerte, und dass noch genügend Wachs in dem kleinen Alubehälter war.
    Orientierungslos und verloren stand sie irgendwo mitten zwischen den Bäumen. Der spärliche Mondschein reichte gerade mal aus, um die Baumstämme in nächster Nähe voneinander unterscheiden zu können. Für mehr nicht.
    Mia wurde von der gleichen Panik und Beklommenheit befallen wie als Kind, wenn sie für die Mutter in den Keller gehen sollte, um ein Glas Marmelade oder etwas anderes herauf zu holen.
    Direkt hinter ihr erklang ein deutliches Knurren, lauter und bedrohlicher als zuvor. Mia machte erschrocken einen unbedachten Schritt nach vorne und fluchte leise. Sie drehte sich um und wich zurück, bis sie von einem Baumstamm am Weitergehen gehindert wurde. Sie machte einen Schritt zur Seite und wartete. Wohin sollte sie gehen? Den Korb abstellen und rennen, so schnell wie möglich rennen? Aber wohin und vor wem? Sie würde sich verlaufen, niemals zum Parkplatz zurückfinden. Schon jetzt war sie sich nicht mehr sicher, woher sie gekommen war. Ihre Verärgerung auf Wolf nahm zu. Sie hatte keine Nerven für

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