Skulduggery Pleasant -1- Der Gentleman mit der Feuerhand
Gordon Edgley war bei all seinen Fehlern ein guter Mensch, und wenn er annehmen musste, dass das Zepter die zerstörerischen Fähigkeiten hatte, von denen wir alle gehört haben, hatte er sicher das Gefühl, dass es niemandem gehören sollte, weil es zu mächtig ist.“
Stephanie fand endlich ihre Stimme wieder. „Wissen Sie, was er damit gemacht hat?“, fragte sie.
„Nein.“
„Aber Sie glauben, Serpine ist bereit, einen Krieg zu riskieren?“, wollte Skulduggery wissen.
Mr Bliss nickte. „Ich glaube, in seinen Augen hat der Waffenstillstand ausgedient, ja. Ich kann mir vorstellen, dass er schon seit geraumer Zeit auf diesen Moment gewartet hat, wenn er alle Macht an sich reißen, jedes Geheimnis aufdecken und die Gesichtslosen wieder in die Welt bringen kann.“
„Sie glauben an die Gesichtslosen?“, fragte Stephanie.
„Oh ja. Ich bin mit diesem Wissen aufgewachsen, und ich habe mir meinen Glauben daran bis heute bewahrt. Einige tun die Geschichten, die von den Gesichtslosen erzählt werden, ganz einfach ab, andere sehen lehrhafte Fabeln darin und wieder andere Gutenachtgeschichten für Kinder. Aber ich glaube daran. Ich glaube, dass wir einst von Wesen beherrscht wurden, die so ungeheuer böse waren, dass selbst ihre Schatten vor ihnen flohen. Und ich glaube, dass sie lange auf ihre Rückkehr gewartet haben, damit sie uns für unsere Übertretungen bestrafen können.“
Skulduggery legte den Kopf schief. „Die Ältesten würden auf Sie hören.“
„Sie müssen sich an ihre Spielregeln halten. Ich habe herausgefunden, was ich kann, und mein Wissen an die einzige Person weitergegeben, die weiß, was sie damit zu tun hat. Alles andere ist allein Ihre Sache.“
„Mit Ihnen an unserer Seite“, sagte Skulduggery, „wäre alles wesentlich leichter.“
Ein kleines Lächeln huschte über Mr Bliss' Gesicht. „Wenn ich handeln muss, werde ich das tun.“
Und ohne ein „Guten Tag“ drehte er sich um und ging davon. Skulduggery und Stephanie blieben noch einige Augenblicke stehen, dann stiegen sie in den Kanariengelben, und Skulduggery fuhr los.
Es dauerte eine Weile, bis Stephanie das Wort ergriff.
„Er wirkt irgendwie unheimlich.“
„Das kommt davon, wenn man kaum lächelt. Mr Bliss ist, rein körperlich gesehen, der stärkste Mann auf diesem Planeten. Seine Kraft übersteigt alles.“
„Dann ist er also wirklich unheimlich?“
„Oh ja, sehr sogar.“
Skulduggery fuhr schweigend weiter. Stephanie ließ einige Augenblicke verstreichen.
„Was denkst du?“
Er zuckte mit den Schultern. „Eine Menge schlauer Sachen.“
„Glaubst du auch, dass es das Zepter wirklich gibt?“
„Sieht ganz danach aus.“
„Ich nehme an, dass das eine ziemlich große Sache für dich ist. Schließlich weißt du jetzt, dass deine Götter wirklich existierten.“
„Oh, das ist nicht sicher. Auch wenn das Zepter offensichtlich gefunden wurde, kann seine tatsächliche Vergangenheit sich immer noch mit den Legenden vermischt haben. Seine Existenz beweist nicht, dass damit die Gesichtslosen vertrieben wurden.“
„Seltsam. Ich hätte nie gedacht, dass ein lebendes Skelett so skeptisch sein könnte. Und was hast du jetzt vor?“
Er schwieg eine Weile. „Nun, wir müssen uns überlegen, was wir brauchen, wie wir es bekommen und was wir haben müssen, um zu bekommen, was wir brauchen.“
„Ich glaube, dass ich das sogar verstanden habe“, sagte Stephanie langsam. Der Wagen fuhr über eine Bodenwelle. „Nein, jetzt ist es wieder weg.“
„Wir müssen die Ältesten dazu bringen, dass sie etwas unternehmen, also brauchen wir Beweise, dass Serpine den Waffenstillstand gebrochen hat. Wir müssen das Zepter finden, und wir müssen auch eine Möglichkeit finden, das Zepter zu vernichten.“
„Okay, und wie gehen wir den ersten Punkt an?“
„Wir bekommen die Beweise, sobald wir das Zepter gefunden haben.“
„Und wie finden wir das Zepter?“
„Indem wir den Schlüssel finden.“
„Und wie vernichten wir das Zepter?“
„Ah“, meinte er, „das wird das klitzekleine Verbrechen sein, das wir begehen müssen.“
„Verbrechen“, wiederholte sie lächelnd. „Endlich.“
DAS KLITZEKLEINE VERBRECHEN
Von ihrem Beobachtungsposten auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus, wo sie den Wagen geparkt hatten, beobachteten sie die Vampire, die, wieder in ihren blauen Overalls, die Treppe hinaufstiegen und in das hell erleuchtete Kunstmuseum hineingingen. Sie plauderten miteinander und sahen
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