Skulduggery Pleasant -1- Der Gentleman mit der Feuerhand
wir hier sind, ist unentschuldbar.“
„Was? Du hast gesagt, das sei nur so etwas wie eine Abstellkammer. Dass sie heilig ist, hast du mit keiner Silbe erwähnt.“
„Jetzt weißt du, weshalb es mir so schwerfällt, Freundschaften aufrechtzuerhalten.“
Skulduggery legte die Box wieder dahin, wo er sie gefunden hatte. Stephanie schaute ihn immer noch an.
„Ist es respektlos?“, fragte sie. „Ist es so, als würde man auf einem Grab tanzen?“
„Noch ein bisschen schlimmer“, gab er zu. „Es ist, als würde man das Grab aufbuddeln, den Leichnam herausholen, ihn filzen und dann darauf herumtanzen.“
„Dann verstehe ich, weshalb es dir schwerfällt, Freundschaften aufrechtzuerhalten“, sagte sie, während sie zu ihm hinüberging.
Skulduggery wedelte mit der Hand, und sämtliche Kerzen in der Kammer erloschen. Es war stockfinster. Stephanie öffnete die Tür und linste hinaus. Der Gang war lang und still und leer. Sie trat hinaus, Skulduggery folgte ihr und schloss die Tür hinter sich.
Sie schlichen den Flur entlang, die steinerne Treppe hinauf und durch die Holztür mit dem Eisengitter. Rasch gingen sie durch das Museum. Die Ecken waren das Schlimmste, da sie jedes Mal dachten, dahinter stünde ein Vampir. Sie näherten sich dem Großen Saal, als Skulduggery die Hand hob.
Vor ihnen kauerte mitten auf dem Flur ein Vampir.
Stephanie stockte der Atem. Er hatte ihnen den Rücken zugekehrt, weshalb sie rückwärtsgingen, darauf bedacht, kein Geräusch zu machen. Sie wollten gerade um die Ecke biegen, als Stephanie aus den Augenwinkeln etwas wahrnahm. Sie packte Skulduggery am Arm.
Der zweite Vampir kam ihnen aus der anderen Richtung entgegen.
Sie sanken hinter eine Marmorsäule. Jetzt saßen sie in der Falle. Ihnen gegenüber befand sich ein Gang, der zu einem anderen Bereich des Museums führte, doch Stephanie war sich ziemlich sicher, dass ihnen dort der Fluchtweg abgeschnitten wäre, selbst wenn sie es schafften, ungesehen in dem Durchgang verschwinden zu können. Der einzige Weg, hier wieder herauszukommen, führte über den Großen Saal und den Sicherheitsgürtel, doch die Chance, es dorthin zu schaffen, ohne in Stücke gerissen zu werden, wurde von Sekunde zu Sekunde geringer. Skulduggery hatte gewisse Kräfte, und er hatte seinen Revolver, aber sie wusste, dass er sich keine allzu großen Hoffnungen machte, auch nur eine der Kreaturen abwehren zu können, von zwei ganz zu schweigen.
Mit erhobener Hand wandte er sich ihr zu. Zuerst zeigte er mit dem Finger auf sie, dann auf den Boden. Bleib, wo du bist. Derselbe Finger zeigte nun auf ihn, dann auf den Durchgang. Geh.
Stephanie bekam große Augen und schüttelte den Kopf, doch jetzt wanderte der Finger zu seinem Mund und legte sich auf seine Zähne. Sie wusste, dass der Finger auf seinen Lippen liegen würde, wenn er welche hätte. Sie wollte das nicht, sie wollte nicht zustimmen, wusste aber, dass ihr nichts anderes übrig blieb.
Er zog den Revolver aus seinem Mantel und gab ihn ihr, nickte ihr zu, sprang im selben Augenblick auch schon auf und machte einen Satz in Richtung Durchgang.
Der Vampir, der von hinten kam, sah ihn und preschte los. Der Vampir vor ihnen drehte sich um und sprang auf, und Stephanie presste sich an die Säule, als er auf der Jagd nach dem Eindringling ebenfalls im Durchgang verschwand.
Stephanie war überrascht, wie schwer der Revolver war, als sie aus ihrem Versteck kroch und losrannte Richtung Großer Saal. Ihre Schritte hallten laut in dem dunklen Flur, doch das kümmerte sie nicht. Sie konnte nur eines denken: raus hier! Die Ecken nahm sie jetzt, so schnell sie konnte, da sie wusste, dass die Gefahr hinter ihr lag, und jedes Mal warf sie einen Blick zurück.
Der Flur war leer. Nichts kam hinter ihr her. Noch nicht.
Sie näherte sich dem Großen Saal. Noch zweimal um die Ecke biegen, dann war sie da. Sie steckte den Revolver in die Manteltasche, da sie beide Hände brauchen würde, um sich den Sicherheitsgürtel umzuschnallen. Sie bog um die letzte Ecke - und kam schlitternd zum Stehen.
Nein. Nein, das konnte nicht sein.
Mit weit aufgerissenen Augen schaute sie auf die Wand, die hier nicht sein sollte.
Stephanie war falsch abgebogen. Irgendwo in diesem bescheuerten Museum war sie falsch abgebogen, und jetzt wusste sie nicht mehr, wo sie war. Sie hatte sich verirrt.
Stephanie hätte laut schreien können, so sehr ärgerte sie sich über ihre Dummheit. Sie lief die Sackgasse zurück und schaute im Vorbeikommen
Weitere Kostenlose Bücher