Skylark 3 - Die Skylark und die Sternenwanderer
haben wir davon? Wir haben keinen Spaß mehr daran, wie die Wesen, die ihren Körper genießen, der für sie gleichbedeutend ist mit dem Leben.
Wir sind endlos gereist, wir haben viel gesehen, wir haben viel studiert – aber was soll's? Im Grunde haben wir nichts erreicht und wissen nichts. Wir wissen nur wenig mehr, als wir schon vor vielen tausend Zyklen wußten, als unser Heimatplanet noch existierte. Wir wissen wenig über die Zeit, wir wissen nichts über das Weltall, wir wissen gar nichts über die vierte Dimension, außer daß die drei Mitglieder unserer Gruppe, die sich hineinrotiert haben, bisher nicht zurückgekehrt sind. Und wenn es einem von uns nicht gelingt, ein neutralisierendes Energiemuster zu schaffen, können wir auch nie sterben – vor uns dehnt sich eine düstere, freudlose Ewigkeit der Existenz.«
»Eine Ewigkeit – doch eine Ewigkeit, die weder düster noch freudlos ist. Wir wissen nur wenig, wie du schon gesagt hast, doch in dieser Tatsache sollte eine Anregung liegen; wir können und werden ewig weitermachen, wir werden immer mehr hinzulernen, immer mehr. Denk einmal darüber nach! Doch halt! Was ist das? Ich spüre einen fremden Gedanken. Er muß von einem mächtigen Geist ausgehen, wenn er so weit vorgedrungen ist.«
»Ich habe sie gespürt. Es sind vier fremde Geister. Aber sie sind unwichtig.«
»Hast du sie analysiert?«
»Ja. Es sind die Wesen aus dem Raumschiff, von dem wir eben sprachen. Sie projizieren ihre Geistespunkte zu uns.«
»Sie projizieren ihren Geist? Eine solche niedrige Lebensform? Sie müssen wirklich viel von dir gelernt haben, Acht!«
»Vielleicht habe ich ihnen ein paar Hinweise gegeben«, erwiderte Acht gleichgültig. »Aber sie sind nicht wichtig für uns.«
»Dessen bin ich mir nicht so sicher«, sagte Eins nachdenklich. »Wir haben in dieser Galaxis bisher keine Lebewesen gefunden, die sich projizieren konnten – auch sind wir auf keine Kreaturen gestoßen, deren Gehirne stark genug waren, um ohne materiellen Körper leben zu können. Mag sein, daß sie noch nicht weit genug fortgeschritten sind, um sich uns anzuschließen. Selbst wenn sie es nicht sind, wenn ihre Intelligenz für unseren Zirkel zu schwach ist, sind sie auf jeden Fall so stark, daß ich sie bei meiner Forschungsarbeit einsetzen kann.«
In diesem Augenblick schaltete Seaton die Projektion ab und begann seine Verteidigungsgeräte sechster Ordnung zu organisieren, so daß er den Ausbruch von ›Acht‹ gegen den Vorschlag seines Anführers nicht mehr ›hörte‹.
»Das lasse ich nicht zu, Eins!« protestierte die körperlose Intelligenz. »Ich lasse es nicht zu, daß du diesen Wesen das ewige Leben aufzwingst, wie wir es erdulden müssen. Eher entmaterialisiere ich sie! So sehr sie das Leben lieben – es wäre besser für sie, auf ein paar Minuten zu verzichten, als ewig zu leben.«
Doch es gab keine Antwort. »Eins« war verschwunden, war mit Höchstgeschwindigkeit zur Skylark geeilt. Acht folgte ihm augenblicklich.
Lichtjahre waren für diese Wesen ebensowenig eine Entfernung wie für Seatons Geistesprojektor, und so erreichten sie bald das Raumschiff, das mit unvorstellbarer Beschleunigung dahinraste, das aber für die Fremden bewegungslos zu verharren schien – was bedeutet Geschwindigkeit, wenn es keine Bezugspunkte gibt, an der sie gemessen wird?
»Komm zurück, Acht!« befahl Eins. »Sie sind von einer auflösenden Wand sechster Ordnung umschlossen. Diese Wesen sind wirklich ziemlich hochentwickelt!«
»Ein kompletter Stillstand im Subäther!« staunte Acht. »Das funktioniert ja genausogut wie das Energiemuster ...«
»Seid gegrüßt, Fremde«, meldete sich Seaton gedanklich zu Wort. Seine Gedanken bedurften keiner sprachlichen Interpretation. »Meine Projektion ist hier außerhalb der Barriere, aber ich möchte gleich sagen, daß eine Berührung durch eure Energiepunkte die Projektion sofort unterbricht und den Energieschutz undurchdringlich macht. Ich nehme an, euer Besuch hat freundschaftliche Gründe?«
»O ja«, erwiderte Eins. »Ich biete dir die Gelegenheit, uns beizutreten, oder zumindest die Gelegenheit, der Wissenschaft zu dienen, indem ihr versucht, zu unserer Gruppe zu stoßen.«
»Die Burschen wollen, daß wir bei ihnen als reine Geisteswesen mitmachen, Leute«, wandte sich Seaton an seine Freunde. »Was hältst du davon, Dottie? Wir haben doch eigentlich mit unserem Körper noch allerlei zu erledigen, oder?«
»Allerdings, Dickie – sei kein Dummkopf!«
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