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SLAM (German Edition)

SLAM (German Edition)

Titel: SLAM (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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Karim wurde schwindelig. E r hielt sich an der Wand fest , und nun fiel auch Soli auf, dass es ihm nicht gut ging . Sofort wechselte sein Gesichtsausdruck von Wut zu Besorgnis.
    » Bei Allah, was fehlt dir?«, rief er. » Warte eine Sekunde. « Schnell verschwand er mit dem s chreienden Bündel ins Kinderzimmer und kehrte wenige Augenblicke danach alleine zurück, eilte zu Karim, stützte ihn und führte ihn ins Wohnzimmer. » Setz dich erst einmal. Was ist passiert? Meine Güte, du siehst wirklich furchtbar aus. Möchtest du etwas trinken? «
    Solis Geplapper war Karim unerträglich . Wenn er doch einfach nur den Mund hielte ! Er ließ sich auf das Sofa fallen, bedeckte sein Gesicht mit den Händen und drückte sich mit den Daumen die Ohren zu. Gedämpft konnte er So li in der Küche hantieren hören. G leich darauf stand ein Glas Saft vor ihm. D ankbar nahm er es und trank es in einem Zug leer.
    » Soli « , begann er stockend. Sein Gefährte stand mit verschränkten Armen vor ihm. Sein Blick war voll Sorge und Neugierde zugleich. » Es war wohl alles ein wenig viel in letzter Zeit. Ich meine, das Kind, die Arbeit und so, verstehst du? Ich b rauchte die Zeit, um damit klarzu kommen . Ich habe diese zwei Tage einfach für mich gebraucht. « Er war atemlos von seine r eigenen Lüge, überlegte panisch hin und her, während er Soli irgendeinen Unsinn auftischte , wo um alles in der Welt er die letzten beiden Tage zugebracht haben mochte. Schließlich gab er auf. E r war einfach zu müde, zu zerschlagen.
    Soli funkelte ihn an, seinem Gesicht war deutlich abzulesen, dass er kein Wort von dem glaubte, was er ihm da gerade erzählte. Enttäuschung machte si ch in seinen Zügen breit, Traurigkeit legte sich über seine sonst so fröhlich st rahlenden Augen, als er sagte: » Dann ist es wohl bess er, wenn du dich jetzt hinlegst. I ch muss mich um un seren Sohn kümmern.« Wie zur Bestätigung ertönte ein durchdringendes Gekreische aus dem Kinderzimmer. Ohne ein weiteres Wort stand Karim auf und torkelte ins Schlafzimmer, ließ sich auf das Bett fallen und schloss endlich seine Augen.
    Ja, schlafen war wirklich eine gute Idee.

19
     
    Am nächsten Morgen fühlt sich Karim körperlich deutlich besser. Er umarmt Soli, streichelt seinen Sohn und gibt ihm zum Abschied einen sanften Kuss auf die runde, rote Baby wange. So ist alles richtig, so soll es sein. Er wird sich an das Vatersein schon gewöhnen. Schließlich haben sie sich auf das Kind gefreut. Jetzt , wo der Allmächtige es ihnen in seiner unendlichen Güte geschenkt hat , werden sie ihm alle Liebe schenken, die es verdient hat.
    Auf dem Weg ins Büro hält ihn seine Schwermut am Boden fest. Sein Atem fühlt sich an wie bitterer Staub, den er ein - und ausatmet, bis ihm seine Lunge wie Blei im Körper liegt.
    Das Büro tröstet ih n. Hier kann er die grundlose Melancholie vergessen, während er seinen Beitrag zum Funktionieren der SLAM-W elt leistet. Seine Kollegen beglückwünschen ihn zu seinem Sohn, er nimmt ihre guten Wünsche in sich auf, sie erhellen für kurze Zeit das Dunkel in seinem Innern.
    Wenn er arbeitet, spürt er manchmal da s nagende Etwas nicht mehr, das sich in seiner Seele eingenistet hat und von dort aus s eine gierigen Arme ausstreckt. Oft steht er am großen Fenster ihrer Wohnung und starrt zwischen den Hochhäusern hindurch, als erwarte er, dort draußen etwas zu sehen. Es ist, als riefe hinter dem Horizont eine Stimme, aber so sehr er sich auch anstrengt, er kann ihre Worte nicht verstehen. Dann steht Soli hinter ihm, le gt seine Hand wortlos auf seine Schulter und bettet den kleinen Ahmet in seinen Arm.
    Im Büro fragt er sich immer häufiger, was er eigentlich hier tut. Sein Beitrag erscheint ihm nutzlos, vertane Zeit in einer Welt , die sich unmerklich verändert. Zuerst sind es bunte Einstecktücher, die sein e Blicke anziehen , dann tauchen plötz lich in seinem kleinen Universum a us grauem Granit immer mehr Ablenkungen auf: f arbige Aktentaschen, Schals und Mäntel, nicht mehr klassisch dunkel , sondern abgesetzt mit bunten Streifen Stoff schreien ihm im Vorübergehen eine Fröhlichkeit entgegen, die ihn beunruhigt.
    Als der erste Teekubus einer runden Tasse weicht, flieht er aus dem Pausenraum und verkriecht sich erschüttert in seiner Bürobox. Soli beruhigt ihn an diesem Abend, er solle sich nicht so anstellen, die neue Mode sei doch ein Zeich en für Freude und Zufriedenheit. A ber Karim weiß es besser. Etwas nagt nicht nur an ihm,

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