Slant
trotz aller Vorbereitungen ein paar Puzzleteile zu fehlen, und es könnte sich dabei um mich handeln.
*
Die alte schiefergraue Limousine entspricht nicht Marcus’ Erwartungen. Ein junger Mann in schwarzer Livree steht neben der offenen Tür, aber er wird enttäuscht. Marcus hat seinen eigenen Fahrtprozessor mitgebracht.
Jonathan steigt hinter Calhoun in den Wagen, Burdick und Cadey folgen und setzen sich ihnen gegenüber. Marcus nimmt auf einem Mittelsitz Platz und blockiert Jonathans Sicht auf Cadey. Marcus nimmt einen Prozessor aus seiner Aktentasche und schiebt ihn in den vorgesehenen Schlitz des Wagens. »Eigentlich hätten wir längst eigene Fahrzeuge haben sollen«, beklagt er sich. Der Prozessor übernimmt die Steuerung und der Wagen schert aus dem Parkhafen aus. Jonathan erhascht noch einen kurzen Blick auf den enttäuschten Chauffeur, der sich offenbar zu Fuß auf den Heimweg machen muss.
Die Landschaft rings um den Flughafen ist völlig unspektakulär. Nur Präriegras und Erdhaufen, die ohne ersichtlichen Grund aufgeschüttet wurden. Dann kommen Ansammlungen rostiger Maschinen zur Holzverarbeitung und für die Landwirtschaft in Sicht, die den Eindruck machen, als wären sie von spielenden Riesenkindern vergessen worden.
Moscow selbst ist eine öde, menschenleer wirkende Stadt. Marcus sagt nur wenig, während sie über die grauen Straßen fahren. Auch die gelegentlichen Flecken kalten Sonnenscheins tragen kaum dazu bei, die vernachlässigten Gebäude zu beleben. Diese Art von Freiheit hat offenbar ihren Preis: Die urbane Ungepflegtheit deutet auf Teilnahmslosigkeit und frustrierte Langeweile hin.
»Es ist eine Schande«, sagt Cadey. Calhoun nickt. Jonathan verspürt kein wirkliches Mitgefühl. Omphalos ist gepanzert und isoliert; die Organisation trägt keine Verantwortung für die Bürger. Schließlich haben sie sich frei für ihr Schicksal entschieden.
Marcus’ und Cadeys Gesichter hellen sich auf, als sie auf Omphalos zeigen. »Da ist es«, sagt Marcus und alle starren aus dem linken Fenster über die niedrigen Häuser und Wohngebäude ohne Anstrich entlang der Constitution. Der weiß-goldene Keil ragt wie eine Wagnersche Festung empor. Der Wagen biegt nach links ab und sie gleiten über einen breiten, langen Boulevard, dessen Name Jonathan entgangen ist. Die kleinen Einzelhandelsgeschäfte bilden einen verblüffenden Kontrast zu Omphalos.
Jonathan wendet den Blick ab. Er fühlt sich eher geladen und zerbrechlich als fasziniert. Wieder haben die Gezeiten gewechselt; und er mag dieses Hin und Her von Ebbe und Flut nicht. Die Läden an der Straße sind Second-Hand-Geschäfte, kleine Supermärkte, ein Bordell (»KEINE PROSTHETUTEN IN DIESER REPUBLIK -NUR DAS ECHTE, WAHRE, WIRKLICHE!«, verkündet ein Schild) und mehrere kleine Casinos. Die Automobile und Lastfahrzeuge älteren Datums, die sie passieren – manche zwanzig Jahre alt und allem Anschein nach von Methan- oder Alkohol-Motoren angetrieben –, sind häufig mit durchsichtigen Flexfuller-Scheiben in den Seitenfenstern ausgestattet.
»Eine echte Wildweststadt«, sagt Calhoun zu Jonathan.
»Fehlt nur noch die Saloon-Schlägerei«, erwidert er.
»Hattest du einen weiten Weg, Fremder?«, sagt Burdick und lächelt Calhoun zu.
»Nicht weit von hier gibt es eine nette Ranch«, sagt Cadey. »Meine Familie hat dort vor drei Jahren eine Woche Urlaub gemacht. Überhaupt nicht gefährlich, obwohl wir unsere eigenen Wachleute hatten.«
Hiram hat einmal erwähnt, dass es ihn interessieren würde, nach dem Studienabschluss mit dem Motorrad durch Green Idaho zu fahren. Green Idaho hat den Status einer Mutprobe gewonnen, einer Herausforderung für Heranwachsende. Damit ist die Republik an die Stelle der Dritten Welt als Abenteuerspielplatz für wohlhabende junge Amerikaner gerückt.
*
Jenner bringt den Wagen vor einer massiven, grün schimmernden Schranke zum Stehen, zehn oder zwölf Meter vor der Ostwand von Omphalos. Das Gebäude ragt über ihnen empor, sie befinden sich jetzt in seinem Nachmittagsschatten.
»Das Gebäude spricht mit uns. Ich habe ihm die Sig unserer Verabredung übermittelt.«
»Tun Sie, was es verlangt«, schlägt Hale trocken vor.
Giffey fühlt sich, als wären sie bereits drin, als hätte es sie bereits verschluckt. Jenner dreht sich um und blickt ihn durch die Trennscheibe an, als wollte er Zuversicht aus Giffeys Stimmung ziehen. Giffey antwortet ihm mit einem knappen Lächeln und zeigt ihm den hochgereckten Daumen. Jenner
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