Smokeheads: Vier Freunde. Jede Menge Whisky. Ein höllisches Wochenende. Roman (German Edition)
Jedenfalls hat sie nie verraten, wer sein Dad ist. Außerdem war sie während ihrer Schwangerschaft auf Methadon und hat vermutlich auch noch gedrückt. Woanders im Land würde sein Hirnschmalz nicht mal reichen, um einen Job als Kloputzer zu kriegen. Aber hier auf unserer wunderbaren Insel wird er dank familiärer Verflechtungen mit offenen Armen bei der Polizei aufgenommen und kann da seinen wehleidigen, miesen Groll gegen die Welt nach Belieben rausrotzen. Er hat keine eigene Meinung und macht alles, was Meister Joe ihm sagt.«
»Und das geht hier auf der Insel als Gesetzeshüter durch?«, wunderte sich Adam und schüttelte den Kopf.
»So ziemlich«, sagte Molly. »Es gibt hier zwar auch ein paar anständige Cops, aber Joe und Grant führen das Revier wie einen Familienbetrieb. Vor ihm hat Joes Dad es fünfunddreißig Jahre lang so gehalten und davor sein Opa.«
»Irgendwie sind die beiden so richtige Scheißtypen, oder?«, sagte Roddy.
»Korrekt«, bestätigte Ash.
Molly trank schweigend ihr Bier.
»Alles in Ordnung?«, fragte Adam.
Sie bemühte sich, ihr Glas leerzutrinken. »Ich glaube, ich sollte jetzt wirklich besser nach Hause gehen.«
»Bleib doch noch ein bisschen, Moll«, bat Ash. »Wenn du jetzt gehst, haben sie gewonnen.«
»Ich kann auf Zoff echt verzichten.«
Roddy witterte eine Jungfrau in Nöten und blies sich auf: »Welches Problem hat Joe überhaupt?«
Molly seufzte schwer. »Das ist eine lange Geschichte.«
Ash war aufgewühlt und zappelte herum: »Also, du brauchst dir weiß Gott keine Vorwürfe zu machen, Schwesterlein.«
»Das weiß ich selber.«
»Da bin ich mir nicht so sicher.«
»Es ist komplizierter, als du denkst.«
Ash bekam große Augen. »Du wirst dieses Schwein doch hoffentlich nicht in Schutz nehmen!«
»Natürlich nicht. Du weißt, was ich von ihm halte.«
»Es spielt keine Rolle, was er mitgemacht hat. Wie er dich behandelt hat, ist unentschuldbar.«
»Weiß ich auch, es ist nur …«
»Was meinst du eigentlich damit?«, fragte Roddy.
Mit Ash gingen die Pferde durch: »Jahrelang hat Joe ihr seine rührselige Geschichte …«
»Ash, bitte …«, bat Molly, aber Ash war nicht zu bremsen.
»Alle Ileach hielten seinen Dad für die tragende Säule der Gemeinschaft, für einen freundlichen Bullen und einen anständigen Mitbürger. Und dabei hat er Joe und seine Mutter hinter verschlossenen Türen regelmäßig grün und blau geprügelt.«
»Können wir bitte das Thema wechseln?«, bat Molly.
»Joe wollte dann möglichst schnell zur Armee, weil er sich in seinem kranken Hirn eingebildet hat, dieses Arschloch von Vater damit beeindrucken zu können, und kaum war er aus dem Haus, hat sich seine Mutter umgebracht. Sie ist eines Nachts auf dem Weg zum Festland von der Fähre gesprungen. So viel zur Vorgeschichte. Was soll ich sagen? Joe ist ausgerastet und seither vollkommen durch den Wind. Ungefähr um diese Zeit kippte dann sein Dad mit einem massiven Herzinfarkt aus den Latschen. Wie dem auch sei, vermutlich war es genau deswegen, weil Joe schon drauf und dran war, seinen Job zu übernehmen.«
Molly sah nervös zu Joe und Grant hinüber. »Ich bin sicher, dass die Jungs hier diesen Mist nicht hören wollen.«
Ash fuhr unbeirrt fort: »Aber das alles ist jedenfalls keine Entschuldigung dafür, was er dir angetan hat.«
»Was hat er denn getan?«, wollte Roddy wissen.
»Ash, das reicht jetzt.« Molly warf ihr einen vernichtenden Blick zu, der anscheinend endlich ankam.
»Ich sage nur, dass er ein ausgewachsenes Arschloch ist«, sagte Ash. »Und alle häusliche Gewalt auf der Welt kann das nicht rechtfertigen.«
»Mach dir keine Sorgen«, sagte Roddy zu Molly. »Wir passen auf dich auf. Bleib noch ein bisschen.«
Molly lachte bitter. »Ihr habt ja keine Ahnung.«
Sie trank ihr Bier aus, stand auf, zog ihren Mantel an und fummelte mit den Armen in den Ärmeln herum.
»Warte«, sagte Adam und streckte die Hand aus. »Wenn du unbedingt gehen willst, dann möchte ich dich wenigstens begleiten.«
Sie sah Adam an und dann zu Joe hinüber. »Ich weiß nicht.«
»Bitte.«
Sie seufzte. »Na gut, wie auch immer. Machen wir einfach, dass wir hier rauskommen.«
Adam trank seinen Whisky aus und zog den Mantel an. Sie verabschiedeten sich und zwängten sich durch den überfüllten Gastraum. Molly ging voran. Kurz vor der Tür tauchte plötzlich Joe auf und packte sie am Arm.
»Du gehst schon?«
Molly versuchte ihn abzuschütteln, aber er hielt sie fest.
»Lass mich
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