Smokeheads: Vier Freunde. Jede Menge Whisky. Ein höllisches Wochenende. Roman (German Edition)
Fußstapfen seines Dad zu treten, aber er konnte nirgendwo anders eine passende Arbeit finden, und bei der Polizei waren das Gehalt und auch die Bedingungen ausgesprochen gut. Ich versuchte es ihm auszureden, aber er hat’s trotzdem gemacht. Nach und nach wurde er dann genauso hartherzig wie sein Dad, als ob er gegen ihn konkurrieren müsste. Und irgendwann hatten wir dann das Stadium erreicht, dass wir uns weder über Pläne noch über Träume unterhielten. Nach dem Tod seiner Mum kapselte er sich von mir ab. Er dachte wohl, ein richtiger Mann trägt seinen Schmerz allein.«
Adam schluckte schwer. »Was meinte Ash, als sie davon sprach, wie er dich behandelt hat?«
Molly zögerte und wandte den Blick ab.
»Vergiss, dass ich gefragt habe«, sagte Adam.
»Nein, das ist schon okay«, sagte sie. »Wir wollten Kinder haben, und das funktionierte nicht. Ich hatte drei Fehlgeburten.«
»Um Gottes willen, Molly.«
Sie zuckte die Achseln. »Das ist nichts Ungewöhnliches. Das passiert viel häufiger, als man denkt. Aber Joe nahm es nicht gut auf und gab mir die Schuld dafür. Er trank sehr viel und rastete dann regelmäßig aus. Zuerst nur verbal mit Brüllen und Schreien, dann …«
Adam griff nach ihrer Hand, doch sie entzog sie ihm. Er wusste nicht, was er sagen oder tun sollte, und so hob er sein Glas und trank einen Schluck.
»Wie auch immer, jedenfalls ist das alles jetzt passé«, sagte sie, warf einen Blick durch das Wohnzimmer und holte tief Luft. Sie beschrieb mit dem Arm einen Halbkreis: »Also hier wohnen Ash und ich.«
»Ihr beide habt anscheinend nicht viel gemeinsam.«
»Seit Mum und Dad gestorben sind, hat sie sich sehr verändert.«
»Du hast ebenfalls deine Eltern verloren.«
»Für sie ist es schwieriger, sie ist acht Jahre jünger. Ich muss auf sie aufpassen. Früher arbeitete sie als Goldschmiedin und machte schöne Stücke aus Silber. Sie wollte eine eigene Firma gründen. Jetzt jobbt sie im Pub, schüttet sich jeden Abend die Birne zu und steigt mit jedem ins Bett, der gerade greifbar ist.«
»Und du?«
»Du meinst, mit wem ich ins Bett steige?«
»Ach was, das meinte ich damit überhaupt nicht«, stammelte er verdattert.
»Ich wollte dich nur ein bisschen aufziehen.«
»Vielen Dank. Ich wollte wissen, was du noch aus deinem Leben machen willst.«
»Abgesehen von meinen läppischen Führungen durch die Destillerie?«
»Nein, nein, bei Laphroaig zu arbeiten, finde ich super, ich meine nur …«
»Du lässt dich wirklich leicht auf den Arm nehmen.«
Adam drückte den Knopf seiner Uhr und riskierte einen Blick.
»Gehst du?«, fragte Molly.
»Ich hab nicht auf die Uhrzeit geschaut.«
»Was dann?«
Er seufzte. »Meine Uhr hat einen eingebauten Pulsmesser.«
»Echt?«, fragte sie und nahm seinen Arm, um genauer hinzusehen. »Und? Wie viel?«
»Hundertfünf Schläge.«
»Ach du liebe Zeit, bist du’n Außerirdischer oder so was?«
»Sehr witzig.«
»Nein wirklich«, lachte sie und legte ihm eine Hand auf den Brustkorb. »Machst du da drin gerade einen Hundertmetersprint?«
Ihre Berührung gefiel ihm, er roch ihr Parfüm, das sich mit dem Raucharoma seines Whiskys mischte. Sie zog ihre Hand zurück und trank aus ihrem Glas.
»Übrigens gehe ich im Moment auf die Abendschule an der Bowmore High«, sagte sie.
»Wirklich?«
»Und zwar Chemie und Mathe. In meiner Schulzeit habe ich nie viel gelernt. Aber seit ich in der Brennerei arbeite, habe ich gemerkt, dass ich einen ziemlich empfindsamen Gaumen habe. Ich hatte mir überlegt, ich könnte irgendwann an der Uni Chemie studieren und mich dann bei den Großen der Branche für irgendeinen Job bewerben. Vielleicht sogar gleich als Brennmeisterin oder Chefdestillateurin.«
»Das wäre ja super.«
»Es ist nur eine Schnapsidee.«
»Ich glaube, dass dir so was ausgesprochen liegen würde. Wie du schon sagtest, hast du einen ausgezeichneten Geschmackssinn.«
»Das sagst du bestimmt zu allen Frauen.« Sie lächelte und zuckte dann die Achseln. »Mein Dad hat sein ganzes Leben lang bei Lagavulin im Lager gearbeitet. Als seine Hüfte kaputt war, musste er in Rente gehen. Er wäre bestimmt stolz auf mich, wenn ich etwas aus mir machen würde.«
»Er wäre auch so bestimmt stolz auf dich, egal, was du machst.«
»Kann sein.« Sie nippte an ihrem Glas. »Weißt du eigentlich, dass sie früher einmal allen Beschäftigten in der Destillerie täglich mehrere Drams zugestanden haben? Damit wollten sie verhindern, dass die Leute zu viel
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