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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise
Autoren: Gary Shteyngart
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S-Klasse-Mercedes, über eine Art raketenförmiger Menora gelegt. Als Nächstes wollten sie ihr Geschäft um eine Kette von »American Hero«-Sandwich-Läden aufdem Newskji Prospekt erweitern. Sie hatten schon ein paar historische Paläste aus dem 19. Jahrhundert entkernt und mit aufblasbaren Fritten und mannsgroßen Pepsiflaschen dekoriert. Aber dann, als allen Investoren schon die Ausdünstungen von gebratenem, in Essig und Öl schwimmendem Rindfleisch in der Nase hingen, gruben Papa und der Elch, angestachelt von ihren vielen Verwandten und Buchhaltern, das Kriegsbeil aus.
    Die Zeit für ein paar tief empfundene Worte war gekommen. »Die Bösewichte müssen bestraft werden«, sagte ich still und hob eine große Patschfaust.
    »Das kann man so sehen«, sagte Hauptmann Belugin. »Man kann es aber auch so sehen: Oleg der Elch ist ein Jugendfreund des Gouverneurs von St. Petersburg. Sie haben zusammen die Schachakademie besucht. Ihnen gehören Nachbargrundstücke am Comer See. Ihre Frauen haben dieselbe Fußpflegerin, und ihre Kinder gehen auf dasselbe Schweizer Internat. Gegen den Elch wird man nie Anklage erheben.«
    »Aber wir haben seinen Mord an Mischas Vater auf Band«, wandte Aljoscha-Bob ein.
    »Das Band könnte verschwinden«, sagte Hauptmann Belugin, malte mit seinen Zeigefingern den rechteckigen Umriss einer Videokassette in die Luft und ließ sie davonflattern.
    »Und der Deutsche mit der Kamera?«, fragte Aljoscha-Bob und zeigte auf den Filmemacher Andi Schmid, der sein PHUCK-STUTTGART - T -Shirt ausgezogen hatte und eingehend seine Brustwarzen untersuchte. »Es gibt einen Zeugen.«
    »Der Deutsche könnte verschwinden«, sagte Hauptmann Belugin. Er malte den Umriss eines dünnen Teutonen in die Luft und machte wieder seine Flatterbewegung.
    »Das ist doch lächerlich«, sagte Aljoscha-Bob. »Sie können doch keinen ganzen Deutschen verschwinden lassen.«
    »Es gibt 80 Millionen davon, und sie sehen alle ziemlich gleich aus.«
    Die letzte Bemerkung brachte uns kurz zum Schweigen. »Vielleicht sollte ich die Angelegenheit einem Anwalt übergeben«, sagte ich schließlich.
    »Einem
Anwalt
!«, lachte Hauptmann Belugin. »Was glauben Sie denn, wo Sie hier sind, junger Freund? Stuttgart? New York? Ihr Vater ist tot. Traurig für Sie. Aber vielleicht nicht nur traurig. Jeder weiß, dass Sie das Geschäft Ihres Vaters nicht übernehmen wollen. Sie sind ein Snob und ein Melancholiker. Also schlage ich vor: Wir machen mit Oleg dem Elch einen Deal. Er übernimmt sämtliche Vermögenswerte Ihres Vaters zum fairen Marktwert von 25 Millionen Dollar und legt für den Mord an Ihrem Vater noch einmal drei Millionen drauf. Das wären dann im Ganzen 28 Millionen. Ein Handschlag mit Oleg dem Elch. Ende des Blutvergießens.«
    Aljoscha-Bob warf Hauptmann Belugin einen Blick zu, erfüllt von einem amerikanischen Ekel, wie ich ihn seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Um sich ein wenig männliche Glaubwürdigkeit zu verleihen, spuckte er sich in die Hand. »Was zahlt Oleg der Elch Ihnen dafür?«, wollte er wissen. »Und wer hat den Mord an Boris Vainberg abgesegnet? Sie oder der Gouverneur?«
    »Ich bekomme 15 Prozent. Das ist der internationale Durchschnittssatz. Was die zweite Frage angeht, wozu unsere Freundschaft mit so hässlichen Dingen belasten?«
    Aus der Küche erschien Timofej mit einem Tablett voller Pelmeni mit Pilzfüllung. Ich wusste, dass Tima nur meine Nerven mit Essen beruhigen wollte, aber ich hatte keinen Appetit, und so warf ich kraftlos einen Schuh nach meinem Diener. Als er auf seine Schläfe prallte, stand mir klar mein Tod vor Augen (Herzinfarkt natürlich), im Alter von 41 Jahren in einem Hochgeschwindigkeitszug vor Paris, eine elegante Eurodame wählt panisch eine Nummer auf ihrem Handy und die Überreste eines halb gegessenen Eisenbahnessens liegen mir im Schoß. Oh, ich Armer. Oh, ich armer kleiner Babybär. Ich wollte nicht sterben! Aber was sollte ich machen?
    »Es tut mir Leid um die Welt«, hauchte ich. »Vielleicht kann ich mit einem Teil der 28 Millionen eine Hilfsorganisation für Kindergartenkinder gründen. ›Mischas Kinder‹.«
    Zum ersten Mal, seit wir uns begegnet waren, betrachtete Hauptmann Belugin mich mit aufrichtigem Mitleid. Er wandte sich Aljoscha-Bob zu, der unter seiner schimmernden Glatze leise schwitzte und indessen Augen ein sinnloser Zorn blitzte. »Kommen Sie ja nicht auf dumme Gedanken«, sagte Belugin zu ihm. »Niemand wird Ihnen helfen. Die Machtstrukturen von St.
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