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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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räumte Dr. Levine ein. »St. Petersburg. Nun, dann sollten Sie spazieren gehen. Sich die Schönheiten ansehen, die Sie so lieben. Nehmen Sie sich Zeit zum Entspannen, und lassen Sie sich von Ihren Sorgen ablenken.«
    Ich erwog einen Tag im lieblichen Sommergarten, ein Eis am Stiel unter der bösartig aussehenden Statue der Minerva. Ich hätte viel mehr Eis essen sollen, solange Rouenna noch da war, obwohl wir es auf mindestens fünf pro Tag gebracht hatten. Hätte ich sie nur besser behandelt, dann würde sie vielleicht nicht mit diesem Arschloch Jerry Shteynfarb schlafen, vielleicht wäre sie sogar bei mir in Russland geblieben. »Ja«, sagte ich, »jetzt weiß ich, was ich tun muss … Ganz genau. Sofort werde ich in meine Ausgehshorts springen.« Dann ging die Übertragung mit mir durch, und es platzte aus mir heraus: »Wirklich, ich liebe Sie, Herr Doktor …«
    Und dann begann ich zu weinen.

9
    Ein Tag im Leben des Mischa Borisowitsch
     
    Im Sommergarten hielt ich es nicht lange aus. Auf den Bänken im Schatten gab es keine freien Plätze mehr; die Hitze war unerträglich; frömmelnde Großmütterchen benutzten mich als lebendes Beispiel, um ihren jungen Schutzbefohlenen vier der sieben Todsünden zu erklären. Und nirgends eine Spur von meiner Rouenna mit ihrem fetzigen Übermut und ihrer Verachtung für alles Klassische. (»Da sind Statuen dabei, die haben überhaupt keinen Arsch, Mischa!«)
    »Zum
chuj
damit«, sprach ich zu meinem tschetschenischen Fahrer Mamudow, der mir auf einer nahen Bank Gesellschaft leistete. »Wollen wir doch mal sehen, ob Aljoscha im ›Bergadler‹ ist.«
    »Ohne ein kleines Mutton-Kebab hält er es keinen Tag lang aus«, beurteilte Mamudow säuerlich meinen amerikanischen Freund.
    Wir fuhren über die Troitsky-Brücke, eifrig und verspielt schoss die Newa an diesem Sommertag dahin, ein Panorama aus grauem Wellenschlag und hinterhältigen Möwen. Tatsächlich hatte Aljoscha-Bob sich an einem wackligen Holztisch im »Bergadler« aufgebaut und kippte einer Flasche Wodka einen Teller mit eingelegten Paprika, Kohl und Knoblauch hinterher. Nach russischer Sitte umarmten wir uns und küssten einander dreimal auf die Wangen. Ich wurde seinen Begleitern vorgestellt, beides Angestellte von ExcessHollywood, seinem DVD -Import-Export-Geschäft: Ruslan dem Vollstrecker, einem Mann mit geschorenem Kopf und fatalistischem Gesichtsausdruck, dem Sicherheitsbeauftragten der Firma, und dem jungen Artdirector und Webdesigner Valentin, frisch von der Kunstakademie.
    »Wir trinken auf die Weiber«, sagte Ruslan. »Aljoscha klagt, dassseine Sweta sich im Bett über ihn lustig macht, und droht, ihn zu verlassen, es sei denn, er zieht nach Boston und ermöglicht ihr ein bequemes Leben im trendigen Back Bay.«
    »Traurig, aber wahr«, sagte Aljoscha-Bob. »Ruslan weiß dagegen zu berichten, dass seine Frau ihn mit einem Feldwebel der Miliz betrügt und er Flecken auf ihren Strumpfhosen und ihrem Höschen gefunden hat.«
    »Und wenn sie sich k-k-k-k-küssen«, stotterte Valentin schüchtern, »kommt ein seltsam männlicher Geruch aus ihrem Mund.«
    »Und was unseren Freund Valentin angeht«, erklärte Ruslan der Vollstrecker und wies auf den Künstler, »auch er ist nicht zu jung für Liebeskummer. Er ist in zwei Prostituierte aus dem ›Alabama Father‹-Stripclub auf der Wassiljewski-Insel verliebt.«
    »Na denn, auf die Weiber!«, riefen wir und ließen unsere Gläser klingen.
    Wie von unserem Trinkspruch angezogen, stellte ein hübsches georgisches Mädchen mit pelzigen Armen eine Flasche Wodka vor mir ab und warf uns verkohltes Mutton-Kebab auf die Teller. Gedankenverloren kauten wir auf den Knorpeln herum, Zwiebelstückchen quietschten zwischen unseren Zähnen. Die Sonne segelte westwärts über den Kanal, der an dem verkommenen Lokal vorbeifloss, dann weiter Richtung städtischer Tierpark, jener beunruhigenden Einrichtung, in der die einstmals stolzen Löwen der Serengeti dahinvegetierten wie sonst nur unsere Rentner, und hin zu den blühenderen Landschaften der Europäischen Gemeinschaft.
    Eine typische russische Männertraurigkeit erfasste uns. »Apropos Weiber«, steuerte ich bei, »ich fürchte, mein Mädchen aus der Bronx, Rouenna, könnte in die Fänge des Exilschriftstellers Jerry Shteynfarb geraten sein.«
    »An diese Ratte kann ich mich noch gut erinnern«, sagte Aljoscha-Bob. »Ich habe ihn in New York gesehen, als
Der russische Debütant wirft das Handtuch
erschienen war. Der hält sich

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