Snack Daddys Abenteuerliche Reise
Geschichte Ihres Landes«, sagte ich, und hätte ich »Russland« statt »Belgien« gesagt und »Vagina« statt »Land«, wäre ein Schuh daraus geworden.
Sofort ratterte die Blonde eine Liste der angebotenen Führungen herunter. Kunst und Kunsthandwerk, Kirchen, Moscheen, Strände, Vulkane, Höhlen, Storchennester, Ölfelder, Feuertempel, »das weltberühmte Museum für angewandte Teppichknüpfkunst« – nur wenige Städte konnten mit so viel dämlicher Kacke aufwarten wie die Hauptstadt der Absurdis.
»Das einzige Problem mit den Führungen ist nur«, wie mir die Blonde dann erklärte, »dass meine Großmutter eine Svanï ist, und deshalb darf ich nicht auf das Sevo-Plateau, und Nana ist eine Sevo und darf nicht auf das Svanï-Plateau.«
»Wie bitte?«, sagte ich.
»Die Waffenstillstandsvereinbarungen schränken die Bewegungsfreiheit der Sevo und Svanï ein«, sagte die Blonde. »Sie als Ausländer können sich natürlich völlig frei bewegen.«
Mir fiel eine große ausgeschnittene Lokomotive mit dem American-Express-Logo ins Auge, auf die jemand geschrieben hatte:
Auf Anordnung der Bundesregierung und der DORSCH -Truppen wurden alleAmerican-Express-Luxuszüge aus der Republik Absurdsvanï gestrichen.
Offenbar steckte ich hier fest, mit nichts als Storchennestern und zwei schönen, anmutigen Frauen.
Ich wandte mich an die dunkle Nana Nanabragovna (ihren Namen hatte ich von der Zinnplakette an ihrem Busen gepflückt), die mich ironisch lächelnd mit ihren walnussbraunen Augen musterte. Sicher hatte sie einen gesunden Sinn für Humor oder lachte wenigstens gern, und wenn ich sie erst einmal im Bett hatte, würde ich ein schönes Gekicher aus ihr herauskitzeln können. Ich sah mich schon, wie ich die flache warme Zwiebel ihrer Nase küsste, und hörte mich sagen: »Kleine Zuckerschnute! Wo ist meine kleine Zuckerschnute?« So hatte ich es mit Rouenna gemacht, wenn ich in Stimmung war.
Da ich mich jetzt zwischen den beiden American-Express-Damen entscheiden musste oder wenigstens zwischen ihren Volkszugehörigkeiten, galt es, diplomatisch vorzugehen, um niemanden zu verletzen. »Wo steht die Kirche, die wie eine Krake aussieht?«, fragte ich, wohl wissend, dass sie sich auf dem Sevo-Plateau befand.
»Sie meinen die Kathedrale von St. Sevo, dem Befreier«, sagte Nana. Ich musste feststellen, dass ihr Englisch respekteinflößend und völlig durchamerikanisiert war, mit einem Hauch von konsonantenfreiem Brooklynesisch, einem besonders weichen Singsang.
Ich drückte der Blonden mein Bedauern aus und reichte ihr ein Päckchen Bargeld. Nana holte ihre Autoschlüssel.
Als sie sich einmal in Bewegung gesetzt hatte, wurde mir klar, dass meine neue Freundin ganz schön was auf die Waage brachte. Natürlich nicht so viel wie Mischa Vainberg, aber bestimmt an die 70 Kilo, bei einer Größe von unter 1 Meter 70. Trotz ihrer gesunden ländlichen Statur wusste sie sehr wohl, was in der Großstadt Mode war. Ihre Jeans hingen ihr tiefer um die Hüften als die einer
mami
in der Lower East Side; die Wirkung war demgemäß verheerend. Ihr enges ockerfarbenes T-Shirt schmeichelte ihren Brüsten. Zwischen dem herabgerutschten Hosenbund und dem Saum des hochgerutschten T-Shirts erglänzte ihr von der Sonne verwöhntes Fleisch, hier und da mit ein paar aufgestelltenHaaren gespickt; sie erinnerten mich an die importierten Zypressen, die am Boulevard der Nationalen Einheit Spalier standen. Dass zwischen Rückgrat und Hintern kaum Farbabstufungen auftauchten, war bemerkenswert – ihr gesamter Rückenbereich wies ungefähr denselben tiefen Goldton auf wie ihre Oberarme. Ihre Jeans zeichneten die Furche eines schönen großen Arsches nach. Ihr Gesicht war breit und gefühlig genug für das Liebesleid eines Dutzends persischer Prinzessinnen, an deren Nationalität sie am stärksten gemahnte. Ein ganz zartes Damenbärtchen schmückte ihre Oberlippe, und mit Sahne oder Milchschaum bedeckt, würde er mich an mich selbst im Alter von zwölf Jahren erinnern. Die Hitze, die mich erstickte und meine Genitalien in saures Borschtsch verwandelte, hielt auf Distanz zu ihr und war höchstens darauf aus, ihr im Vorüberstreichen an den Busen zu grabschen. Sie fuhr einen schwarz glänzenden Lincoln Navigator, geschmückt mir dem weißblauen Wimpel von American Express, der aus der Entfernung an die weit weniger mächtige Standarte der UN erinnerte.
Als wir beide sicher in ihrem schweren Wagen saßen, sahen wir einander an und lächelten. Da
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