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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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wahr sein.
    Selbst mit den Nebenwirkungen hätten sie leben können, den diversen Racheaktionen der rivalisierenden Gruppen, obwohl es ihnen ziemlich auf die Nerven ging, jedes Mal hinterher den Dreck von der Straße kehren zu müssen. Aber jetzt hatte der dunkle Engel eine Wagenladung Kokain abgefackelt und damit allen klargemacht, was er vorhatte: Er wollte endlich in Glasgow aufräumen, und damit machte er der Polizei ihr Revier streitig.
    Der Nuttenmord tauchte in den Zeitungen zwar auf, doch er war weit nach hinten gerutscht und wurde knapp abgehandelt, damit er der eigentlichen Story nicht in die Quere kam.
    Anscheinend hatte Winter ein bisschen zu laut mit der Zeitung geraschelt, denn auf einmal schnellte Rachel in die Höhe. Als sie sah, wie er auf dem Boden saß und die reißerische Schlagzeile des Daily Star studierte, verzog sie das Gesicht. » Warum liest du den Mist?«
    Langsam hatte er genug. Natürlich war sie gestresst, aber das musste sie nun wirklich nicht dauernd an ihm auslassen. » Aber du darfst den Mist lesen, oder was?«
    » Das gehört zu meiner Arbeit.«
    » Nein, es gehört nicht zu deiner Arbeit«, platzte er heraus. » Das ist nicht mehr dein Fall.« Er bereute es sofort, aber gesagt war gesagt.
    » Ich glaube, du gehst jetzt besser«, fauchte sie.
    » Meinetwegen.«
    Nein, das musste er sich echt nicht antun, da ging er lieber nach Hause, wo er ganz ohne Schuldgefühle ein paar Drinks kippen und seine Fotografien sichten konnte, statt sich von einer notorischen Burn-out-Kandidatin beschimpfen zu lassen. Die Entscheidung fiel ihm leicht, aber vorher würde er ihr noch einen fetten Kuhfladen aus Schuldgefühlen auf den Teppich setzen.
    » Keine Angst, ich lass dich in Frieden. Ich weiß doch, wie schwer du’s grad in der Arbeit hast. Da brauchst du natürlich ein bisschen Ruhe.«
    » Fick dich, Tony.«
    » Nein, nein, ich versteh das schon. War nicht leicht für dich heute, man wird ja nicht jeden Tag von einem prominenten Fall abgezogen. Ist doch ganz natürlich, dass du mich da kurz vorbeikommen lässt, mit mir in die Kiste steigst, spontan einpennst und mich dann vor die Tür setzt.«
    » Glaubst du im Ernst, du könntest mir ein schlechtes Gewissen machen?«
    Schon passiert, dachte er, und das weißt du genauso gut wie ich. Er tat ihr nicht den Gefallen, die Tür zuzuknallen, sondern ließ sie möglichst gleichgültig ins Schloss fallen, bevor er sich mit dem Handy ein Taxi bestellte. Bis zu seiner Wohnung in Charing Cross waren es vier Kilometer, und um die Uhrzeit sparte er sich den nächtlichen Spaziergang lieber.
    Eigentlich war es ein Witz, von » seiner Wohnung« zu sprechen. Offiziell war er dort zu Hause, aber er war praktisch nie da. Im Grunde kehrte er nur noch heim, um die Klamotten zu wechseln. Oder wenn Rachel Freunde oder Verwandte zu Besuch hatte. Oder wenn er an seiner Sammlung arbeiten wollte. Oder wenn Rachel ihm mal wieder furchtbar auf den Sack ging. Ansonsten verbrachte er die meiste Zeit chez Narey, was aber natürlich niemand wissen durfte.
    Es ging ihm gegen den Strich, ihr schmutziges kleines Geheimnis zu sein. Zum einen, weil er nicht kapierte, wem es was nutzen sollte, vor den andern so zu tun, als würden sie sich kaum kennen. Zum anderen, weil es kein besonders beeindruckendes Geheimnis war. Denn in Sachen Schuldgefühle konnte sie ihm nie im Leben das Wasser reichen. Wer konnte schon von sich behaupten, die eigenen Eltern umgebracht zu haben?

21
    Eine Minute nachdem ihn das Taxi vor der Haustür abgeliefert hatte, stellte Winter seufzend fest, in was für einem erbärmlichen Zustand sich seine Wohnung befand. Ordnungsliebe zählte nicht zu seinen natürlichen Instinkten. Sein Heim war eigentlich nur vorzeigbar, wenn er mit Besuch zu rechnen hatte.
    Er knipste das Licht im Wohnzimmer an, ging aber gleich weiter ins Schlafzimmer, das auch als Büro herhalten musste. Dort ließ er sich aufs Bett fallen, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und betrachtete die gegenüberliegende Wand mit dem üblichen teilnahmslosen Blick. Ab und zu fragte er sich, was ein Fremder wohl davon gehalten hätte, doch im Grunde konnte ihm das egal sein. Bisher hatten es nur Rachel und Addison gesehen, und die beiden waren– meistens– auf seiner Seite.
    Nicht, dass ihn der Anblick nicht berührt hätte. Er berührte ihn immer. Aber er hatte nun einmal beschlossen, die Wand möglichst gefühllos zu studieren. Irgendwo dort, glaubte er, verbarg sich eine Lösung, eine

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