So bitterkalt
ein Rentner mit Kappe, der zwischen dem Jungen und dem Pudel auf dem Asphalt hin- und herwackelte. Der Junge hatte keine Mütze, trug aber eine dunkelblaue Herbstjacke mit weiÃen Reflexbändern.
Jan erkannte die Jacke und begann zu rennen.
»William!«
Der Junge blieb stehen und sah sich um. Der Mann zog ihn an der Hand, doch der Junge leistete Widerstand, um stehen bleiben und sehen zu können, wer da gerufen hatte.
Jan kam auÃer Atem bei den dreien an und beugte sich zu William hinunter.
»Erinnerst du dich an mich, William?«
Der Junge sah ihn starr an. Die gesamte Szenerie schien wie mitten in einer Bewegung erstarrt zu sein. Der Mann, der den Jungen an der Hand hielt, stand still und blickte Jan erstaunt an, und sogar der Pudel hatte sich umgedreht und mitten im Lauf innegehalten.
Dann nickte William.
»Du bist vom âºLuchsâ¹Â«, sagte er mit heiserer Stimme.
»Genau, William. Ich arbeite in der âºLuchsâ¹-Gruppe.« Jan sah den Rentner an und versuchte glaubwürdig und absolut kontrolliert zu wirken. »Ich heiÃe Jan Hauger, ich arbeite in der Tagesstätte von William. Er war verschwunden, wir haben nach dem Jungen gesucht.«
»Ah. Ja. Ich heiÃe Olsson.« Der Mann schien sich zu entspannen. Er lieà Williams Hand los und zeigte hinter sich. »Er ist vorhin einfach hier aufgetaucht, als wir am Waldrand entlanggingen, Charlie und ich. Er schien sich verlaufen zu haben, und da habe ich gesagt, wir könnten ja mal losgehen und nach seinen Eltern suchen.«
Jan musterte William, der den Blick gesenkt hatte. Er schien ein bisschen schlapp, aber gesund. Keinesfalls unterÂernährt. In der linken Hand hielt er den Plastikarm des Roboters umklammert.
»Gut«, sagte Jan. »Aber die Eltern wohnen ziemlich weit entfernt, ich glaube, wir sollten Hilfe holen.«
»Hilfe?«, fragte Olsson.
»Wir müssen die Polizei anrufen. Man sucht nach William.«
»Die Polizei?« Der Mann sah beunruhigt aus, doch Jan nickte bestimmt und holte sein Handy heraus. Er wählte den Notruf und wartete.
Der Mann begann, sich mit seinem Pudel zu entfernen, doch Jan hob die Hand, um ihn aufzuhalten.
»Sie und Charlie sollten hierbleiben«, sagte er so entschieden wie möglich. »Ich nehme mal an, dass man auch mit Ihnen sprechen will.«
Natürlich würde die Polizei das. Jan vermutete bei diesem Mann keinerlei böse Absichten, doch er wusste, dass die Polizei das anders sehen würde. Zum Dank dafür, dass er sich um William gekümmert hatte, würde Olsson wahrscheinlich wegen des Verdachts der Kindesentführung verhört werden.
Es klingelte, dann meldete sich jemand.
»Notrufzentrale«, sagte eine Frauenstimme. »Was ist passiert?«
»Es geht um einen verschwundenen Jungen«, erklärte Jan. »Er ist gefunden worden.«
Er wurde mit der Polizei verbunden. Während er telefonierte, sah er auf William herab. Er lächelte ihm zu und versuchte, ruhig und zuverlässig auszusehen. Am liebsten hätte er die Hand ausgestreckt und dem Jungen über den Kopf gestreichelt, doch das verkniff er sich.
»Ende gut, alles gut«, sagte er zu ihm. »Jetzt werden wir uns mal eine Weile vom Wald fernhalten.«
42
Die rasselnde Fahrt nach oben in dem alten Wäscheaufzug dauert eine Stunde â zumindest fühlt es sich so an. Jan hält die Platzangst unter Kontrolle, indem er die Augen schlieÃt und sich Rami vorstellt, ihr Gesicht heraufbeschwört und sich an ihre Augen unter dem blonden Pony erinnert. Sie war die Einzige, der er von Der Viererbande hatte erzählen können.
Doch der Boden und die Wände vibrieren, und er wird die ganze Zeit daran erinnert, wo er sich gerade befindet. Wenn jetzt ein Kugellager bersten würde, und der Fahrstuhl würde zwischen zwei Etagen stehen bleiben ... Er will gar nicht daran denken. In seinem Kopf dröhnen die Trommeln.
Plötzlich bleibt der Fahrstuhl abrupt stehen.
Alles ist still.
Jan knipst die Lampe am Schutzengel aus und streckt die Hand nach der Aufzugklappe. Erst lässt sie sich nicht bewegen, und er bekommt es mit der Angst zu tun, doch dann gibt die Klappe langsam nach und gleitet auf.
Sie lässt sich vierzig oder fünfzig Zentimeter weit öffnen, dann ist Schluss. Etwas Schweres steht im Weg. Jan späht hinaus. Ein schwacher Lichtschein ist zu sehen, doch vor ihm nur grauer Stahl.
Langsam drückte er
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