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So bitterkalt

So bitterkalt

Titel: So bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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Scheuen und Die Viererbande. Auf dem Bett lag sein zusammengeknülltes Bettzeug. Jetzt war es trocken, doch beim Aufwachen war es nass gewesen.
    Das Tagebuch, das Rami ihm gegeben hatte, lag neben ihm auf dem Schreibtisch. Auf die Vorderseite hatte er das Polaroidbild von sich geklebt und dann damit begonnen hineinzuschreiben. Er hatte die Ereignisse der letzten Woche aufgeschrieben und Sachen, die Rami gesagt hatte oder die er selbst gedacht hatte, und am Ende waren daraus mehrere Seiten geworden. Seltsam.
    Plötzlich klopfte es an seiner Tür. Ebenso wie Rami sagte er nichts, denn die Tür ging natürlich in jedem Fall auf.
    Ein bärtiges Gesicht schob sich herein – es war der Psychologe namens Tony.
    Â»Hallo, Jan. Wir sollten jetzt mal reden, du und ich.«
    Jan erstarrte.
    Â»Worüber?«
    Â»Na, ich würde sagen: über einen Jungen namens Jan Hauger.« Tony lächelte in seinen Bart. »Komm, wir gehen in mein Zimmer hinauf.«
    Jan blieb mit Stift und Papier am Schreibtisch sitzen – er erinnerte sich gut an die Warnung im Telefon. Er hatte nicht vor, etwas zu erzählen.
    Aber der Psychologe wartete in aller Ruhe, um schließlich zu siegen. Jan stand auf und folgte ihm.
    Sie gingen durch den Speisesaal und dann weiter übers Treppenhaus in die obere Etage. Dort befand sich ein Flur mit verschiedenen Büroräumen.
    Der Psychologe bat Jan in einen davon. »Setz dich.«
    Dann ließ er sich selbst hinter dem Schreibtisch nieder und las eine Zeit lang in einer Mappe. Jan saß schweigend da und sah aus dem Fenster. Der Himmel war blau, auf dem Krankenhausparkplatz schien die Sonne über Pfützen aus Schmelzwasser.
    Plötzlich sah ihn der Psychologe an: »Woher hattest du die Schlaftabletten?«
    Jan war überrumpelt und antwortete wie aus einem Reflex: »Von meiner Mutter.«
    Â»Und die Rasierklingen? Waren die von deinem Vater?«
    Jan nickte.
    Â»Soll man das irgendwie symbolisch deuten?«
    Â»Wie deuten?«
    Jan begriff nicht, und der Psychologe beugte sich zu ihm vor.
    Â»Na ja, dass du die Schlaftabletten deiner Mutter geschluckt und dir die Arme mit den Rasierklingen deines Vaters aufgeschnitten hast, war das vielleicht eine Art Protest? Protest gegen deine Eltern?«
    Das hatte Jan noch nicht bedacht. Aber er dachte auch jetzt nicht darüber nach, sondern schüttelte nur den Kopf und sagte leise:
    Â»Ich wusste, wo sie waren. Wo sie die Sachen aufbewahren.«
    Â»Okay. Aber wenn wir mal zusammenfassen, was vor fünf Tagen passiert ist, dann hast du fünfzehn Tabletten geschluckt, hast dir die Pulsadern aufgeschnitten und bist in den See vor eurem Haus gesprungen, nicht wahr?«
    Jan schwieg. Ja, so war es wohl gewesen. Aber als der Psychologe darüber sprach, kam ihm die Erinnerung daran ziemlich vage vor, wie ein Traum. Wie eine Comicserie. Der Scheue und der Teich.
    Â»Es ist ein Teich«, erklärte er schließlich.
    Â»Okay, der See war also ein Teich«, sagte Tony. »Aber in einem Teich kann man auch sehr gut ertrinken, oder?«
    Â»Schon.«
    Jan wollte nicht daran denken, wie es gewesen war, als er dort unten überhaupt keine Luft mehr bekam. Er betrachtete den Teppich auf dem Fußboden. Er war grün.
    Â»Dann wurdest du also von ein paar netten Menschen, die zufällig gerade vorbeigingen, aus dem Teich gezogen und durftest mit dem Krankenwagen ins Bezirkskran­kenhaus fahren. Danach bist du in die Kinder- und Jugendpsychiatrie gebracht worden, und jetzt sitzen wir hier.«
    Â»Genau.«
    Schweigen.
    Â»Im Teich wolltest du sterben«, meinte Tony schließlich. »Willst du das immer noch?«
    Jan sah wieder aus dem Fenster. Hinter dem Parkhaus thronten weitere Klinikgebäude, aus Stahl und Glas und viele Stockwerke hoch. Das Sonnenlicht wurde von den Fensterscheiben reflektiert. Als er in das eiskalte Wasser gesprungen war, hatte er ein Gefühl von Winter gehabt, aber nun sah es aus, als wäre Frühling.
    Das hier war eine sichere Welt. Er war eingeschlossen, aber er war sicher.
    Â»Nein«, antwortete er.
    Er wusste es: Hier drinnen in der Klapse wollte er nicht sterben.
    Â»Gut«, erwiderte Tony. »Das ist sehr gut, Jan.« Er schrieb ein paar Sätze in seinen Notizblock. »Aber vor fünf Tagen war das anders. Wie ging es dir da?«
    Â»Schlecht«, antwortete Jan.
    Â»Und warum ging es dir schlecht?«
    Jan seufzte. Darüber wollte er

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