Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So bloody Far (German Edition)

So bloody Far (German Edition)

Titel: So bloody Far (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch
Vom Netzwerk:
trösten. Wehmut schlich sich in Songlian Gedanken. Wenn du nur nicht immer allen Schmerz in dir verschließen und dich allein mit ihm auseinandersetzen würdest. Er ließ das Fenster auf seiner Seite zur Hälfte hinab und genoss den frischen Fahrtwind. Mittlerweile hatten sie Staten Island erreicht und fuhren zwischen kleinen Häusern mit Vorgärten und gepflegten Einfahrten entlang. Endlich hielt Far den Wagen am Straßenrand und blickte an Songlian vorbei auf ein weiß getünchtes, kleines Haus mit blauen Fensterläden. Bunte Blumen blühten in Blumenkästen und mitten auf dem Rasen stand ein Vogelhäuschen. Vor der Garage parkte ein schlichter Familienkombi mit der Aufschrift Baby an Bord und Ich bremse für Finanzbeamte.
    „Ist es das?“, fragte Songlian leise, nachdem sie aus dem Wagen gestiegen waren. Far nickte mit einem gequälten Blick in den Augen und lehnte sich wie Halt suchend gegen den Dodge. Er konnte Kinder lachen und einen Hund bellen hören.
    „Das Haus war früher gelb gestrichen. So ein sonniges, fröhliches Gelb. Und die Fensterläden waren weiß. So gefällt es mir allerdings auch.“ Seine Stimme klang belegt.
    „Aye, es sieht ganz nett aus“, stimmte ihm Songlian zu. Far nickte nur.
     
     
    Allein der Anblick des Hauses ließ eine Flut von Erinnerungen auf ihn niederprasseln. Far wurde sich bewusst, was er alles verdrängt hatte. Er spitzte die Ohren, als würde er gleich das fröhliche Lachen seiner kleinen Schwester hören.
    Em … Es fühlte sich an, als würde man Schorf von einer nicht völlig verheilten Wunde reißen.
    „Komm. Lass uns nachsehen, ob uns jemand aufmacht.“ Songlian zog ihn auffordernd am Ärmel.
    „Und dann?“
    „Fragen wir, ob wir uns drinnen umsehen dürfen.“
    „Songlian, wir können nicht einfach bei wildfremden Leuten nach einer Hausbesichtigung fragen.“
    „Natürlich können wir. Wenn wir erklären, wer du bist und höflich fragen, werden sie schon nicht gleich die Polizei rufen. Was eigentlich sehr praktisch wäre, schließlich sind wir ja vom Police Department. Also, mehr als ein Nein kann uns gar nicht passieren.“ Songlian lief bereits die Einfahrt entlang. Unentschlossen blieb Far stehen.
    „Far, was ist?“
    Da wo du gerade stehst, habe ich mir die Knie an einer selbst gebauten Skateboardrampe aufgeschlagen. Außerdem ist der Basketballkorb an der Garage verschwunden. Beinahe konnte Far das Auftitschen des Balles hören, aber kein Wort kam über seine Lippen.
    „Far?“
    Mechanisch setzte sich Far in Bewegung und folgte Songlian bis zur Haustür. Für einen Moment war er sich sicher, den Namen Baxter auf dem Klingelschild zu lesen. Er blinzelte und schaute genauer hin.
    „Harsen“, sagte er. „Hier wohnt eine Familie Harsen.“
    „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Songlian. Far zuckte mit den Schultern. Er fühlte sich unbehaglich und wäre am liebsten wieder gegangen. Aber Harry hatte immer gesagt, dass man sich seinen Ängsten stellen muss. Zudem klingelte Songlian bereits.
    „Das hier ist doch eine Schnapsidee“, murmelte Far. Falls Songlian es hörte, ignorierte er es. Als sich die Tür öffnete, zuckte Far kurz zusammen. Er wusste nicht, was er erwartet hatte oder warum er auf einmal so nervös war. Die Frau vor ihm war jedenfalls kein Grund, um angespannt zu reagieren.
    „Ja, bitte?“
    Songlian stieß ihn auffordernd an.
    „Ich …“ Far brach ab und sah diese Fremde, die in seinem Haus wohnte, hilflos an. Songlian rettete ihn aus der peinlich werdenden Situation:
    „Entschuldigen Sie, wenn wir Sie stören, Ma’am. Mein Freund hier hat früher in diesem Haus gewohnt und wir waren – ehrlich gesagt – neugierig, wer hier eingezogen ist.“
    Misstrauisch wurden sie gemustert.
    „Wann wollen Sie denn hier gewohnt haben? Wir leben bereits seit fünfzehn Jahren …“
    „Achtzehn.“ Far räusperte sich, weil es in seiner Kehle merkwürdig kratzte. „Es ist bereits achtzehn Jahre her. Das Haus stand drei Jahre lang leer. Es wollte damals niemand kaufen.“ Das zumindest hatte ihm sein Vermögensverwalter mitgeteilt, als er volljährig wurde. Auf weitere Ausführungen hatte Far verzichtet. Mrs. Harsen wurde um eine Nuance blasser.
    „Sie reden doch wohl nicht etwa von der Familie Baxter?“, fragte sie ahnungsvoll.
    „So ist es, Ma’am. Mein Name ist Far Baxter.“
    „Gütiger Himmel! Der einzige Überlebende dieser schrecklichen Tragödie?“
    Als Far etwas verkniffen nickte, sah Mrs. Harsen sichtlich betroffen

Weitere Kostenlose Bücher