So bloody Far (German Edition)
Trost an, drückte sein Gesicht an Songlians Schulter und versuchte sich allmählich wieder zu fassen.
„Du bist hier aus dem Fenster gesprungen?“
„Aye, damit hatten sie wohl nicht gerechnet.“ Far schniefte, löste sich von seinem Partner und wischte sich über die Augen.
„Dazu gehört viel Mut“, murmelte Songlian.
„Kein Mut. Ich hatte höllische Angst. Obwohl ich voller Glassplitter war, bin ich die Straße runter gerannt und ich kann dir sagen, ich habe eine ganze Weile nicht mit dem Rennen aufgehört.“
Zusammen mit Songlian trat Far an das Fenster und blickte hinaus. Er entdeckte Mrs. Harsen, die einen zottigen Hund an die Leine gelegt hatte und die Tränen ihrer Tochter trocknete. Gleichzeitig schimpfte sie mit einem kleinen Jungen, der seiner Schwester die Zunge rausstreckte. Außer einem Gartenzaun, der sich hier gleich hinter dem Haus entlangzog, war weiter nichts zu sehen.
„Du hättest dich schwer verletzen können. Sogar umbringen, wenn du auf dem Zaun gelandet wärst“, stellte Songlian fest.
„Hier drinnen wäre ich ganz sicher umgekommen.“ Far drehte sich um und starrte auf die rosafarbene Wand. Dort, wo einst ein knochengespickter Blutfleck geprangt hatte, hing heute ein lustiges Kinderbild mit zwei breit grinsenden Fröschen.
„Es tut mir leid“, sagte Far dann leise.
„Was?“, fragte Songlian.
„Ich wollte mich nicht so gehen lassen. Aber ich hätte nicht gedacht …“ Far schüttelte den Kopf.
„Du musst dich nicht entschuldigen. Wenn ich mir vorstelle, ich würde im Haus meiner Mutter und meines Großvaters am Lough Corrib stehen …“
„Ach, Songlian. Ich sollte mich schämen. Du hast ja nicht einmal mehr die Möglichkeit dir das Haus deiner Mutter anzusehen. Selbst der Ort, an dem du geboren wurdest, wird heute völlig anders aussehen. Es ist für mich nur so unglaublich zu erfassen, was du bereits alles erlebt, gesehen und hinter dir gelassen hast.“
„Für dich wird die Zeit nun ebenfalls ganz anders verstreichen.“
„Ist es schwer, Dinge loszulassen?“, fragte Far unsicher. Songlian nickte ernst.
„Aye, vor allem, wenn sie unwiederbringlich verschwinden. Dafür kann man ständig neue Dinge entdecken und den Wandel der Zeit erleben. Das ist auch schön. Trotzdem ist es manchmal schwierig, die Vergangenheit loszulassen.“ Er räusperte sich.
„Wir sollten zu Mrs. Harsen zurückkehren, ehe wir ihre Geduld überstrapazieren.“
Sie hatten sich bei Mrs. Harsen höflich bedankt und waren ins Auto gestiegen. Mit quietschenden Reifen fuhr Far los. Er hatte es eilig, sein Elternhaus hinter sich zu lassen. Dies war nicht mehr das Haus, in dem er aufgewachsen war. Und es war müßig darauf zu warten, dass Emma um die Ecke gerannt kam, um ihm aufgeregt irgendetwas zu zeigen.
„Magst du noch in die Rote Sonne ?“, fragte Songlian.
Far nickte nur.
„Ein wenig Abwechslung tut mir sicherlich gut und das Essen dort ist wirklich prima.“ Er stutzte und grinste dann auf einmal. „Ich kann mich einfach nicht an den Gedanken gewöhnen, dass ich das eigentlich gar nicht mehr brauche.“
„Wäre doch schade, wenn die Geschmacksnerven verkümmern“, sagte Songlian mit einem Schmunzeln.
Eine kleine Weile später betraten sie das Restaurant, setzten sich an Songlians Lieblingstisch und bestellten sich das empfohlene Tagesmenü. Tanaka-san begrüßte sie und schenkte ihnen persönlich Wein ein. Probierfreudig bat Far um ein Paar Essstäbchen und bemühte sich anschließend redlich, damit die leckeren Happen zum Mund zu befördern.
Vergnügt lächelnd beobachtete Tanaka-san eine Weile lang seine Bemühungen.
„Oh, Baxter-sama, so verhungern Sie vor Ihrem Teller.“
„Das ist schwieriger, als es aussieht“, brummte Far und schaute Songlian neidisch an, der mit seinen Stäbchen gekonnt umgehen konnte. Geduldig zeigte Tanaka-san, wie Far die Stäbchen halten musste.
„Sie benötigen dreißig Muskeln, um die Stäbchen zu bewegen, Baxter-sama. Ein gutes Training, nicht wahr?“
„Ich werde dreißig Jahre benötigen, um das zu lernen.“ Far angelte erfolglos nach einem Stück Fisch, um es in eine scharfe Soße zu tauchen.
„Warte, ich helfe dir.“ Songlian kam um den Tisch herum und legte seine Finger auf Fars, um die Bewegung zu steuern. Fars Magen begann bei der Berührung der kühlen Finger zu kribbeln und der warme Geruch Songlians stieg ihm wie ein Aphrodisiakum in die Nase. War das jetzt wieder einer von Songlians
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