So coache ich
Wunsch ein Kreuz. »Ja, ich weiß schon, Sie haben ja recht.«
»Warum haben Sie es bis jetzt nicht gemacht?«
»Keine Zeit.«
»Was muss sich ändern, damit Sie mehr Zeit für Ihre Familie, Ihre Freunde und Ihre Hobbys bekommen?«
Sie schnauft. »So einfach ist das nicht.«
»Glaube ich gern. Was fällt Ihnen ein, wenn Sie darüber nachdenken?«
Lisa F. zögerlich: »Ich müsste früher nach Hause gehen. Im Augenblick komme ich nicht vor 20 Uhr aus dem Büro.«
»Ginge das, früher zu gehen?«
»Na ja, ab und zu schon.«
»Wann wäre das? Und was würde in Ihrem Unternehmen passieren, wenn Sie zweimal in der Woche früher heimgehen würden.«
»Na ja, schön wäre es, wenn ich um 18 Uhr gehen könnte. Passieren würde gar nichts, ich müsste halt die Arbeit an den anderen Tagen erledigen.«
»Schaffen es Vorstandskollegen von Ihnen, um diese Zeit zu gehen?«
»Ja, die meisten gehen um sechs.«
»Warum Sie nicht?«
Lisa F. lacht. »Vielleicht nehme ich alles zu genau?«
»Können Sie das ändern?«
»Ich könnte vielleicht mehr an meine Mitarbeiter delegieren.«
»Wollen Sie das ausprobieren?«
»Ja.«
»Können Sie sich eine Liste machen, was Sie an welchen Mitarbeiter delegieren können?«
»Ja, das kann ich sehr schnell machen.«
»Okay. An welchen Wochentagen können Sie am besten um 18 Uhr gehen?«
»Mittwoch und Freitag.«
»Wann werden Sie das zum ersten Mal ausprobieren?«
»Jetzt am Freitag. Nein, das geht nicht, da bin ich auf Geschäftsreise. Also Freitag nächster Woche.«
»Wofür werden Sie die beiden freien Stunden nutzen?«
»Ich werde mit meiner Freundin in die Sauna gehen, mein Mann mag das sowieso nicht so gern.«
Damit war diese Coaching-Stunde beendet. Wir einigten uns, dass Lisa F. erst einmal ausprobiert, dieses Ziel zu erreichen und dann bei Bedarf noch einmal einen Termin macht, zum Beispiel, wenn sie die Umsetzung nicht hinbekommt.
Als ich noch als Journalistin gearbeitet habe, hatte ich mal eine sehr witzige Kollegin, Renate aus Minden. Die sagte immer, wenn sie vor einer schwierigen Aufgabe saß: »Eigentlich ist es ja nur ein Beigehen!« Ja, so ist es. Es geht oft wirklich nur darum, sich daranzumachen. Es sind nicht die Riesenbarrieren, die uns davon abhalten. Manchmal kommen wir vor lauter Arbeit nicht auf die Idee, manchmal wissen
wir nicht, wie. Und manchmal brauchen wir von jemandem quasi die Erlaubnis, es zu tun. In meinem Fall den Asgodom-Stempel »Just do it«.
Wenn Sie selbst auf Ihre Liste gucken: Wo steht ein Kreuzchen davor? Warum haben Sie selbst noch nicht dafür gesorgt? Was muss sich ändern, damit Sie es tun können? Wie können Sie mit kleinen, schnellen Entscheidungen Ihre Lebensfreude erhöhen?
Besonderheit beim Coachen
Gerade bei dieser Übung zeigt es sich, dass die meisten Coaching-Klienten die Lösung schon mitbringen. »Eigentlich« wissen sie ganz gut, was sie ändern wollten und wie es ginge. Aber sie trauen sich nicht oder sie brauchen die Meinung eines Außenstehenden dazu. Als Coach helfen Sie, das Türchen, das die Lösung verbirgt, zu öffnen. Und Sie helfen, eine Strategie für die Umsetzung zu entwickeln.
Besonderheit beim Selbstcoachen
Hüten Sie sich vor dem Gedanken »Na, so einfach kann es ja nicht sein«. Doch, manchmal ist es wirklich so einfach. Wichtig ist immer hinzuschauen: Warum mache ich es nicht, wenn ich es doch gerne würde? Was hindert mich? Mein eigenes Kopfkino mit dem Film »Das macht man nicht« oder was sonst? Die Angst vor Veränderungen wird übrigens kleiner, wenn Sie einmal etwas ausprobieren. Also nicht beschließen: »Ab sofort werde ich immer früher heimgehen«, sondern: »Ich probiere es jetzt einmal aus«. Und wenn es gut und problemlos läuft, können Sie die Taktrate erhöhen.
19. Die aktive Gedankenhygiene
Anwendung: Als Verdruss-Staubsauger
Situation: Zum Selbstcoachen und beim Coachen von anderen
Voraussetzung: Selbstregulierung von Stimmungen
Methode: Dieser Impuls nutzt die Erkenntnisse der Gedankenhygiene.
Dauer: 5 bis 15 Minuten
In Seminaren erlebt man das immer wieder: Manchmal sind die TeilnehmerInnen ihrer Lebenssituation überdrüssig. Jeden Tag zur Arbeit, Tag für Tag dieselben Gesichter, dieselben Aufgaben, abends derselbe Stress zu Hause. Sie sehen nur noch das Negative, fühlen sich kraftlos und gefangen im »Tal der Langeweile«. Sie sind in die Verdrussfalle geraten. Sie reden von Vorgesetzten als »Alles Idioten« und von sich als die »Trottel, die alles
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