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So finster, so kalt

So finster, so kalt

Titel: So finster, so kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Menschig
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Vergangenheit. Ich kann dir nur sagen, dass es sich gut anfühlt.«
    Merle wagte es, wieder Luft zu holen, und lächelte zögerlich. »Na gut.«
    Jakob musterte sie nachdenklich, dann blitzte der Schalk in seinen Augen auf. Doch seine Worte klangen ernst: »Versuch es. Glaub das Unglaubliche. Glaub daran, dass Märchen wahr werden können. Glaub daran, dass dich jemand sogar mit einem Monster an den Hacken liebt. Mein Herz weint um jede Minute, die ich in meinem Leben verschenkt habe, weil wir einander noch nicht begegnet sind.« Zu den letzten Worten legte er in einer übertriebenen Geste die Hand auf die Brust und brachte Merle endgültig zum Lachen. »Das war zu kitschig, wirklich!«
    »Mit dir zu vögeln bringt mich um den Verstand.« Er grinste unverschämt, beugte sich vor und nahm ihre Hand in seine. »Du bist toll. Ich habe schon verstanden, dass es gerade nicht um mich geht, sondern um dich. Aber ich helfe dir nur, wenn du das willst. Das verspreche ich dir. Wenn nicht, sag es jetzt. Dann gehe ich und nehme …«, er räusperte sich, »… die Erinnerung an meine Rosenprinzessin mit.«
    Merle schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, bleib, Jakob. Vielleicht hast du recht, und Märchen können wirklich wahr werden.«
    Dann ließ sie sich in seine Arme ziehen. Sie fühlte sich wie nach einer großen Schlacht, die sie gekämpft, gewonnen und gleichzeitig verloren hatte.
    Er hatte unrecht. Es ging nicht um seine Liebe zu ihr, es ging um ihn. Wenn sie jetzt und hier akzeptierte, dass es jemanden gab, der sie liebte, dann gab es jemanden, den sie wieder verlieren konnte. So wie Omi. So wie ihren Vater. Vielleicht schon sehr bald.
    Sie verspürte plötzlich Angst. Angst davor, bald wieder allein auf der Welt zu sein.
    So ähnlich musste es Hans ergangen sein. Sie wollte nicht enden wie er: in einem Kloster und mit einem Leben, das sie sich selbst versagte.
    Wenn sie Greta nicht endgültig besiegte, würden sie beide niemals Frieden finden.

Einundzwanzig
    Die Hexe muss braten!
    N ach einer Weile setzten sie sich wieder an den Tisch. Merle griff nach ihrem Weinglas und trank einen großen Schluck. »Mir wird es erst wieder richtig gutgehen, wenn Greta vernichtet ist.« Sie stockte. »Ich habe mit ansehen müssen, wie sie Luke getötet hat. Sie wollte mir zeigen, zu was sie fähig ist.«
    Jakob nickte nur, als habe er so etwas erwartet. Auf seiner Miene malte sich stummes Entsetzen, und Merle war froh, dass er sie nicht aufforderte, ihm die genaueren Umstände zu schildern.
    »Lass uns zusammentragen, was wir wissen, und vielleicht finden wir gemeinsam eine Lösung«, schlug er stattdessen mit leiser Stimme vor.
    Merle nickte. Sie zwang ihre Gedanken auf die Fakten. Zu ihrer Erleichterung klang ihre Stimme gefasst. »Ich nehme inzwischen jedes Wort aus dem Dokument für bare Münze. Hans hat das exakt so erlebt, wie es aufgeschrieben wurde. Das, was ich darüber hinaus über sein Leben weiß, hat er mit persönlich erzählt. Als wir beide noch Kinder waren. Er war mein imaginärer Freund. Ich bin mir aber sicher, dass Omi davon gewusst hat.« Ein freudiges Lächeln huschte über Jakobs Gesicht, als Merle nach seinen Händen griff. »Ich bin froh, dass wir das alles eben gemeinsam erlebt haben. Hätte ich dir nur wenige Stunden zuvor davon erzählt, hättest du mich für verrückt gehalten.«
    »Du kannst dir sicher sein, dass ich dir alles glauben werde. In mir sträubt sich zwar alles gegen die Geschehnisse der letzten Stunden, aber ich weiß, was ich erlebt habe. Du bist nicht verrückt. Oder wir und drei Mädchen aus diesem Dorf sind es gemeinsam, und unsere Wahnvorstellungen decken sich. Vielleicht hätte ich dir sogar schon vorher geglaubt. Ich war hier am Haus und habe seine – wie soll ich sagen? – Schwingungen gespürt. Es fiel mir auf einmal sehr leicht zu akzeptieren, dass an diesem Ort eine alte Magie am Werk ist. Der Eindruck verlor sich wieder, als ich mit Björn zum Hof gegangen bin, aber ich habe es nicht vergessen.
    Das Haus war auf der Hut vor mir. Ronja erschreckte sich vor etwas, was auch eine der Katzen bemerkt hatte. Ich denke mir, dass dort Greta als Frau oder Reh gestanden hat und das Mädchen nicht zugeben wollte, dass sie vor einem von beiden Angst hatte.«
    »Wie alt, meinst du, ist diese Magie?«
    »Der Pfarrer von Steinberg hat behauptet, die Sage um die Wilde Frau wäre keltischen Ursprungs. Auch ich habe in deinem Dokument keltische Elemente gefunden. Ich glaube, dass diese Wilde

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