So finster, so kalt
das, wie die Scheite, die sein Vater schlug und trocknete, zum Feuermachen verkauft wurde.
Als Greta kam und den leeren Eierkorb stumm wieder neben die Tür zum Hühnerstall stellte, winkte der Vater ihnen bereits und schlug den Pfad in den Wald ein. Hans hatte von seiner Mutter einen Leinenbeutel mit Brot und einem Stück Käse für sich und Greta erhalten. Obwohl die Mutter immer noch wütend gewesen war, hatte sie ihn so liebevoll verabschiedet, dass es ihm unangenehm geworden war.
Sehr zu Hans’ Erstaunen schlug sein Vater nicht den üblichen Weg ein, der zu den ordentlich gestapelten Klaftern in der Tannenschonung führte, sondern wanderte bergan in Richtung des Falkenbergs, einem kleinen Hügel hinter dem Dorf.
Die Kinder folgten ihm dichtauf.
Sie hatten den steilen Anstieg etwa zur Hälfte erklommen, da hielt der Vater an und packte Hans am Arm. Er zog ihn ein wenig zur Seite und beugte sich zu seinem Sohn hinab. »Hänsel, kennst du die Lichtung, oben auf dem Berg?«
Eifrig nickte Hans. Beiläufig bemerkte er, dass der Verband, den sein Vater um den Unterarm trug, wieder voller Blutflecken war. Vor ein paar Tagen hatte er sich verletzt, während er die Äste einer Tanne vom Stamm entfernen wollte. Hans erinnerte sich daran, dass sein Vater erzählt hatte, wie er sich unter einen Baum gesetzt und versucht hatte, die Blutung zu stillen, als er Greta im Gras entdeckt hatte.
»Such nach dem Hochstand. Dort klettert ihr hinauf, und du bleibst in dieser Nacht bei Greta. Morgen kommst du allein zurück. Wenn alles gutgeht, kommt Pfarrer Gangolf morgen Abend zurück. Dann holst du Greta wieder ins Dorf. Hast du das alles verstanden?«
Für den Moment war Hans zu überrascht, um etwas zu erwidern, doch dann nickte er umso eifriger. Er verstand, welche Verantwortung sein Vater ihm übertrug, und er würde gut auf Greta achten.
»Ihr könnt Euch auf mich verlassen, Vater. Das schwöre ich bei Gott«, erklärte er feierlich.
Sein Vater lächelte stolz und umarmte ihn kurz. Dann nahm er den beiden Kindern die Kiepen ab und schlang sie mit den Tragriemen über die Schulter, bevor er sich an Greta wandte: »Es tut mir leid, und ich muss mich für die Leute im Dorf entschuldigen. Einige Frauen mögen es nicht, wenn du in der Nähe bist. Hans wird dich zu einem Versteck begleiten. Ab morgen wird sich Pfarrer Gangolf um dich kümmern. Du musst keine Angst haben.« Er strich ihr liebevoll über den Kopf, und sehr zu Hans’ Erstaunen lächelte Greta den Vater an. Allerdings war es nicht das kindliche Lächeln, das sie Hans in seltenen Fällen geschenkt hatte. Hans fand keine Worte dafür, wie es aussah. Aber es gefiel ihm nicht, und … hatten ihre Augen gerade die Farbe verändert? Oder war das nur ein verirrter Sonnenstrahl gewesen?
Sein Vater wischte sich über die Stirn und wandte sich hastig ab. »Geht jetzt, bevor es dunkel wird.« Mit diesen Worten drehte er sich um und ging den Pfad hinab.
Hans packte Greta an der Hand und zog sie mit sich in die andere Richtung. Das Mädchen folgte ihm eine kurze Weile bergauf, bis sie die nächste Wegkreuzung erreichten.
Dort blieb es stehen. »Warte!«
Hans erstarrte und drehte sich zu Greta um. »Du kannst ja doch sprechen! Ich dachte, du wärest stumm!«
Greta beachtete ihn nicht weiter, sondern zog ihn an der Hand.
»Nein, das ist der falsche Weg.« Hans hielt dagegen, so dass sie zwei Armlängen voneinander entfernt standen und jeder in eine andere Richtung zog.
»Wir müssen hier entlang«, flüsterte Greta eindringlich. Dann ließ sie seine Hand los und ging mit schnellen kleinen Schritten auf den Weg zu, von dem er lediglich wusste, dass er in einen älteren Teil des Waldes führte. Dort durfte sein Vater kein Holz schlagen, also gingen sie dort nicht hin. Hilflos blieb Hans auf dem Weg stehen und starrte Greta nach. »Komm zurück! Greta, bitte, das ist der falsche Weg!«
Hans lief einige Schritte hin und her und rang die Hände. Was sollte er tun? Er rief noch einmal, doch Gretas zierliche Gestalt mit dem viel zu kurzen Kleid war bereits zwischen den Bäumen verschwunden. Er konnte nicht länger warten, er hatte seinem Vater versprochen, auf Greta aufzupassen. Was wollte sie nur in dem Wald? Ohne noch weiter darüber nachzudenken, folgte er ihr.
Sehr zu seinem Erstaunen schaffte er es nicht, sie einzuholen. Er ging so schnell er konnte hinter seiner Ziehschwester her, und manchmal musste er sogar rennen, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Das war
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