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So funktioniert die Wirtschaft

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Titel: So funktioniert die Wirtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Haering
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Die Wachstumsraten bewegen sich in der gleichen Größenordnung, da beides zwei Seiten einer Medaille sind.
    Durchschnittliche
jährliche Steigerung
Jan. 2005 –
Dez. 2007
Jan. 2008 –
Dez. 2010
Geldmenge M3
10 %
 2 %
Aktienindex DAX
22 %
–5 %
Verbraucherpreise
 2 %
 2 %
    Geldmenge, Aktienkurse und Inflation
    Bis zur Finanzkrise, die 2007/2008 ausbrach, hatte man gedacht, dass alles in Ordnung sei, solange die Verbraucherpreise nicht stärker stiegen als 2 % pro Jahr. Die Zentralbanken und die meisten Ökonomen hatten aber nicht bedacht, dass es mindestens genauso schädlich sein kann, wenn das zusätzlich geschaffene Geld in Vermögenswerte fließt und die Preise von Häusern, Wohnungen und Aktien stark nach oben treibt.
    Ob eher die Verbraucherpreise oder eher die Vermögenspreise steigen, hängt v. a. von der Lohnentwicklung ab. Steigen die Löhne im Zuge des wirtschaftlichen Wachstums, so steigen auch der Konsum und die Preise von Konsumgütern. Steigen die Löhne für die Masse der Bevölkerung dagegen nur sehr geringfügig, wie das in den USA seit den 1980er-Jahren und in Deutschland seit etwa 1996 der Fall war, dann steigen v. a. die Gewinne der Unternehmen sowie die (oft gewinnabhängigen) Gehälter des oberen Managements und die Vermögenseinkommen. Das zusätzliche Geld fließt dann in Vermögenswerte, die immer teurer werden.
    Wenn Aktien und Immobilien jahrelang kräftig im Wert steigen, entsteht leicht eine Spekulationsblase. Immer mehr Investoren wollen in der Erwartung weiterer Preissteigerungen Immobilien oder Aktien kaufen, bis die Preise dermaßen übertrieben sind, dass die Blase irgendwann platzt. Dann stellt sich heraus, dass den Schulden, die Unternehmen und Privatleute bei den Banken sowie Finanzinstitute bei anderen Finanzinstituten angehäuft haben, keine wirklichen Werte gegenüberstehen – und die Finanzkrise ist da.
    Wichtig
    Wenn die Geldmenge stärker steigt, als die Wirtschaft wächst, steigen die Preise. Davon können die Verbraucherpreise betroffen sein, doch nicht notwendigerweise. Stattdessen kann das zusätzliche Geld auch die Preise von Vermögenswerten wie Immobilien oder Aktien in die Höhe treiben. Wenn sie übertrieben stark steigen, ist das gefährlich, weil es zu einem plötzlichen und starken Einbruch kommen kann.
    Seit der Internet-Blase um die Jahrtausendwende, als viele Aktienkurse von Internet- und Telekommunikationsunternehmen massiv in die Höhe schossen, nur um dann ebenso starkwieder zu fallen, wird intensiv darüber diskutiert, ob die Zentralbanken auch die Inflation der Vermögenswerte berücksichtigen und eindämmen sollten. Geändert hat sich bisher aber nichts, weil es im derzeitigen Geldsystem keine brauchbare Strategie gibt, um beide Arten von Inflation gleichzeitig zu bekämpfen. Deshalb warnt die Europäische Zentralbank eindringlich vor höheren Lohnsteigerungen, hat aber zu den Aktienkursen und Immobilienpreisen wenig zu sagen und ignoriert diese bei der Politikgestaltung. Etwas später werden wir noch ein alternatives Geldsystem kennen lernen, in dem solche Preisblasen weit weniger wahrscheinlich wären.
    Welche Rolle spielte Geldschöpfung bei der Subprime-Krise?
    Die große weltweite Finanzkrise, die 2007 in den USA als sog. Subprime-Krise begann und sich 2008 mit der Pleite der Bank Lehman Brothers zu einer internationalen Krise auswuchs, hatte ihren Ursprung wie die meisten Finanzkrisen in übermäßiger Kreditvergabe und damit Geldschöpfung der Banken. Das Besondere an der Subprime-Krise war lediglich die Art und Weise, wie die Banken es in diesem Fall schafften, sämtliche Begrenzungen der Kreditvergabe praktisch außer Kraft zu setzen. Dazu gehörte, dass die wichtigsten Wirtschaftspolitiker der USA, darunter Notenbankchef Alan Greenspan, Finanzminister (und Ex-Chef der Investmentbank Goldman Sachs) Robert Rubin sowie dessen Zögling und Nachfolger Lawrence Summers, durch Deregulierung der Finanzbranche und aktives Verhindern sinnvoller Regulierungdafür sorgten, dass die Banken neue Finanzprodukte praktisch ohne Aufsicht und ohne Beschränkungen einsetzen konnten, um Gewinn und Risiko nach oben zu treiben.
    Rubin, gerade erst von der Bankbranche in das Amt des Finanzministers gewechselt, brachte 1996 ein Gesetz durch das Parlament, das es den Banken erlaubte, ihre Pflicht zur

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