Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
Wechselkurs 1,75 Millionen Pfund.«
    Langes Schweigen.
    »Ich kann es nicht glauben. Ich kann es einfach nicht glauben –« Sue schüttelte den Kopf. »Die Polizisten, mit denen wir gesprochen haben, als sie verschwand, waren nicht ganz davon überzeugt, dass sie tatsächlich vom Schiff gesprungen war. Warum, wollten sie uns nicht sagen. Vielleicht wussten sie mehr als wir. Aber Stephen und ich und all unsere Freunde waren davon überzeugt, dass sie tot war, und keiner hat seither von ihr gehört.«
    »Wenn es stimmt, was Sie sagen –« Stephen Klinger verstummte mitten im Satz.
    »Sie hat das gesamte Geld bis zu ihrem Verschwinden im November 2002 in verschiedenen Teilbeträgen in bar vom Konto abgehoben«, erklärte Bella.
    »In bar?«, wiederholte Stephen Klinger.
    »Können Sie sich vorstellen, dass die Wilsons, besser gesagt, Ronnie, erpresst wurden?«
    »Lorraine und ich waren eng befreundet«, sagte Sue. »Ich glaube, sie hätte sich mir anvertraut.«
    So wie sie sich dir bei den 3,75 Millionen Pfund anvertraut hat!, dachte Glenn.
    Plötzlich deutete Stephen Klinger mit dem Zeigefinger auf ihn. »Da fällt mir was ein. Vielleicht hat Ronnie ihr das beigebracht. Er handelte nämlich mit Briefmarken.«
    »Briefmarken?«
    Klinger nickte. »Ja, im großen Stil. Statt Bargeld. Er glaubte, so würde ihm das Finanzamt nicht so schnell auf die Schliche kommen.«
    »Über drei Millionen Pfund, das müssen aber viele Briefmarken gewesen sein«, sagte Bella.
    Stephen schüttelte den Kopf. »Nicht unbedingt. Ich weiß noch, wie mir Ronnie mal eine einzelne Briefmarke zeigte, die in Seidenpapier gewickelt war. Für das Ding hatte er fünfzig Riesen bezahlt. Angeblich hatte er einen Käufer an der Hand, der ihm sechzig dafür geben wollte. Aber so wie ich ihn kenne, hat er vermutlich nur vierzig bekommen.«
    »Wissen Sie zufällig, mit wem Mr Wilson gehandelt hat?«
    »Es gibt einige Händler in der Gegend, mit denen er kleinere Geschäfte machte. Einer heißt Hawkes, unten in der Queens Road. Dann gab es noch einige in London und New York. Ach ja, er redete auch mal von einem großen Fisch, der von zu Hause aus arbeitete. Den Namen weiß ich nicht mehr, er wohnt gleich um die Ecke in der Dyke Road. Bei Hawkes kennen sie den Namen sicher.«
    Glenn machte sich Notizen.
    »Er sagte, an der Spitze des Marktes sei die Welt sehr klein. Sobald jemand ein großes Geschäft abschließe, erführen alle davon. Wenn Lorraine so viel Geld für Briefmarken ausgegeben hat, wird sich ganz bestimmt jemand daran erinnern.«
    »Und vermutlich auch, wenn sie sie wieder verkauft hat«, fügte Bella hinzu.
    84
    OKTOBER 2007 Es war Duncan Troutts erste Streife als richtiger Polizist. Einerseits war er stolz, fürchtete aber auch, etwas falsch zu machen.
    Duncan war nicht sonderlich groß und schmal gebaut, wusste sich aber zu verteidigen. Seit langem begeisterte er sich für asiatische  Kampfsportarten und verfügte über diverse Urkunden in Kickboxen, Taekwondo und Kung-Fu.
    Seine Freundin Sonia hatte ihm ein gerahmtes Poster geschenkt:
     
    UND OB ICH SCHON WANDERTE IM FINSTERN TAL,
    FÜRCHTE ICH KEIN UNGLÜCK,
    DENN ICH BIN DER SCHÄRFSTE HUND
    IM GANZEN TAL.
     
    Genau jetzt, um zehn Uhr morgens, befand sich der schärfste Hund im ganzen Tal an der Kreuzung Marine Parade und Arundel Road, im äußersten Osten von Brighton and Hove. Es war nicht gerade ein Tal, nicht einmal eine kleine Senke. Die Straßen waren ruhig. In etwa einer Stunde würden allmählich die Drogensüchtigen auftauchen. Laut einer Statistik, die die örtliche Tourismusbehörde natürlich nicht zu Werbezwecken einsetzte, wies die Stadt die höchste Pro-Kopf-Rate an Fixern und Drogentoten in ganz Großbritannien auf. Man hatte Troutt gewarnt, dass eine unverhältnismäßig große Zahl von ihnen in seinem Revier lebte.
    Sein Funkgerät knisterte, ein Ruf ging ein. Aufgeregt meldete er sich und hörte die Stimme von Sergeant Morley.
    »Alles in Ordnung, Duncan?«
    »Ja, Sarge. Bisher schon, Sarge.«
    Troutts Streife reichte von der Promenade bei Kemp Town bis zur Wohnsiedlung von Whitehawk, wo schon seit langem einige der gewalttätigsten Familien der Stadt wohnten – neben vielen anständigen Leuten. Im Labyrinth dazwischen gab es viele Reihenhäuser, aber auch die Welt der Durchreisenden mit ihren Pensionen und billigen Hotels, wohlhabende urbane Straßenzüge, eine der größten Schwulengemeinden Großbritanniens und Dutzende Restaurants, Pubs und kleine Läden.

Weitere Kostenlose Bücher