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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Traktor mit Anhänger vorbei, der eine Ladung Leichensäcke transportierte.
    Hinter einem verbrannten Baum erhob sich ein Vogel über den Häuserskeletten in den Himmel. Die Fassade eines vierstöckigen Gebäudes ragte wie der schiefe Turm von Pisa in einem unmöglichen Winkel empor. Das gesamte Fensterglas war verschwunden, die drei übrigen Seiten des Gebäudes ebenfalls.
    Ronnie stolperte über die Dächer zermalmter Streifenwagen und an einem umgekippten Feuerwehrauto vorbei. Dann und wann klingelte ein Handy unter den Trümmern. Kleine Teams gruben wie wild und riefen durcheinander. Hundeführer durchsuchten mit deutschen Schäferhunden, Labradors und Rottweilern die Trümmer.
    Er ging weiter, vorbei an einem Drehstuhl, der mit Staub bedeckt war und über dessen Lehne eine ebenso staubige Damenjacke hing. Vom Sitz baumelte ein Telefon an einer Schnur.
    Etwas glitzerte. Bei näherem Hinsehen erkannte er einen Ehering. Daneben eine zerschmetterte Armbanduhr. Menschenketten reichten Steinbrocken weiter. Ronnie trat beiseite, um zu erfassen, nach welchem System die Arbeiten abliefen. Schließlich begriff er, dass es gar kein echtes System gab. Zwischendrin standen Uniformierte, die riesige schwarze Müllsäcke aufhielten, in die die Fundstücke geworfen wurden.
    Sein Blick fiel auf das Stück einer Wachspuppe. Nein, eine abgetrennte menschliche Hand. Ihm wurde übel, er kämpfte mit seinem Frühstück. Wandte sich ab und trank einen Schluck Wasser, um den Staub aus seinem Mund zu spülen.
    Am Rande der Trümmerwüste bemerkte er ein Schild mit roten Buchstaben, auf dem GOTT SCHÜTZE POLIZEI UND FEUERWEHR zu lesen stand.
    Auch hier taumelten erschöpft wirkende Menschen umher und hielten Fotos in die Höhe. Männer, Frauen, Kinder, oft noch sehr jung, mischten sich unter die uniformierten Helfer.
    Ronnie kam an einem verbrannten Kreuz vorbei. Beim Gehen musste er acht geben, weil die Trümmer unter seinen Füßen ständig verrutschten. Er sah einen Kran, umgebogen wie ein toter Riesensaurier. Zwei Männer in grünen OP-Kitteln. Einen Polizisten mit Grubenlampe, der eine Art Bergsteigerausrüstung am Gürtel trug und mit einem Winkelschleifer den Schutt bearbeitete.
    Ein Sternenbanner ragte schief aus den Trümmern, als hätte jemand den Ort erobert.
    Hier herrschte das absolute Chaos. Alles wirkte vollkommen unkoordiniert.
    Einfach perfekt, dachte Ronnie.
    Er warf einen Blick über die Schulter. Die endlose, ameisenähnliche Menschenkette erstreckte sich hinter ihm. Er ging beiseite. Ließ unauffällig sein Handy fallen und trat darauf. Machte ein paar Schritte vorwärts. Holte die Brieftasche heraus, entnahm die Geldscheine und stopfte sie in seine Gesäßtasche.
    Er hinterließ seine fünf Kreditkarten, die Mitgliedskarte vom Autoklub, den Ausweis vom Brighton and Hove Motor Club und seinen Führerschein.
    Er wusste zwar nicht, ob man rauchen durfte, steckte sich aber diskret eine Zigarette in den Mund, holte das Feuerzeug hervor und legte die Hände schützend über die Flamme. Dann sengte er die Ränder seiner Brieftasche an, ließ sie ebenfalls in den Schutt fallen und trat heftig darauf.
    Dann erst zündete er sich die Zigarette an und rauchte genüsslich. Schließlich bückte er sich und hob seine Brieftasche wieder auf, ebenso das Handy, und begab sich damit zu einer der Sammelstellen.
    »Das habe ich gefunden.«
    »Einfach in den Sack werfen. Das wird alles überprüft«, erklärte die Polizistin.
    »Vielleicht kann man damit jemanden identifizieren«, sagte Ronnie sicherheitshalber.
    »Dafür sind wir da«, versicherte ihm die Frau. »Es werden viele Leute vermisst. Sehr, sehr viele Leute.«
    Ronnie nickte. Dann deutete er noch einmal auf den Sack. »Wird das alles registriert?«
    »Da können Sie sicher sein. Jedes einzelne Teil. Jeder Schuh, jede Gürtelschnalle. Was immer Sie finden, liefern Sie einfach bei uns ab. Wir sind fast alle betroffen«, fügte die Polizistin hinzu und deutete mit einer vagen Geste auf das zerstörte Gelände. »So viele in dieser verdammten Stadt haben geliebte Menschen verloren.«
    Ronnie nickte und entfernte sich. Es war viel einfacher gewesen, als er gedacht hatte.
    72
    OKTOBER 2007 »Hier«, sagte Abby, »gleich hinter dem Laternenpfahl auf der linken Seite.« Sie warf einen Blick aus dem Rückfenster. Keine Spur von Ricky oder seinem Auto. Andererseits konnte er auch eine Abkürzung genommen haben. »Fahren Sie bitte weiter, dann links und einmal um den Block.«
    Der

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