So heiß wie der Wuestenwind
etwas davon haben.“
Kamal warf Shehab einen bösen Blick zu. „Treib es nicht zu weit, Bruder. Sonst könnte ich ganz schnell vergessen, dass wir verwandt sind. Also … halt in deinem eigenen Interesse jetzt lieber den Mund.“
„Ist das ein Befehl, ya maolai ?“ Leichter Spott lag in seiner Stimme, als er Kamal „mein Gebieter“ nannte. Dann wurde er wieder ernst. „Aliyah und du, ihr kennt euch doch von früher, das merkt man. Liegt es an ihr, dass du glaubst, dass jede Liebesbeziehung von vornherein zum Scheitern verurteilt ist? Warst du ihretwegen die ganzen vergangenen Jahre so hart und verbittert?“
Kamal war erstaunt, dass Shehab das alles aus der kurzen Szene zwischen ihnen gefolgert hatte. Und sein Bruder hatte in vielem recht. Er war tatsächlich derart verbittert gewesen, dass er niemandem irgendeine menschliche Schwäche durchgehen ließ. Doch immerhin, selbst wenn er streng gewesen war – ungerecht war er niemals geworden.
Nur zu Aliyah zwei Tage zuvor – da war er ungerecht gewesen, das musste er sich eingestehen. Er hatte ihr Ungeheuerlichkeiten an den Kopf geworfen. Sie hatte so viel in ihm ausgelöst, dass er die Kontrolle über sich verloren hatte.
So etwas durfte einfach nicht passieren. Der Thron von Judar, der Frieden in der Region, alles hing von ihm ab. Er musste Aliyah auf Distanz halten, was seine Gefühle anging. Er würde nur körperlich mit ihr verkehren, um den so wichtigen Erben zu zeugen. Nie wieder durfte sie Macht über ihn erlangen. Und das würde sie, falls er schwach wurde.
Shehab ließ noch nicht locker. „Ich will mich ja nicht mehr als nötig einmischen …“
„Dann lass es auch.“
„Das kann ich nicht. Hör mir zu. Was auch immer zwischen euch gewesen sein mag, Kamal, vergiss es einfach. Sie wird deine Frau und deine Königin. Und ob du es hören willst oder nicht, sie passt zu dir. Du musst früher einmal viel für sie empfunden haben, sonst wärst du nach dem Scheitern eurer Beziehung, oder was immer es war, nicht so lange so verbittert gewesen. Denk an die guten Seiten, und vergiss die schlechten. Behandle sie gut, und ihr werdet hervorragend miteinander auskommen.“
Kamal verlangsamte seine Schritte. „Wo hast du dieses Gesülze denn her? Hast du heimlich eine Gebrauchsanweisung für Ehefrauen gelesen? Oder den Ratgeber ‚Häusliche Glückseligkeit für Dummköpfe‘?“
Shehab lachte, wurde aber schlagartig wieder ernst. „Ich wünsche mir, dass du glücklich wirst. Du warst sehr lange unglücklich, das ist kein Geheimnis. Wie gesagt, ich weiß nicht, was zwischen euch war, aber ich höre auf meine Instinkte und auf mein Herz. Vor allem seit sie mich mit meiner wunderbaren Farah zusammengebracht haben. So ein Glück, so eine Liebe wünsche ich auch dir.“
Kamal verkniff sich jeden Kommentar, denn die Flüche und Beschimpfungen, die ihm auf der Zunge lagen, wären eines zukünftigen Königs nicht würdig gewesen. Inzwischen waren sie in der Vorhalle des Palastes, wo ihnen angenehme Kühle entgegenschlug. Er kannte den Palast gut, aber jetzt sah er ihn mit ganz anderen Augen, weil er nun sein Zuhause sein würde. Seines – und Aliyahs.
Und der Mann, der dafür verantwortlich war, dass er König werden würde, ging neben ihm her und quatschte romantisches Zeug.
„Ich verzichte dankend auf diese Gefühls-Sülze“, sagte er schließlich. „Ich überlasse es dir und Faruq, wie verliebte Trottel durch die Gegend zu laufen. Vor allem du als Reserve-Kronprinz hast es wirklich gut. Kein Druck, keine Anforderungen. Du hast mir den Königsjob aufgenötigt, jetzt lass auch zu, dass ich ihn vernünftig ausführe.“
„Ich sage ja nur, dass du dich nicht von der Vergangenheit beherrschen lassen sollst, Kamal. Das vergiftet dein Leben.“
„Du sprichst aus Erfahrung, wie?“ Sie waren inzwischen vor Kamals Palastzimmer angekommen, und er gab den Wachen ein Zeichen, dass sie sich entfernen sollten. „Weil du glaubst, du hättest Fehler gemacht, bevor du mit Haut und Haaren deiner Frau verfallen bist?“
„Wenn du es so ausdrücken willst, ja. Ich hätte schon viel früher glücklich sein können. Aber der weise Mann lernt aus den Fehlern anderer. Versuch also nicht, meine Fehler zu wiederholen. Das Endergebnis wird so oder so das gleiche sein.“
„Deine Situation“, kommentierte Kamal abschätzig, „war eine andere. Du kannst die Fehler, die du gemacht hast, nicht mit meinen angeblichen Fehlern vergleichen.“
Shehab gab immer noch nicht
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