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So heiß wie der Wuestenwind

So heiß wie der Wuestenwind

Titel: So heiß wie der Wuestenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Gates
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Kamal aus ihren Gedanken zu verbannen. Genieß die Aufführung doch, sagte sie sich. So etwas bekommst du nur einmal im Leben geboten. So viele Leute haben sich so viel Mühe gegeben!
    Plötzlich flüsterte er ihr ins Ohr: „Entspann dich, Aliyah. Erfreu dich an all dem hier.“
    Seine Nähe nahm ihr förmlich die Luft zum Atmen. Sie stand auf und wankte zum Rand der Tribüne.
    Kaum hatte sie ein paar Mal tief durchgeatmet, da stand auch schon Kamal hinter ihr und ergriff ihre Hände. Sie empfand seine Berührungen wie Stromschläge. Sanft flüsterte er ihr ins Ohr: „Klatsche, wenn dir der Tanz gefällt, ya maleekati . Sie tanzen nur für dich.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Das stimmt doch überhaupt nicht. Sie tanzen sich die Seele aus dem Leib, um ihrem neuen König zu gefallen. Um ihn an diesem Tag seiner Joloos und gleichzeitig seiner Orss zu ehren.“
    „Hast du denn alles über die Sitten und Gebräuche unserer Region vergessen, ya jameelati ?“, fragte er kopfschüttelnd. „Oder sind deine Eltern in deiner Kindheit so viel mit dir herumgereist, dass du nie lange genug in Zohayd warst, um das alles zu lernen?“
    Eigentlich war sie lange genug in Zohayd gewesen – aber meistens so durch die Medikamente benebelt, dass ihr diese Dinge herzlich gleichgültig waren. Aber das würde sie ihm bestimmt nicht erzählen. Also nickte sie nur.
    „Dann will ich dich aufklären. In unseren Ländern wird die Orss , die Hochzeit, nur für die Braut gefeiert. Der Arees , also in diesem Fall ich, ist nur ihr Begleiter, aber alle Ehrungen gelten ihr.“
    „Das mag ich überhaupt nicht an Hochzeiten und auch an Flitterwochen“, kommentierte sie. „Man feiert, schwebt auf Wolke sieben – und ehe man sich’s versieht, steckt man im Ehealltag fest wie alle anderen auch.“
    „Du hast recht. Die Leute sind auf gewisse Lebenshöhepunkte fixiert, und danach werden sie faul und träge und trauen sich nichts mehr, weil sie meinen, diese Zeiten seien vorbei. Aber das sind ‚die Leute‘. Meinst du, dass ich mich auch diesen Regeln unterwerfe?“
    „Ja und nein“, sagte sie diplomatisch. „Einerseits warst du sicherlich immer unkonventionell und ein freier Geist. Andererseits bis du als wichtiges Mitglied des Königshauses auch immer den Erwartungen und Anforderungen anderer unterworfen gewesen.“
    „Das ist bemerkenswert scharfsinnig, ya maleekati “, bemerkte er. „Warst du schon immer so schlau, oder kommt das mit zunehmendem Alter?“
    „Ich werde dich jetzt nicht fragen, ob du schon immer so herablassend warst. Ich habe ja schon meine Erfahrungen damit gemacht. Aber eins musst du mir sagen: Bist du schon immer so geschickt den wirklich wichtigen Fragen ausgewichen, oder kommt jetzt erst neuerdings der Diplomat in dir zum Vorschein? Ach, antworte lieber gar nicht. Als Diplomat wirst du sowieso wieder zu einem anderen Thema abschweifen.“
    „Das klingt ja, als wäre die Tätigkeit eines Diplomaten von vornherein etwas Schlechtes“, kommentierte er und ließ seine Handfläche über ihren nackten Rücken gleiten. Sie konnte seine Erregung spüren. „Aber ich bin deiner Frage überhaupt nicht ausgewichen. Meine Antwort war doch, dass du bemerkenswert scharfsinnig bist. Als mächtiger Geschäftsmann mit sowohl humanitären als auch diplomatischen Zielen habe ich mir zwar meine eigenen Regeln aufgestellt, mich dann aber auch sehr genau daran gehalten. Obendrein musste ich immer aufpassen, dass sie nicht den Interessen Judars zuwiderliefen. Jetzt, da ich König bin, habe ich zwar einerseits schier unbeschränkte Macht, aber andererseits eine enorme Verantwortung.“
    Aliyah war verwirrt. So wie er sich an sie schmiegte, war es fast, als würde er mit ihr schmusen, und das im Beisein aller Gäste. Und gleichzeitig teilte er seine intimsten Gedanken über seine Macht und seine Verpflichtungen mit ihr.
    Plötzlich brandete Applaus auf. Shehab und Faruq traten auf die freie Fläche, Scheinwerfer waren auf sie gerichtet.
    „Noch eine Aufführung dir zu Ehren“, murmelte Kamal.
    Shehab und Faruq gaben sich die Hände, dann zogen sie ihre Schwerter. Im Rhythmus der Musik lieferten sie dem Publikum einen begeisternden Schaukampf. Als sie die Vorführung beendeten, standen die Leute auf und klatschten stürmisch.
    Die Brüder gaben Farah und Carmen ein Zeichen, und die beiden Frauen kamen zu ihren Ehemännern geeilt. Auch die Schautänzer stürmten auf die freie Fläche, umringten die vier und begannen zur Musik zu

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