So heiß wie der Wuestenwind
Geschäftsvereinbarungen nach alten Traditionen, und das ernüchterte sie.
Schließlich kam der Geistliche zum Abschluss. Beide mussten nun die Passage nachsprechen, nach der sie Alas’sadaq el mossammah bai’nanah heirateten, zu den Bedingungen, die sie untereinander ausgemacht hatten. Sie war etwas ratlos. Sollte sie darauf etwas sagen?
Kamal hielt ihre Hand noch immer ganz fest, aber dann ließ er sie plötzlich los und strich mit dem Fingernagel sanft über ihre Handfläche, was sie erregte. Befriedigt nahm er das zur Kenntnis.
Der Ma’zoon hob das Taschentuch hoch und schrieb dann einige Zeilen in das Hochzeitsbuch, das ihre Eheschließung dokumentierte. Nun mussten sie noch ihre Namen in das Buch eintragen, anschließend waren Faruq und Shehab an der Reihe. Der Geistliche gratulierte, und Kamal nickte ihm dankend zu.
Sie wollte aufstehen, aber sein Blick signalisierte ihr, sie solle sitzen bleiben. War es denn immer noch nicht vorbei?
Er erhob sich und geleitete seine Brüder vom Podest, dann hob er den Arm. Sofort ertönten rhythmische Trommelklänge.
Nur Sekunden später war er wieder auf dem Podest, ergriff ihre Hand und ließ sie aufstehen. Als sie plötzlich seine andere Hand unter ihrem Kleid spürte, auf ihrer nackten Haut, zuckte sie zusammen.
„Was hast du denn?“, flüsterte er ihr zu. „Erst trägst du ein gewagtes schwarzes Kleid, das signalisiert, dass du keine Jungfrau mehr bist, dass du eigentlich gar nicht heiraten wolltest und dass du dich ebenso mächtig fühlst wie dein Mann, der obendrein noch der König ist – und dann darf ich dich nicht einmal vor aller Welt berühren, nachdem wir amtlich verheiratet sind?“
„Ich dachte, dass die öffentliche Zurschaustellung von Zärtlichkeiten in Judar tabu ist, genau wie in Zohayd“, zischte sie.
Gierig blickte er in ihren Ausschnitt. „Eigentlich stimmt das schon. Aber die Leute werden es mir bestimmt verzeihen. Im Gegenteil, sie werden es gut finden, wenn ich damit zeige, wer in dieser Ehe der Herr ist, nachdem du schon gegen alle möglichen Regeln verstoßen hast. Dass du Schwarz getragen hast, eine nicht-jungfräuliche Farbe, werden sie darauf zurückführen, dass du durch deinen Aufenthalt in westlichen Ländern mit unseren Sitten und Gebräuchen nicht mehr so vertraut warst. Schließlich hat man dich ja gerade vor aller Welt zur Al bekr ar-rusheed erklärt.“
Gerade wollte sie etwas Schnippisches entgegnen, als die Trommler einen anderen Rhythmus anschlugen. Applaus brandete auf, und nun sah sie, warum. Ein Trupp edel gewandeter Männer trug riesige Schatztruhen heran.
Wie benommen ließ sie sich auf die Mitte der Bühne führen, wo die Männer die Truhen in einer Reihe vor ihr aufstellten. Kamal gab ihnen ein Zeichen, und sie öffneten alle Truhen gleichzeitig. Aliyah kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Eigentlich hatte sie gedacht, sie hätte alles an Prunk und Luxus schon gesehen. Doch es war nichts gegen das, was sich jetzt ihrem Auge darbot. Selbst die Schätze aus der Höhle der vierzig Räuber und die Schatzkammern des Königs Salomon mussten dagegen verblassen.
Kein Zweifel, das waren die Kronjuwelen von Judar.
Kamal drückte sich von hinten an sie, und sie konnte seine Erregung spüren. „ Mahrek, ya aroossi “, flüsterte er ihr ins Ohr.
Aliyah sah ihn fassungslos an. Hatte er eben gesagt: „Deine Mitgift, meine Braut?“
Jetzt fiel es ihr wieder ein. Sie hatte doch aus ihrer üblen Laune heraus die Kronjuwelen gefordert. Hatte er wirklich gedacht, sie hätte das ernst gemeint? Und wollte sie ihr jetzt schenken? Und glaubte vielleicht auch noch, sie würde sie annehmen? Die gesamten Kronjuwelen?
Entsetzt wollte sie sich von ihm lösen, aber er hielt sie fest und bedeutete den Männern, sie sollten die Truhen wieder schließen und forttragen. „Lächle“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Winke deinen Gästen zu, und zeig ihnen, wie glücklich du bist, dass du die größte Mahr in der Geschichte bekommen hast.“
Sie tat wie ihr geheißen und folgte ihm dann durch die Menge zur Kooshah , einer anderen Bühne, auf der eine prächtige, mit Damast bezogene Couch stand. Sie nahmen darauf Platz, und er kam ihr dabei beunruhigend nahe.
Auf sein Signal hin begannen die Feierlichkeiten. Innerhalb weniger Minuten wurde die Bühne abgeräumt, auf der sie geheiratet hatten, und auf dem nun freien Platz erschienen Tänzerinnen, die sich kunstvoll zum Rhythmus der Musik bewegten.
Aliyah saß nur da und versuchte,
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