So hell wie der Mond
verwundert an. »Spanisch? Eine Dublone, nehme ich an. Gehört die nicht Margo?«
»Nein. Mir. Ich habe sie gefunden.« Sie atmete hechelnd ein und wieder aus. »Himmel, wie machst du das nur? Es ist, als würde in meinem Hirn ein Schalter ausgeknipst. Ich habe sie gefunden«, wiederholte sie in der Hoffnung, dass ihr Verstand die Oberhand über ihre Gefühle zurückgewann. »Heute, auf den Klippen. Sie lag einfach da. Ein Teil von Seraphinas Mitgift. Sicher hast du die Legende schon gehört.«
»Natürlich.« Fasziniert drehte er die Münze in seiner Hand. »Die beiden Liebenden. Das junge spanische Mädchen, das in Monterey zurückbleibt, als der Junge, den es liebt, in den Krieg gegen die Amerikaner zieht. Sie hört, dass er getötet worden ist, und springt aus Verzweiflung vom Rand der Klippen ins Meer.«
Er hob den Kopf und sah sie an. »Es heißt, von den Klippen unterhalb von Templeton House.«
»Sie hatte eine Mitgift«, fügte Kate erläuternd hinzu.
»Genau. Eine Truhe mit ihrer Aussteuer, zusammengestellt von ihrem liebenden, fürsorglichen Vater. Einer Version der Legende zufolge hat sie die Mitgift versteckt, um sie vor den Invasoren zu schützen, bis ihr Liebster wieder nach Hause kam. Eine andere Version jedoch besagt, dass sie die Truhe mit in ihr nasses Grab genommen hat.«
»Tja.« Kate nahm ihm die Münze wieder ab. »Ich halte mich lieber an die erste Fassung.«
»Sucht ihr, du und Laura und Margo, nicht bereits seit Monaten die Klippen gründlich ab?«
»Na und? Letztes Jahr hat Margo eine Münze gefunden, und jetzt ich.«
»Wenn ihr in diesem Tempo weitermacht, werdet ihr ungefähr Mitte des nächsten Jahrtausends reich wie Krösus sein. Glaubst du an Legenden?«
»Warum denn bitte nicht?« Schmollend wandte sie sich ab. »Seraphina hat wirklich gelebt. Es gibt Nachweise, dass …«
»Nein.« Er küsste sie zärtlich auf den Mund. »Ich verderbe dir nicht den Spaß! Es ist schön zu wissen, dass du immer noch an Märchen glauben kannst. Und erfreulicherweise möchtest du, dass auch ich es tue.«
Sie sah ihn fragend an. »Und, willst du …?«
»Natürlich«, sagte er in ruhigem Ton, ehe er die Münze kurzerhand auf den Tisch legte, wo sie vielversprechend zwischen ihnen beiden schimmerte.
13
Tosende Stürme trieben dichten Regen über das Land. Erleichterung darüber, dass die drohende Trockenheit abgewendet war, ging Hand in Hand mit der Angst vor möglichen Schlammrutschen und Überschwemmungen.
Kate versuchte, das widerliche Wetter nicht persönlich zu nehmen – auch wenn kein Zweifel bestand, dass es sie an der Intensivierung ihrer Schatzsuche hinderte. Selbst nachdem der Regen endlich nachließ, erlaubten die nassen Klippen die Weitersuche nicht.
Also müssten sie abwarten.
Auf alle Fälle hatte sie genug zu tun. Im
Schönen Schein
herrschte wegen der Sommersaison ständiger Hochbetrieb. Touristen drängten sich in der Cannery Row, bevölkerten die Wharf, standen Schlange für eine Tour durch das Aquarium. In den Arkaden hallten die Geräusche von Spielautomaten und das Klingeln von Münzen wider, und Familien schlenderten über die Gehwege und schleckten Eis.
Die muntere Karnevalsatmosphäre in den Straßen verhieß glänzende Geschäfte.
Einige kamen, um die Möwen zu füttern und die Boote zu beobachten. Einige kamen, um sich die Straße anzusehen, der John Steinbeck ewigen Ruhm beschert hatte. Andere hingegen kamen des ewigen Frühlings wegen, den die Gegend ihnen bot, oder um die gewundene Küstenroute entlangzuchauffieren.
Viele, viele wurden von Margos clever dekorierten Schaufenstern angelockt, kamen herein und sahen sich die Waren an. Und die, die schauten, kauften häufig etwas.
»Ich sehe schon wieder Dollarzeichen in deinen Augen glitzern«, stellte Laura fest.
»Im Vergleich zur gleichen Zeit im letzten Jahr haben wir zehn Prozent mehr Umsatz gemacht.« Kate blickte von ihrem Schreibtisch auf. »Meinen Berechnungen zufolge müsste Margo Ende nächsten Quartals sämtliche Schulden abbezahlen können. Und wenn dann die Weihnachtseinkäufe anfangen, werden wir endlich in den schwarzen Zahlen sein.«
Mit zusammengekniffenen Augen trat Laura näher an den Schreibtisch. »Ich dachte, das wären wir bereits.«
»Technisch gesehen nicht.« Während sie sprach, gab sie weitere Summen in den Computer ein. »Schließlich erlauben wir uns ein, wenn auch minimales, Gehalt. Dann brauchen wir Rücklagen für neue Waren, und natürlich haben wir laufende Kosten, die
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