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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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eine Gänsehaut.
    Denn
sie
war die Verdächtige.
    Josh saß, in seinem maßgeschneiderten grauen Anzug und dem dezent gestreiften Schlips ganz der Anwalt, neben ihr. Kusack faltete seine Hände auf der Tischplatte. Große Hände, stellte Kate beiläufig fest, geschmückt mit einem schmalen, goldenen Ehering. Er schien ein nervöser Mensch zu sein, dachte sie, während sie seine schmerzlich kurz gebissenen Fingernägel in betäubter Gebanntheit betrachtete.
    Einige Herzschläge lang war der Raum von summender Stille erfüllt, wie in einem Theater, ehe sich der Vorhang vor dem ersten Akt eines bedeutenden Stückes hob. Bei der Assoziation hätte sie um ein Haar hysterisch gelacht.
    Erster Akt, erste Szene, und sie spielte die Hauptrolle.
    »Kann ich Ihnen irgend etwas kommen lassen, Miss Powell?« Kusack beobachtete, wie sie als Reaktion auf seine Stimme zusammenfuhr und den Blick von seinen Händen auf seine Augen heftete. »Kaffee? Cola?«
    »Nein. Nichts.«
    »Detective Kusack, meine Mandantin ist auf Ihre Bitte hier, weil sie mit Ihnen zusammenarbeiten will.« Seine kultivierte Stimme hatte einen kühlen, harten Klang, und unter der Tischplatte drückte Josh aufmunternd Kates eisige Hand. »Niemandem ist mehr daran gelegen als ihr, dass die Sache baldmöglichst zur Aufklärung kommt. Ms. Powell ist bereit, eine Aussage zu machen.«
    »Das weiß ich zu schätzen, Mr. Templeton. Ms. Powell, es wäre mir lieb, wenn Sie mir ein paar Fragen beantworten könnten, damit ich sicher bin, alles richtig verstanden zu haben.« Er bedachte sie mit einem freundlichen, onkelhaften Lächeln, unter dem sie innerlich erschauerte. »Ich werde Ihnen jetzt Ihre Rechte verlesen. Das ist Teil des Routineverfahrens, es gehört einfach dazu.«
    Er sprach die Worte, die jedem, der in seinem Leben auch nur eine Folge der Kriminalserien von
Kojak
oder
NYPD Blue
gesehen hatte, bekannt waren; und Kate starrte auf den Kassettenrecorder, der lautlos jedes Wort, jede Betonung der Worte aufzeichnete.
    »Haben Sie alles verstanden Ms. Powell?«
    Sie hob den Kopf und sah ihn reglos an. Der Vorhang war aufgegangen, dachte sie. Verdammt wollte sie sein, wenn sie die Sache jetzt vermasselte. »Ja, das habe ich«, bestätigte sie.
    »Sie waren bei dem Steuerberatungsunternehmen Bittie und Partner angestellt, und zwar von …« Er blätterte in einem eselsohrigen Notizbuch und las die Daten ab.
    »Ja. Sie haben mich direkt von der Universität geholt.«
    »Harvard, stimmt’s? Sie müssen ziemlich clever sein, wenn Sie in Harvard gewesen sind. Wie ich sehe, haben Sie sogar ein Baker-Stipendium gehabt.«
    »Ich habe hart dafür gearbeitet.«
    »Darauf wette ich«, sagte er in lockerem Ton. »Was für Sachen haben Sie bei Bittie so gemacht?«
    »Steuererklärungen, Finanzplanungen. Investitionsberatung. Hin und wieder habe ich auch mit dem Broker eines Klienten zusammengearbeitet, wenn er Wertpapierbestände anlegen oder erweitern wollte.«
    Josh hob einen Finger. »Ich möchte hinzufügen, dass meine Mandantin dem Unternehmen während ihrer Anstellung dort mehrere Großkunden zuführte. Ihre Leistungen waren nicht nur tadellos, sondern weit besser als die der meisten anderen.«
    »Aha. Und wie stellen Sie es an, neue Kunden zu bekommen, Ms. Powell?«
    »Kontakte, Netzwerke. Empfehlungen von Klienten, die bereits von mir betreut worden sind.«
    Mit sorgsam formulierten, ruhigen Fragen ging er ihren normalen Tagesablauf bei dem Unternehmen durch, bis sich allmählich ihre Anspannung verlor.
    Schließlich kratzte er sich im Nacken und schüttelte den Kopf. »Ich für meinen Teil verstehe nur Bahnhof, wenn ich all die Formulare ausfüllen soll, die Onkel Sam mir jährlich zukommen läßt. Früher habe ich sie jedes Jahr vor mir auf dem Küchentisch ausgebreitet und mit einer Flasche Whisky den Anblick erträglicher gemacht.« Er setzte ein gewinnendes Grinsen auf. »Schließlich hatte meine Frau die Nase voll, und jetzt lade ich jeden April den ganzen Kram auch bei einem Steuerberater ab.«
    »Wie die meisten anderen, Detective Kusack.«
    »Und jedes Jahr ändern sie tausend Dinge, nicht wahr?« Wieder lächelte er. »Aber jemand wie Sie kennt sich mit den Regeln sicher aus. Und weiß, wie man sie am geschicktesten umgeht.«
    Als Josh gegen den Ton der Frage Widerspruch einlegte, schüttelte Kate den Kopf. »Nein, die Frage kann ich gerne beantworten. Ich kenne die Regeln, Detective Kusack. Es ist mein Job, zu wissen, was schwarz ist und was weiß und wo es

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