So hell wie der Mond
nicht zu unterschätzen sind.«
Ohne im Tippen innezuhalten, griff sie nach ihrer Tasse Tee und versuchte so zu tun, als ob es Kaffee war. »Am Anfang haben wir größtenteils Margos Eigentum verkauft, und sie hat den Löwenanteil der Einnahmen dazu verwendet, ihre Gläubiger zufriedenzustellen. Allmählich aber befinden sich neue Sachen im Geschäft, für die wir …«
»Bitte erspar mir die Einzelheiten, Kate. Wir machen also Verlust im
Schönen Schein?«
»Am Anfang ja, aber inzwischen …«
»Und ich habe jeden Monat Geld genommen.«
»Natürlich hast du das. Schließlich musst du von irgend etwas leben. Ebenso wie wir«, schob Kate eilig nach, als sie merkte, dass Laura wieder einmal von Schuldgefühlen geplagt wurde.
Da sie erkannte, dass eine ausführlichere Erklärung unerläßlich war, wenn sie Laura beruhigen wollte, stellte sie ihre Tasse ab und zog sogar die Hand von der Tastatur des Computers zurück. »Das Ganze funktioniert folgendermaßen, Laura. Wir nehmen, was wir brauchen – dazu haben wir ein gutes Recht – und investieren den Rest wieder ins Geschäft. Immerhin hat jede von uns neben dem Laden auch noch persönliche Ausgaben, die es irgendwie zu bestreiten gilt. Sobald diese getätigt sind, wird der Rest des Gewinns wieder in den Laden gesteckt – falls es einen gibt.«
»Und falls es keinen gibt, sind wir in den roten Zahlen, was bedeutet, dass …«
»So sieht eben die Realität aus. Es ist nicht im geringsten ungewöhnlich, wenn man, nachdem man ein neues Unternehmen gegründet hat, erst mit Verlusten operiert.« Kate unterdrückte einen Seufzer und fragte sich, warum sie die Diskussion nicht anders begonnen hatte. »Vergiß für einen Augenblick diese Details, ja? Was ich dir melde, sind gute Neuigkeiten. Wir werden dieses Kalenderjahr nicht nur beenden, indem wir einen minimalen Lebensunterhalt verdienen und alte Schulden begleichen. Wir machen Gewinn. Einen echten Gewinn! Das ist selten bei einem Geschäft im zweiten Jahr. Nach meinen Berechnungen beschließen wir das Jahr mit einem fünfstelligen Nettogewinn.«
»Dann geht es also bergauf?« fragte Laura vorsichtig.
»Und ob.« Lächelnd strich Kate über die Tastatur ihres Computers, als wäre sie ein braves Kind. »Wenn die Wohltätigkeitsversteigerung genauso gut wie letztes Jahr gelingt, läuft alles mehr als gut.«
»Genau darüber wollte ich mit dir sprechen.« Laura zögerte und sah stirnrunzelnd auf die Zahlen auf dem Computerbildschirm. »Es läuft also wirklich alles gut?«
»Wenn du nicht mal deiner Finanzexpertin vertraust, wem dann?«
»Du hast recht.« Sie glaubte es ja sehr gerne. »Tja, dann wird es dir ja sicher keine allzugroßen Probleme bereiten, mir ein paar Schecks auszustellen.«
»Da bist du bei mir an der richtigen Adresse.« Summend nahm Kate Laura die Rechnungen aus der Hand, doch dann rang sie nach Luft. »Wofür, zum Teufel, soll das alles sein?«
»Erfrischungen.« Laura setzte ein strahlendes, hoffnungsvolles Lächeln auf. »Bewirtung. Oh, und Werbung. Hat alles mit der Versteigerung zu tun.«
»Himmel, so viel zahlen wir, bloß damit eine Gruppe altmodischer Typen uns mit Kammermusik betäubt? Warum können wir nicht einfach einen CD-Spieler aufstellen? Ich habe Margo doch gesagt…«
»Kate, dabei geht es ums Image des Geschäfts. Und dieses Trio ist keine Gruppe altmodischer Typen. Es sind lauter junge Musiker mit wirklichem Talent.« Während sie Kate begütigend die Schulter tätschelte, erkannte sie, weshalb Margo vorgeschlagen hatte, dass am besten sie die Rechnungen vorlegte. »Und das, was wir ihnen bezahlen, entspricht der Durchschnittsgage in der Branche. Ebenso wie das, was für die Kellner vorgesehen ist.«
Knurrend klappte Kate das Scheckheft auf. »Margo muss immer übertreiben und furchtbar angeben.«
»Das ist genau der Grund, weshalb sie uns derart ans Herz gewachsen ist. Denk einfach dran, wie in der Woche nach der Versteigerung die Kasse klingeln wird. All diese reichen, kapitalistischen Kundinnen mit mehr Geld, als sie je ausgeben können!«
»Du versuchst, mich zu beschwatzen.«
»Und, habe ich damit Erfolg?«
»Sag noch mal ›Mit mehr Geld, als sie je ausgeben können‹.«
»Mit mehr Geld, als sie je ausgeben können!«
»Okay, jetzt fühle ich mich besser.«
»Wirklich? Gut.« Laura zuckte zusammen und hielt dann den Atem an. »Wegen der Modenschau, die wir für Dezember geplant haben. Bist du immer noch unserer Meinung, dass es eine gute Idee
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