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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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aufgehenden Sonne funkelten.
    Anscheinend war die Morgendämmerung doch nicht die schlechteste Tageszeit. Das Licht schimmerte geradezu schmerzlich schön, und der Strand roch so neu und frisch, dass er fast irreal erschien. Die Luft war gerade kühl genug, um angenehm zu sein.
    Sie musste zugeben, dass sich ihre Muskeln locker anfühlten, geölt, als mache ihr Körper die Wandlung zu einer gut eingestellten Maschine durch. Irgendwie kam sie sich wie eine Närrin vor, weil sie sich so lange dagegen gesträubt hatte, nur weil ihr eine Veränderung als zu mühsam erschienen war.
    »Wo bist du in Atlanta immer gejoggt? Es gibt dort doch keine Strände wie hier.«
    »Dafür aber jede Menge Parks. Und bei schlechtem Wetter auf dem Laufband im Fitneß-Studio.«
    »Vermißt du es?«
    »Zum Teil. Die Magnolienbäume. Die langsame Sprechweise der Menschen. Meine Familie.«
    »Ich habe immer schon hier gelebt. Wollte nie irgendwo anders hin. Zwar bin ich gerne im Osten zur Schule gegangen. Es war schön, im Winter den Schnee und die Eisblumen an den Fensterscheiben zu sehen. Die Art, wie in Neuengland im Oktober die Blätter der Bäume bunt werden. Aber trotzdem wollte ich immer am liebsten hier sein.«
    Als sie in der Ferne die Stufen zum Garten erspähte, hätten ihre schmerzenden Waden beinahe applaudiert. »Margo hat an vielen verschiedenen Orten gelebt, und Laura ist viel weiter gereist als ich.«
    »Gibt es irgendeinen Ort, den du einmal besonders gerne sehen würdest?«
    »Nein, eigentlich nicht. Oder … Bora-Bora vielleicht.«
    »Bora-Bora?«
    »Ich habe auf der High School diesen Bericht darüber verfaßt. Du weißt schon, für Erdkunde. Fand ich wirklich toll. Einer dieser Orte, an die ich einmal reisen wollte, falls ich mal richtig Ferien mache. Einfach herumhängen, ohne irgend etwas zu tun. Oh, dem Himmel sei Dank«, keuchte sie und sank vor den Stufen in den Sand. »Geschafft!«
    »Wenn du dich nicht weiterbewegst, kriegst du einen Krampf.« Ohne jedes Mitgefühl zog er sie auf die Füße zurück. »Wenigstens gehen. Du musst dich langsam abkühlen. Warum bist du nie auf Bora-Bora gewesen?«
    Sie ging drei Schritte, beugte sich vor und atmete schnaufend ein und aus. »Also bitte, Byron, es gibt wohl kaum jemanden, der einfach so nach Bora-Bora fährt. Es war immer eher so etwas wie ein Tagtraum von mir. Glaubst du, dass sich die inneren Organe beim Joggen verschieben können?«
    »Nein.«
    »Dabei bin ich ziemlich sicher, dass eben meine Eierstöcke gerasselt haben.«
    Er wurde ein wenig blaß – »Bitte« reichte ihr die von ihm am Fuß der Treppe in den Sand gestellte Wasserflasche, pfiff nach den Hunden und kletterte langsam neben ihr die Stufen hinauf.
    »Normalerweise würde ich jetzt gerade erst aufstehen, in die Küche stolpern und zugucken, wie meine per Zeitschaltuhr angesprungene Kaffeemaschine die letzten paar Tropfen Wasser in den Filter spuckt. Um fünf vor halb neun würde ich aus dem Haus gehen, um viertel vor neun wäre ich in meinem Büro, würde dort ebenfalls die Kaffeemaschine anstellen und nähme um fünf vor neun, die nächste Tasse in der Hand, hinter meinem Schreibtisch Platz.«
    »Und um fünf vor zehn nähmst du die ersten Magentabletten ein.«
    »Ganz so schlimm war es nun auch wieder nicht.« Sie verstummte, als sie über den Rasen in Richtung des Hauses ging. Die Hunde kugelten vor ihr auf die Terrasse und stürzten erwartungsvoll auf ihre Freßnäpfe zu. »Bisher hatte ich noch keine Gelegenheit, Margo und Laura zu erzählen, dass Bittie mich zurückhaben will.«
    Byron zerrte den fünfundzwanzig Pfund schweren Sack Hundefutter aus der Abstellkammer. »Du hattest noch keine Gelegenheit dazu?«
    »Also gut – ich wusste nicht, wie ich es ihnen sagen sollte.« Während das Trockenfutter in die Plastiknäpfe polterte, trat sie unbehaglich von einem Bein auf das andere. »Ich habe das Gefühl, als ließe ich sie im Stich. Selbstverständlich ist das kompletter Unsinn. So würden sie es niemals sehen. Sie würden verstehen, dass die Partnerschaft für mich genau das richtige ist.«
    Byron stellte den Sack zurück und erlaubte den Hunden, zu frühstücken. »Ist sie das?«
    »Aber natürlich!« Sie strich sich die Haare aus der Stirn. »Wie kannst du überhaupt so eine Frage stellen? Schließlich habe ich genau auf dieses Ziel hin studiert und jahrelang hart gearbeitet. Die Partnerschaft war immer mein Traum.«
    »Also gut, dann!« Er tätschelte ihr freundlich den Rücken und betrat

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