So hell wie der Mond
während Kate sorgfältig das Preisschild von einer korallenroten Kaschmirtunika abzog.
»Das hoffe ich.«
»Oh, ganz bestimmt. Dies ist nämlich ihr Lieblingsgeschäft. Und meines auch.« Über die verschiedenen Gegenstände, die sie ausgesucht hatte, hinweg strahlte die Frau sie glücklich an. »Ich weiß gar nicht, wie ich über die Runden gekommen bin, bevor es Ihren Laden gab. Sehen Sie nur, was für wunderbare Weihnachtsgeschenke ich schon gefunden habe.«
»Da fangen Sie aber wirklich rechtzeitig an«, stellte Kate fest und zwang ihre Gedanken in die Gegenwart zurück. »Hoffentlich wird jeder mit seinem Geschenk zufrieden sein.«
»Meine Mutter würde sich selbst nie etwas derart Frivoles zulegen.« Die Frau fuhr mit einem Finger über die zarten Linien eines kristallenen Pegasus. »Aber dazu sind Geschenke schließlich da. Und wo außer hier fände ich wohl gleichzeitig eine antike Taschenuhr für meinen Vater, Kaschmir für meine Schwester, saphirbesetzte Manschettenknöpfe für meine Tochter, ein fliegendes Kristallpferd für meine Mutter und ein Paar marineblauer Wildlederpumps von Ferragamo für mich?«
»Stimmt – das alles zusammen gibt es sicher nur im
Schönen Schein«,
bestätigte Kate und freute sich über die Begeisterung der Frau.
Die Kundin trat lachend einen Schritt zurück. »Dieser Laden ist wirklich ein kleines Paradies. Könnten Sie wohl bitte alles außer den Schuhen einpacken? Ich glaube, ich schaue mich währenddessen noch einmal um, um sicherzugehen, dass ich nicht irgend etwas übersehen habe.«
»Lassen Sie sich ruhig Zeit.« Lächelnd packte Kate die Gegenstände nacheinander ein. Sie merkte, dass sie leise summte, als sie die Taschenuhr in ein kleines, elegantes Kästchen schob. Tja, was war schlimm an ihrem Liedchen? Was war schlimm daran, wenn man seine Tätigkeit genoss, selbst wenn man sie sich im Grunde nicht freiwillig ausgesucht hatte? Wenn man eine Arbeit übergangsweise verrichtete, dann war es wie ein Spiel.
Sie blickte auf, als Laura die Wendeltreppe von der oberen Etage herunterkam, wobei sie mit einer Kundin plauderte. »Ich weiß, dass Margo das Kästchen letztes Jahr auf einer Einkaufsreise in London erstanden hat, Mrs. Quint.«
»Oh, nennen Sie mich doch bitte Patsy, ja? Ich kaufe so oft bei Ihnen ein, dass ich das Gefühl habe, wir wären alte Freundinnen. Und genau so etwas habe ich gesucht.« Entzückt blickte sie auf das Schreibkästchen aus Kirschholz, das Laura in Händen hielt. »Aber schließlich habe ich bisher bei Ihnen noch jedesmal gefunden, was ich suchte. Deshalb bin ich ja so oft im
Schönen Schein.«
Sie lachte, als mit einem Mal ihr Blick auf das Kristallpferd fiel. »Oh, wie hübsch. Wie reizend! Aber leider war offenbar jemand anderer schneller als ich?«
»Ich!« Die erste Kundin richtete sich vor dem Tresen mit den juwelenbesetzten Puderdosen auf und lächelte. »Wirklich wunderschön, nicht wahr?«
»Einmalig. Sagen Sie, haben Sie nicht vielleicht irgendwo noch etwas Ähnliches für mich?« fragte sie Laura beinahe flehend.
»Es könnte da noch einen geflügelten Drachen geben – Glück gehabt! Er ist nur nicht ausgestellt. Kate?«
»Ja, weil die Auszeichnung fehlt, aber der Preis ist bereits festgelegt. Er liegt hinten im Lager. Ich werde ihn holen, sobald ich hier fertig bin.«
»Ich gehe schnell selbst, falls es Ihnen nichts ausmacht, eine Minute zu warten, Patsy.«
»Nicht das geringste. Wissen Sie, selbst mein Mann kauft gern bei Ihnen ein«, vertraute sie Kate an, als Laura im Lagerraum verschwand. »Was um so erstaunlicher ist, als ich ihn normalerweise nicht einmal dazu bewegen kann, mit mir eine Dose Erbsen kaufen zu gehen. Natürlich nehme ich an, dass er vor allem der hübschen Bedienung wegen gerne kommt.«
»Aus welchem Grund auch immer, wir sind für unsere Kunden da.« Kate klebte ein goldenes Schildchen auf das Papier, in das sie die Kaschmirtunika gewickelt hatte.
»Diese Puderdose hier!« Die erste Kundin tippte an die Vitrine. »Die herzförmige. Ich glaube, sie wäre genau das richtige für meine Schwägerin.«
»Dann hole ich sie Ihnen doch einfach mal heraus.«
Während die beiden Kundinnen über die Puderdose plauderten, verpackte Kate das Pferd. Als Laura mit dem Drachen aus dem Lager kam, entspann sich eine neue Diskussion; doch als sich abermals die Tür des Ladens öffnete, stießen alle Damen tiefe Seufzer aus.
»Oh, was für ein prachtvolles Baby!« Patsy preßte ihre Hände gegeneinander. »Ein
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