So hell wie der Mond
Ausdruck von Schmerzen und schlechter Laune gedeutet hatte, blankes Entsetzen war.
»Schon gut, Baby!« Um sie zu beruhigen, küsste er sie auf die Stirn. »Keine Angst. Du musst nicht hier bleiben.«
»Ich kann nicht.« Gleich würde sie hysterisch, merkte sie.
»Das wirst du auch nicht. Ich verspreche es.« Er umfasste ihr Gesicht und sah sie an. »Zuerst werde ich mit der Ärztin reden, und dann bringe ich dich heim.«
Ihr Vertrauen in ihn gewann die Oberhand. »Also gut. Okay.« Sie schloss die Augen. »Okay.«
»Warte eine Minute, ja?« Er trat auf die andere Seite des Vorhangs, wo die Ärztin ihn erwartete. »Sie hat eine Phobie. Das war mir bisher nicht klar.«
»Hören Sie, Mr. De Witt, den wenigsten Menschen gefällt es, die Nacht in einer Klinik zu sein. Es gibt Augenblicke, in denen gefällt es nicht mal mir.«
»Ich spreche nicht von normalem Widerwillen.« Frustriert fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. »Zunächst dachte ich auch, dass es das ist. Aber es ist viel mehr. Hören Sie, ihre Eltern kamen bei einem Unfall ums Leben, als sie noch ein kleines Mädchen war. Ich kenne die Einzelheiten nicht, aber anscheinend hat sie damals einige Zeit im Krankenhaus verbracht. Bei der Vorstellung, hier bleiben zu müssen, bricht sie in Panik aus, und normalerweise neigt sie nicht zu Hysterie.«
»Diese Untersuchungen sind wichtig«, wandte die Ärztin ein.
»Dr. … Hudd, nicht wahr? Dr. Hudd, sie hat ein Magengeschwür. Symptome wie aus dem Lehrbuch, falls ich so sagen darf. Das wissen Sie und das weiß ich.«
»Weil Ihre Mutter es gesagt hat?«
»Meine Mutter ist Chefinternistin im Atlanta General Hospital.«
Hudd zog die Brauen hoch. »Dr. Margaret De Witt?« Sie stieß einen Seufzer aus. »Wirklich beeindruckend. Ich habe eine Reihe ihrer Veröffentlichungen gelesen. Nun – obgleich ich dazu neige, ihre Diagnose als richtig anzuerkennen, bin ich sicher, dass auch sie weitergehende Tests für nötig hielte. Allen bisherigen Anzeichen nach handelt es sich um ein Zwölffingerdarmgeschwür, aber ich kann andere Möglichkeiten nicht ausschließen. Bestimmte Tests sind unbedingt erforderlich.«
»Und was ist, wenn der Zustand der sowieso schon vollkommen erschöpften Patientin durch die Panik vor den Untersuchungen noch verschlimmert wird?« Er wartete ein Sekunde ab. »Keiner von uns kann sie zwingen, die Tests über sich ergehen zu lassen. Sicher marschiert sie statt dessen einfach hier raus und schluckt weiter irgendwelche Tabletten, bis sie ein Loch im Magen hat, in das ein Golfball passt.«
»Nein, ich kann sie nicht zwingen, die Untersuchungen vornehmen zu lassen«, sagte Hudd entnervt. »Aber ich könnte ihr ein Mittel verschreiben als Gegenleistung für das Versprechen, dass sie ambulant zum Röntgen kommt, sobald sie erneute Schmerzen hat.«
»Dafür werde ich sorgen.«
»Das hoffe ich. Sie hat erhöhten Blutdruck und Untergewicht. Außerdem leidet sie unter Streß. Meiner Meinung nach steht sie kurz vor einem Zusammenbruch.«
»Ich kümmere mich um sie.«
Nach kurzem Überlegen nickte Dr. Hudd. »Sicherlich tun Sie das.« Ehe sie hinter den Vorhang trat, drehte sie sich noch einmal um. »Ist Ihr Vater Dr. Brian De Witt?«
»Thoraxchirurgie.«
»Und Sie sind …«
»In der Hotelbranche.« Er setzte sein charmantestes Lächeln auf. »Aber meine Schwester sind Ärztinnen. Alle drei.«
»Tja, in jeder Familie gibt es eben ein schwarzes Schaf.«
»Tut mir leid«, murmelte Kate. Sie hatte sich müde in ihrem Sitz zurückgelehnt und die Augen zugemacht.
»Tu einfach, was die Ärztin dir geraten hat. Nimm die Medikamente und guck, dass du ein wenig Ruhe bekommst. Und schieb dir vielleicht in Zukunft weniger Pfefferschoten rein.«
Sie wusste, dass er versuchte, sie zum Lächeln zu bewegen, und so tat sie ihm den Gefallen. »Dabei hätte ich gerade jetzt einen regelrechten Heißhunger darauf. Tja, ich wollte nicht fragen, ehe ich nicht sicher war, dass uns die Flucht tatsächlich gelingt – aber wie hast du sie dazu gekriegt, mich zu entlassen?«
»Mit Vernunft und Charme und, indem ich geschickt den Namen meiner Mutter fallen ließ. Sie gilt in Medizinerkreisen als ziemlich hohes Tier.«
»Oh!«
»Außerdem mit dem Versprechen«, fügte er hinzu, »dass du, falls du noch mal derartige Schmerzen hast, ambulant ein paar Untersuchungen über dich ergehen läßt.« Er drückte ihr die Hand. »Das ist nichts, was du einfach ignorieren kannst, Kate. Du musst sehen, dass du diese Sache in
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