So nah bei dir und doch so fern
örtlichen Rugby Club für den Empfang buchte und das Catering organisierte. Ich wollte, dass es zu einem Fest des Lebens und der Liebe wurde, bei dem alle Freundinnen und Freunde, die uns bei der Rückkehr in ein normales Leben geholfen hatten, Zeuge sein sollten. Über Facebook schickte ich eine Einladung an meine sämtlichen Freunde und Verwandten.
Einige von euch wissen vielleicht, dass unser Hochzeitstag ansteht, und was Besseres könnte man feiern? Jeder ist eingeladen. Geschenke unnötig, wir wollen stattdessen einen tollen Familienurlaub in Amerika! Kinder sind willkommen, ebenso Schwestern und Pfleger! Gebt mir Bescheid, ob ihr kommt. Ist jemand Vegetarier? Ich brauche eure Antwort, da wir keine formellen Einladungen verschicken und für das Catering die Zahl der Gäste wissen müssen.
Unsere erste Hochzeit war lustig. Wir hatten sie in Whitely Hall in South Yorkshire gefeiert, einem wunderschönen Herrschaftssitz aus dem sechzehnten Jahrhundert, der als Hotel diente. Nach dem Empfang spielten die Kumpels vom Rugbyclub bei glühender Hitze auf dem Rasen Cricket. Die Party am Abend war eine Disco mit Musik aus den Siebzigern und einem Meer aus violettem Knautschsamt, langen Perücken und fließenden Tuniken. Ich weiß noch, dass sich Marks Eltern weigerten, sich vor der Braut zu verabschieden, daher feierten sie um vier Uhr immer noch!
Statt Flitterwochen hatte ich diesmal einen zweiwöchigen Urlaub in Disney World in Florida geplant. Auch das organisierte ich bereits vom Krankenhaus aus. Donna, meine alte Schulfreundin, arbeitete in einem Reisebüro, und sie half mir bei der Suche nach Flügen und der Unterkunft. Die Ärzte hatten mir die Erlaubnis zu fliegen erteilt, und die Stroke Association besorgte mir eine Reiseversicherung, die sogar einigermaßen erschwinglich war.
Gewaltigen öffentlichen Rummel um Marks und meine Ehe zu machen, fiel mir leicht. Dagegen hatte ich nach meiner Rückkehr in unser Zuhause monatelang große Schwierigkeiten mit dem physischen Teil unserer Beziehung. Ich hatte psychische Probleme und konnte mit Intimität nicht umgehen. Lange war mein Körper öffentliches Eigentum der Ärzte und des Pflegepersonals gewesen, die meine geheimsten Winkel untersuchten und daran herumfummelten. Als ich wieder zu Hause war, konnte ich sagen: »Lass mich in Ruhe, ich habe genug Eingriffe gehabt!«
Es dauerte eine Weile, bis Mark und ich unsere körperliche Beziehung nach und nach wieder mit einer emotionalen Intensität aufleben lassen konnten, die ich nie für möglich gehalten hätte.
Unser Schlafzimmer war auch Schauplatz vieler lustiger Episoden. Neben dem Bett hatte ich ein Gehgestell, falls ich nachts mal auf die Toilette musste. Wenn ich aufstand und zum Bad schlurfte, wachte Mark jedes Mal auf, und er vermutete immer, ich würde absichtlich mit dem Gestell an jedem Möbelstück anstoßen, um ganz sicherzugehen, dass er wusste, dass ich unterwegs war. In Wirklichkeit war es in der Dunkelheit einfach schwer, sich zurechtzufinden und zu lenken, und mehr als ein Mal schaffte ich es nicht bis zum Bad, sondern fand mich auf dem Fußboden wieder und wartete lachend darauf, dass Mark mir aufhalf.
KAPITEL 42
In Pute und Fleischbällchen lauert Gefahr
N achdem ich so hart gekämpft hatte, das Krankenhaus verlassen zu dürfen, lässt es sich denken, wie stocksauer ich war, als ich wenige Wochen später dank eines Putengerichts in der Notaufnahme landete. Meine Speiseröhre war schon immer enger als normal. Ich erinnere mich, dass mich meine Eltern als Kind ständig ermahnten, das Essen richtig zu kauen, da es mir oft im Hals stecken blieb, und jetzt musste ich noch vorsichtiger sein, weil meine Muskeln schlechter arbeiteten.
In den ersten Wochen nach meiner Entlassung hatte ich mein Essen stets püriert, nach einer Weile, als ich mich kräftiger fühlte, war ich aber zu fester Nahrung übergegangen. Eine der Langzeit-Beeinträchtigungen durch den Schlaganfall waren die schwachen Muskeln in der Speiseröhre. Daher habe ich mir Regeln für das Essen auferlegt: Ich darf nur kleine Bissen nehmen und konzentriere mich geduldig aufs Kauen. Manchmal muss ich sogar den Finger benutzen, um das Essen im Mund zu verschieben, weil die Muskeln der Zunge noch zu schwach sind.
Wenn ich schlucke, muss ich das Kinn anziehen, um die Luftröhre zu schließen und die Speiseröhre zu öffnen, um nicht versehentlich zu ersticken. Für Notfälle, wenn ich spüre, dass das Essen den falschen Weg nimmt, habe
Weitere Kostenlose Bücher