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So nah bei dir und doch so fern

So nah bei dir und doch so fern

Titel: So nah bei dir und doch so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Allatt
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den Ferien sein würden, während ich alleine im Krankenhaus festgenagelt war.
    Jedes Jahr im Juni, um die Zeit meines Geburtstags, begleiteten Mark, die Kinder und ich, Alison und deren Familie zu einem Wohnwagen-Urlaub. Alison besaß einen Caravan auf einem Campingplatz nahe der Küste von Nord-Cornwall. Ich nahm sie gerne damit auf den Arm, sie sei eine gealterte, saturierte Wohnwagen-Tante, doch in Wirklichkeit handelte es sich um einen dieser noblen stationären Wohnwagen, die von manchen Leuten gerne als »Ferienhaus« bezeichnet werden, und die luxuriöser sind als die Wohnungen vieler Menschen.
    Zwei Mal pro Jahr, im Juni und August, mieteten unsere und eine andere Familie, die Manions, Wohnwagen auf demselben Campingplatz, und wir genossen dort die schönste Zeit unseres Lebens, indem wir surften, die Sanddünen hinaufliefen, schwammen und Rad fuhren. Seit der Babyzeit von Woody und Alisons jüngstem Kind Nicole, die nur sechs Monate älter und eng mit ihm befreundet war, hatten wir uns immer riesig auf diese Fahrten nach Cornwall gefreut.
    Manchmal kamen meine Mutter und Dave mit ihrem eigenen Wohnwagen auf einen nahe gelegenen Campingplatz und schlossen sich uns an. Ich erinnere mich noch, wie meine Mutter auf die Kinder aufpasste, während Alison und ich mit unseren Ehemännern in das Meeresfrüchte-Restaurant des Fernsehkochs Rick Stein in Padstow gingen. Was es zu essen gab, weiß ich nicht mehr, aber es war einer der schönsten Urlaubsabende. Wir lachten dermaßen viel, dass die Leute an den Nachbartischen glaubten, wir seien sternhagelvoll, dabei steckten wir uns mit unserer Albernheit nur gegenseitig an.
    In diesem Jahr sollte keine Ausnahme gemacht werden. Für meinen vierzigsten Geburtstag hatten wir eine große Grillparty am Strand geplant, doch als der Abreisetag kurz bevorstand, war klar, dass bei der Party eine wichtige Person fehlen würde – das Geburtstagskind. Hätte man mich vor einem halben Jahr gefragt, wie ich meinen vierzigsten Geburtstag verbringen wollte, hätten »sabbernd« und »bettnässend im Krankenhaus« bestimmt nicht auf der Liste gestanden.
    Genau das aber war die Realität. Ich schaffte einen Nachmittagsausflug außerhalb der Abteilung, doch eine Woche im Wohnwagen am anderen Ende des Landes kam nach Ansicht der Therapeuten überhaupt nicht in Frage.
    Diese Auskunft traf mich schwer. Ich hatte mich in der Therapie unglaublich angestrengt, um ein Mitfahren möglich zu machen. Ich konnte die rechte Seite bewegen, ich konnte einen Computer bedienen, und bei meinen Mundübungen machte ich ebenfalls Fortschritte, doch es reichte nicht. Ich war total am Ende.
    Mark, typisch Mann, wusste nicht, was der ganze Blödsinn sollte. Schließlich ging es nur um einen Geburtstag. Es war aber ein großer Geburtstag. Ich sah ein, dass Mark und die Kinder mal Ruhe brauchten. Vier Monate Stress mit dem Vereinbaren von täglicher Arbeit, jeden Tag Krankenhaus und sich um die Kinder kümmern, forderten bei meinem Mann ihren Tribut. Er hatte die Belastungsgrenze erreicht. Doch als der Abreisetag näher rückte, verfiel ich in eine tiefe Depression.
    Als Mark und die Kinder am 31. Mai fuhren, war ich untröstlich. Ich hatte das Gefühl, alle Menschen, die ich liebte, hätten mich abgeschrieben. Meine Familie und die beste Freundin waren auf dem Weg nach Cornwall, und selbst meine Mutter befand sich mit einer ihrer ältesten Freundinnen für fünf endlose Wochen auf einem schon lange geplanten Trip durch Amerika und Kanada. Sie hatte mit ihrem Gewissen gerungen, ob sie die Reise absagen sollte, war am Ende aber zu dem Schluss gekommen, sie dürfe ihre Freundin nicht hängen lassen. Glücklicherweise sprang mein Stiefvater in die Bresche und heiterte mich etwas auf, indem er mir einen Brief meiner Mutter vorlas, in dem sie von sich und ihrer Freundin berichtete und wie sie in ihrem Auto übernachteten.
    »Ich sage ihr ständig: ›Ihr seid doch nicht Thelma und Louise‹«, lachte Dave.
    Mutters Brief endete mit den Worten: »Meine großartige Kate! Du mit deinen wunderschönen, beneidenswert ausdrucksvollen Augen, ich vermisse dich ganz schrecklich. Bleib stark, sei ruhig und BENIMM DICH .«
    Benimm dich? Was konnte sie damit meinen? War ich etwa ein schlechter Patient? Nun gut, ich hatte mir den Ruf eingehandelt, ungeduldig zu sein und nicht zu gehorchen, aber das war doch nur der Tatsache geschuldet, dass ich mir selbst ein Ziel gesetzt und beschlossen hatte, mit meiner Familie in den Urlaub zu

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