So schmeckt das Oktoberfest
auch sonst gab es viele Neuerungen. Der Einzug der Wiesn-Wirte, der Anstich des ersten Wiesn-Fasses oder der Trachten- und Schützenumzug - das sind heutzutage die Höhepunkte des Oktoberfestes.
Der Einzug der Wiesn-Wirte auf dem Oktoberfest
An jedem ersten Wiesn-Samstag bewegen sie sich von der Sonnenstraße in Richtung Theresenwiese: die üppig geschmückten Brauereigespanne, auf denen mit Girlanden ausstaffierte Bierfässer transportiert werden, die Festwagen mit Maßkrug schwenkenden Kellnerinnen und die Kutschen der Wirte und Schausteller mitsamt ihren Familien. Angeführt werden sie alle vom Münchner Kindl und dem amtierenden Oberbürgermeister. Im Tross sorgen die Musikkapellen für zünftige Klänge.
Der Steyerer Hans
Seit 1887 schon bildet der Einzug der Wirte den zentralen Wiesn-Auftakt. Eigentlicher Begründer ist - so erzählt man sich’s - der aus Pasing stammende Steyerer Hans gewesen, der in den 1880er-Jahren zu einem bekannten Wiesn-Wirt wurde. Hans, der eigentlich Metzger war, wurde auch der »bayerische Herkules« genannt, denn er war imstande, ein ganzes, volles Bierfassl allein, nur mithilfe von Daumen und Zeigefinger zu stemmen! Auch auf der Wiesn wollte der herkulinische Hans ein Gewichtiger sein. Am Eröffnungstag der Wiesn von 1887 fuhr der Mann einfach einmal so mit der Kutsche direkt von seiner in Giesing gelegenen Wirtschaft zu der ihm gehörenden Wirtsbude auf die Wiesn - vierspännig, die Musikkapelle, seine getreuen Kellnerinnen, Schankkellner und die Köchinnen an seiner Seite. Obwohl ihm die Fahrt verboten worden war! Aber wie’s Ihr euch denken könnt: Dem Hans schrieb so leicht keiner was vor.
Ihr Manfred Schauer, d.S.v.d.W.
Jetzt wird’s amtlich - der Anstich
Nach dem Einzug in die Zelte hat dann der amtierende Oberbürgermeister die ehrenvolle Aufgabe, das erste Bierfass der neuen Wiesn anzustechen und das Oktoberfest damit feierlich zu eröffnen. Traditioneller Ausführungsort ist das Schottenhamel-Festzelt. Der Brauch geht zurück auf den Münchner Oberbürgermeister Thomas Wimmer, der 1950 zum ersten Mal das Bier in besagtem Zelt zum Strömen brachte - damals mit 19 Stößen. Heute wie damals bewegt die Frage, wie geschickt sich der OB beim Anstich anstellt, die Gemüter des Wiesn-Volks. Der OB Ude hat sich in den Jahren 2005, 2008 und 2009 wacker mit nur jeweils zwei Stößen geschlagen. Um Punkt 12 Uhr heißt’s dann in jedem Falle »O’zapft is!«. Hernach wird durch zwölf zu den Füßen der Bavaria losgelassene Böllerschüsse das Zeichen für den offiziellen Ausschankbeginn gegeben. Nun ist es auch den anderen Wiesn-Wirten erlaubt, ihre Fässer anzuzapfen, und die Wiesn kann ihren gewohnten, fröhlichen Lauf nehmen.
Der erste Hirsch
Die Pferdeln müssen fernbleiben aus den schönen Zelten, obwohl sie beim Einziehen geholfen haben. Jedoch gibt’s auf der Wiesn noch ganz anderes Getier, das durchaus in die Zelte darf, sogar muss. Gemeint sind nicht die in rauen Mengen gebackenen Hendl und Ochsen, sondern die Tiere des Waldes, allen voran die Hirsche. So werden nämlich von jeher die stolzen 200-Liter-Bierfässer genannt, die eben ungefähr so viel wiegen wie ein anständig ausgewachsener Hirsch.
Das erste angestochene Bierfassl ist auch ein Hirsch. Früher gab’s aber auch 15, 30 oder 50 Liter fassende »Reherl« und »Haserl« auf der Wiesn.
Waidmanns Heil! Ihr Manfred Schauer, d.S.v.d.W.
Der Trachten- und Schützenumzug
Einen Tag nach dem Anstich, am ersten Wiesn-Sonntag, ziehen dann die Schützen- und Trachtenvereine mit ihren geschmückten Festwägen durch die Stadt. Auch das Münchner Kindl ist wieder mit dabei. Neben dem Oberbürgermeister zählt der amtierende bayerische Ministerpräsident zu den traditionellen Ehrengästen, die den Zug in ihren Kutschen begleiten. Bei dem Umzug, der vom Maximilianeum durch die Innenstadt bis zur Festwiese führt, gibt es rund 9.500 Mitwirkende: Festlich gekleidete Trachtler, Sportund Gebirgsschützen, Fahnenschwinger, Spielmanns- und Fanfarenzüge geben sich ein Stelldichein. Neben Gruppen aus allen Teilen Deutschlands sind außerdem zahlreiche Delegationen aus ganz Europa vertreten. Sie künden vom internationalen Flair der Wiesn.
Der Umzug fand erstmals 1835 statt, anlässlich der Silberhochzeit von König Ludwig I. und Therese von Bayern. Seit 1950 ist er fester Bestandteil jeder Wiesn.
Beim Trachten- und Schützenumzug wechseln sich Schäffler und Gebirgsschützen mit festlich
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