So schmeckt das Oktoberfest
Bauch Münchens, das Quartier der Großmarkthalle und des Schlachthofes, bekommt durch das sich nördlich anschließende Gelände der Wiesn eine ausgesprochen wohltuende Ausbeulung.
Ihr Manfred Schauer, d.S.v.d.W.
Die Schausteller
Ohne Schaustellungen wäre die Wiesn einfach nicht die Wiesn. Den Höhepunkt ihres Publikumserfolges erlebten diese schillernden, manchmal lustigen oder auch skurrilen Veranstaltungen um 1900. Damals gab es eine Vielzahl solcher Unternehmungen, weitaus mehr als heute.
A weng wia damois
Die ursprüngliche Schaustellerei ist durch die modernen, aufwendigen Fahrgeschäfte heute etwas in den Hintergrund geraten. Es lohnt sich aber, den Traditionsveranstaltungen, die noch auf der Wiesn vertreten sind, einen Besuch abzustatten. Überlebt haben zum Beispiel der Flohzirkus, das Steilwandmotorradfahren, die Frau ohne Unterleib und ich, der Schichtl, übrigens mit Unterleib - Gott sei Dank.
Ihr Manfred Schauer, d.S.v.d.W.
Was alles zu sehen war
Bis vor ungefähr 50 Jahren erfreuten sich die Schausteller einer ungeheuren Popularität. Es gab sogenannte Panoptiken, in denen alles Mögliche zu sehen war, was man damals eben als sehenswert erachtete. Es wurden z. B. die dicksten Menschen gezeigt. Beliebt waren auch die akrobatischen Aufführungen der Turnergruppen. Seit den 1930er-Jahren wurde eine ganze Liliputanerstadt aufgebaut, die bis 1961 eine Sensation auf der Wiesn blieb. Berühmt war der Schausteller Carl Gabriel, der 1892 mit dem Wachsfigurenkabinett, das bereits sein Vater betrieben hatte, zum Oktoberfest kam. 1902 eröffnete er dann ein neuartiges Wirts- und Vergnügungszelt mit einer Pferdereitbahn im Inneren: das Hippodrom. 1910 brachte er das Teufelsrad mit dem Steilwandfahren und Motorbootfahrten auf künstlichen Seen auf die Wiesn. Schon Karl Valentin, Bertolt Brecht und Liesl Karlstadt haben sich hier amüsiert - natürlich auch beim Schichtl.
Als im Hippodrom noch Pferdl waren
Es gab noch echte lebendige Pferde im Hippodrom. Schwindelfrei waren sie wahrscheinlich, weil im Hippodrom gings hauptsächlich rund - für Pferd und Mensch. Schließlich standen die Pferdl auf der Reitbahn jedermann und selbstverständlich auch jeder Frau gegen ein entsprechendes Entgelt zur Verfügung, um seine bzw. ihre Reitkünste zu erproben. Steter Unterhaltungsstoff für die darum herum sitzenden Zeltgäste.
Der Rekommandeur vor dem Zelt war eine Legende und nebenbei auch Kofferträger vom Hauptbahnhof. Oder umgekehrt. Vielleicht war er auch ein legendärer Kofferträger, der im Hauptbahnhof nicht rekommandieren durfte. Er hatte auch eine Peitsche in Benützung. Trotzdem und in aller Deutlichkeit: Der Mann an sich galt als friedfertig.
Ihr Manfred Schauer, d.S.v.d.W.
Völkerschauen auf der Wiesn
Carl Gabriel organisierte auch Völkerschauen, auf denen Menschen aus den verschiedenen Erdteilen gezeigt wurden. Gemeinsam mit dem Hamburger Carl Hagenbeck veranstaltete er zum Beispiel eine »Riesenvölkerschau«, die sich aus einem Sudanesen-Dorf, einer Ecke »Wildwest« mit Indianern und Cowboys sowie einigen Arabern zusammensetzte. Zu Gabriels Repertoire gehörten zudem Tierschauen - darunter eine Ausstellung von angeblich 1000 Alligatoren und eine zusammen mit Hagenbeck veranstaltete Eisbärenschau.
Ich schaustelle, also bin ich …
… könnte ich wieder philosophieren. Ich möchte viel zur Schaustellerei auf der Wiesn sagen, aber immer wenn ich über all die Formen, wie der Mensch sich dort so zeigt, nachdenke, komme ich auf einen der ursprünglichsten Schausteller zurück: den Schichtl. Ich meine hier meine Vorgänger. Gott bewahre, dass ich mich selbst hier und heute ins Zentrum stellen möchte. Die Schichtls sind eine legendäre Schaustellerdynastie, die sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Ihr »Original-Zauber-Spezialitäten-Theater« führten sie dem Oktoberfest-Publikum erstmals im Jahre 1869 vor. Meine Zeit als Schausteller ist damit verglichen recht kurz, aber frühestens 2085 vorbei. Ein bisserl Optimismus möcht schon sein!
Ihr Manfred Schauer, d.S.v.d.W.
Links: Liesl Karlstadt, Bertolt Brecht und Karl Valentin in den 20er Jahren auf der Wiesn; Franziska Eichelsdörfer, von der Manfred Schauer das Schichtl-Theater übernahm. Rechts: Die Krinoline, ältestes Karussell auf der Wiesn, Blasorchester inklusive.
Man muss sich wundern, dass man überhaupt noch staunen kann.
Manfred Schauer, d.S.v.d.W.
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